-12-

5.6K 164 11
                                    

Ruby

Ich hatte gerade auf  James Nachricht mit ganz sicher nicht, geantwortet als es klingelte. Verwirrt stand ich auf und ging langsam die Treppe hinunter. Meine Schwester war wohl an der Tür, denn der Summer ertönte und ich wollte gerade schon umdrehen, als ich seine Stimme hörte. Das kann's doch nicht sein, fluchte ich, ich fragte mich schon, woher er meine Nummer hatte, aber woher zur Hölle hatte er meine Adresse.

Mit schnellen Schritten stürzte ich die Treppe hinunter und ging zügig in den Flur, wo er tatsächlich stand und sich gerade zu meiner Schwester beugte, ich wollte nicht wissen, was das werden sollte, also zog ich sie nach hinten und stellte mich vor sie. „Hä?", kam es von ihm, als er sich plötzlich höher richten musste, um mir in die Augen zu schauen. Meine Schwester lachte, und ich musste ebenfalls schmunzeln.

„Es gibt zwei von deiner Sorte?", fragte James und stand immer noch draußen. Nun gut, immerhin hatte man ihn erzogen, zumindest was das reinlassen an Türen anging. „Ja", antwortete ich knapp und dachte gar nicht daran ihn reinzulassen, an meine Schwester gewandt sagte ich, „kriege ich etwas Privatsphäre?". Sie grinste mich vielsagend an, nickte und verschwand zur Treppe. Wahrscheinlich würde sie lauschen, aber es würde ihr eh nichts bringen.

„Warum bist du hier und küsst fast meine Schwester?", fragte ich James und verschränkte die Arme vor meiner Brust. „Eifersüchtig?", er sah mich vielsagend an und übersprang einfach meine erste Frage, dann trat er doch ein und machte einen Schritt auf mich zu, „du kannst gerne einen haben". Er stand mir schon wieder so nahe, wie heute auf dem Sportplatz und das war echt nicht gut.

Ich wich einen Schritt zurück und schaute ihn hilflos an. „Ich erwarte immer noch eine Antwort auf die erste Frage", er rollte mit den Augen und machte die Tür zum anliegenden Zimmer zu. „Weil du jetzt mit mir auf ein Date gehst", gelassen nahm er meinen Arm und wollte mich mit sich ziehen, doch ich stemmte mich dagegen. „Spinnst du?! Ich gehe nirgendwo mit dir hin, also geh jetzt bitte und tauch hier nicht mehr auf", ganz davon abgesehen, dass meine Haare eine Katastrophe waren, hatte ich keine Lust mit James auszugehen.

Was wollte er überhaupt von mir, er hatte schließlich genug Püppchen, die genau das machten, was er sagte und hüpften, wenn er es befahl. „Na gut, ich hatte gehofft, dass es nicht so kommt, aber dann muss ich das wohl anders lösen", meinte er ehe ich mich versah, hatte er einen Schritt auf mich zugemacht, mich über seine Schulter geworfen und war rausspaziert. Ich klopfte wie wild auf seinem Rücken herum und schrie, dass er mich sofort runterlassen solle, aber weder meine Schwester noch mein Hund machten irgendwas dagegen.

Er schlug lachend die Tür ins Schloss, doch davor rief er nochmal ins Haus: „Sag deinen Eltern Bescheid, dass es bei Ruby heute spät wird", dann kehrte er um und lief zu seinem Auto oder zumindest vermutete ich das. In diesem Moment fand ich es wirklich äußerst schade, dass ich ihm nicht das Hemd vollkotzte das er trug. Vorsichtig setzte er mich auf den Beifahrersitz und sprang in den Fahrersitz neben mir.

„Ist das dein Scheiß ernst?", fragte ich und wollte wieder aussteigen, da hielt er mich fest und ich war mal wieder bewegungsunfähig. Wieso musste gerade jetzt meine Muskulatur versagen, schlimm genug, dass seine Stimme eine doofe Gänsehaut hervorrief, nein seine Berührungen lösten auch noch Betonfüße aus. „Komm schon", seine Stimme war rau und ich hörte ein wenig Verletztheit heraus, obwohl ich mir da bei James nicht ganz sicher war. Aber jetzt, wo wir schon mal fuhren, konnte ich mich auch zurücklegen und einfach abschalten.

