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James

Ein Kellner fuhr den Wagen vor und ich stieg ohne etwas weiteres zu sagen in ihn
ein. „Ich finde es verabscheuend, dass du über Ruby wettest", sagte Ben in die Stille und drückte etwas fester aufs Gaspedal. „Und ich finde, dass es dich einen Scheißdreck angeht", platzte mir meine Antwort schneller heraus, als ich darüber hätte nachdenken können.

Ben bedachte mich mit einer hochgezogenen Augenbraue und fixierte sich dann wieder auf die Straße. „Du solltest endlich erwachsen werden, Thompson", er schaute weiterhin nach vorne, aber seine gesamte Kieferpartie war angespannt.

„Ich bin erwachsen", erwiderte ich und verdrehte die Augen, mein bester Kumpel hatte echt nichts besseres zutun, als mich unreif zu nennen und mich nach Hause zu fahren, so wie ein kleines Kind. „Ach ja? Dann würde sich Ruby auf dich einlassen und du würdest dich nicht durch die halbe Stadt vögeln müssen", ein heiseres Lachen erklang aus seiner Kehle.

Ich antwortete nichts, denn bei Ruby hatte er meine Probleme erkannt. Es stimmte, sie wollte nichts mit mir zutun haben, weil ich mich gerade nicht wie jemand benahm, der noch nicht so viele Mädchen im Bett hatte. Aber spätestens, wenn ich an ihr Interesse zeigen würde, dann wäre sie nicht mehr so eine unknackbare Nuss.

Vielleicht musste ich ein paar Opfer bringen, aber es würde sich bestimmt lohnen und danach könnte ich weiter machen, wie zuvor. Als wir die Einfahrt erreichten, hatte ich mich entschlossen, meine Püppchen mal nicht anzufassen und es bei Ruby mit kleinen Sticheleien und Nettigkeiten zu probieren.

Bevor ich jedoch aussteigen konnte, hielt mich mein bester Kumpel am Arm fest. „Bist du dir sicher, dass die Wette gut ist?", ich zog nur meine Augenbraue hoch und er ließ mich los. Vor dem Haus blieb ich stehen und schaute auf mein Handy. Ein verpasster Anruf von Unbekannt.

Wer das wohl war? Ich schaute schnell über meine Schulter zu Ben, doch der ging einfach an mir vorbei, schloss die Tür auf und betrat das Haus. Augenrollend klickte ich auf den Anrufbutton und wartete.

Nachdem es drei mal laut geklingelt hatte, quietschte mir eine ziemlich hohe Stimme ins Ohr. „Oh mein Gott Mc Kanzie er hat zurückgerufen", ich hielt das Handy weg von meinen Ohren und im nächsten Moment bereute ich, dass ich zurück gerufen hatte.

„Okay Mädels, wer ist da und was willst du?", brummte ich in den Hörer um ihn gleich wieder ein paar mehr Zentimeter von meiner Ohrmuschel zu entfernen. „Hier ist Aleaaaa", schrie mir das Mädchen durch mein Telefon entgegen.

„Schön, bitte lösch meine Nummer, Alea, ich habe kein Interesse an dir, danke", und damit legte ich auf und blockierte ihre Nummer, damit ich sie, falls Sie meine Nummer doch nicht löschte, auf Abstand halten konnte.

Angenervt von dieser hohen Stimme zog ich eine Grimasse und musste an Ruby denken. Dauernd schlich mir dieses Mädchen in meine Gedanken, ich konnte mich an nichts erinnern, dass ich nicht auf einmal mit dem Namen Ruby verband.

Ich stolperte durch die Tür ins Haus und ließ diese hinter mir laut zufallen, dann ging ich zu unserer Bar im Wohnzimmer. Es war dunkel und ich nahm die Zimmerkante mit. Fluchend und deutlich aggressiver holte ich mir eine Vodkaflasche aus der Glasvitrine und schraubte diese auf.

„Auf mich, bin der geilste Hengst im Stall", seufzte ich in den verlassenen Raum und wünschte mir sogleich eine nackte Karo, die auf meinem Schoß saß und mit mir trank. Anstattdessen kippte ich mir einen Shot nach dem anderen rein. Irgendwann dröhnte mein Kopf so sehr, dass ich zur Couch lief und mich dort fallen ließ.

Wenn Mia mich mochte, warum zur Hölle dann Ruby nicht? Mia und sie waren doch nicht allzu verschieden. Sie waren schließlich einer der wenigen, die noch nicht mit mir in der Kiste gelandet waren. Oder war Mia das doch? Ich wusste langsam nicht mehr wo vorne und hinten war oder mit wem und wann ich geschlafen hatte.

Ben hatte wohl recht gehabt, ich gewann die Wette nicht, solange ich Ruby nicht zeigte, dass ich auch ein richtiger Mann sein konnte. Was dachte ich mir nur dabei?! Verdammt, war ich nicht der begehrenswerteste Junge auf dem College gewesen. Ich brauchte das alles nicht, um Ruby rumzukriegen.

Ich brauchte nur mich und mein Auftreten. Sie konnte nicht einfach in mein Leben treten und alles verändern, was ich mir so mühsam aufgebaut hatte. Mein Kopf dröhnte und ich driftete langsam in einen unruhigen Schlaf davon.

Irgendjemand rüttelte mich wach. Sonnenstrahlen blendeten mich und ich gab ein böses Knurren von mir. „James!", der bedrohliche Unterton von Mia ließ mich zusammenzucken. Langsam klappte ich meine Augen auf und schaute direkt in ihr Gesicht.

Sie hatte eine dicke Sorgenfalte direkt über ihren Augen, sagte aber nichts. „Was ist los?", säuselte ich mit meiner vorhandenen Kraft und sank zurück in die Polster, ohne meine Aufmerksamkeit zu verlieren. „Es ist Dienstag mein Freund", dieser Satz reichte, dass bei mir alle Muskeln angespannt wurden und ich im nu vor ihr stand.

„Ich hätte Dienstag schreien sollen", grummelte Mia und lief voraus in die Küche, wo Ben gemütlich auf dem Tresen hockte und anscheinend seinen Spaß hatte. „Wenigstens geht es hier einem nach dem gestrigen Abend blendend", kommentierte ich seine gute Laune und setzte mich neben ihn.

„Ach gib doch einfach zu, dass dir etwas an Ruby liegt", vergnügt biss er in sein Sandwich und starrte auf seine Freundin, die den Abwasch ihres Tellers machte.

„Mir liegt nichts an dieser Bitch", das Wort ließ Mia den Teller fallen lassen. Schwungvoll drehte sie sich zu mir und funkelte mich aus ihren dunkelblauen Augen an. „Jetzt Hör mir mal genau zu James! Dieses Mädchen ist anständig und eine der wenigen, die nicht auf deine Maschen anspringt, ich bin froh, dass es solche guten Mädchen noch gibt! Nenn sie noch einmal