„Fängt da etwa jemand an mir zu vertrauen?", stichelte er und nur mit viel Überwindung  konnte ich meine Augen wieder aufmachen. „Nein, einem Kidnapper kann ich leider nicht vertrauen", auch wenn das eigentlich kühl klingen sollte, kam es eher scherzhaft rüber und von der Seite sah ich ihn verschmitzt grinsen. „Du hast mir keine andere Wahl gelassen", ich verdrehte ein weiteres Mal meine Augen, wollte aber keine Diskussion anfangen.

Wir stoppten an einer kleinen Parkanlage und stiegen aus. Plötzlich kam mir ein guter Gedanke, den Idioten vor mir loszuwerden. „Ähm ich sollte nochmal kurz Flex schreiben wo ich bin", sagte ich und griff nach meinem Handy, dass Gott sei dank noch in meiner Hosentasche war. „Wer ist Flex?", fragte James und schaute mich interessiert an. Wow, dass ich das mal erleben durfte, ein wahrhaft konzentrierter und nicht arroganter James.

„Ja, mein Freund", ich lächelte schüchtern und bekam das gewünschte  Ergebnis. Er zuckte kurz zusammen und schien zu überlegen, dann unterzog er mich einer genaueren Musterung. „Und der heißt Flex?", seine Stimme klang ungläubig. „Naja mit vollen Namen Felix", ich war gerade verdammt froh, dass mein bester Freund Felix hieß und mit mir Herzchen schrieb. Kurz gesagt, er war schwul und das war in den meisten Fällen sehr hilfreich.

James mahlte mit seinem Kiefer und schien immer noch zu überlegen, also zückte ich mein Handy und schrieb Felix eine Nachricht mit gleich drei Herzchen, während mir James akribisch über den Arm schaute. Als ich das Handy wegsteckte, hatte er mal wieder so ein verschmitztes Grinsen und meistens verhieß es nichts Gutes. „Da du nun aber mit mir hier bist, darfst du dich einfach nicht in mich verlieben", er legte den Kopf schief und trat näher an mich heran und sein doofer Geruch vernebelte mir meine Gehirnzellen. „Hmm", antwortete ich halb versunken in seine grünen Augen, die helle graue Musterung in ihnen fiel mir erst jetzt auf. Okay, es fiel mir auf, weil ich auf einmal verdammt nah neben ihm stand. Idiot.

Ich wandte mich ab und schaute ihn an: „Also was willst du jetzt hier mit mir?". Als Antwort zog er mich über die Parkanlage zu einer Anhöhe und oben angekommen strahlte mir die Abendsonne in allen möglichen Facetten des Lichtes entgegen. „Wow", brachte ich nur heraus und stolperte zwei Schritte nach hinten, frontal in James harte Brust rein. Verdammt! Nach einer Weile des Schweigens, begaben wir uns zurück zum Wagen und er fuhr mich nach Hause.

Über die Fahrt hinweg musterte ich seine markanten Gesichtszüge und diese schönen glitzernden Augen. Er hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen und konzentrierte sich auf die Straße. „Wir sind da", sagte er und ich schüttelte leicht den Kopf um wieder im hier und jetzt anzukommen. „Danke für den Abend", bedankte ich mich artig bei James und stieg aus. Er nickte nur und als ich draußen war, gab er Gas und verschwand hinter der nächsten Ecke.

„Hallo junges Fräulein", sagte mein Vater, als ich im Flur meine Schuhe auszog, die James mir netterweise mitgenommen hatte, während wir uns angezickt hatten, „willst du uns deinen Freund nicht mal vorstellen?". Ich stockte kurz und schaute ihn grimmig an: „Er ist nicht mein Freund, Gott behüte hoffentlich muss sich nie irgendein Mädchen jemals seine Freundin nennen", und damit ließ ich meinen verdutzten Vater im Flur zurück und ging hoch.

Der Quarterbackback fürs Leben- Crashes und die Liebe 2Onde histórias criam vida. Descubra agora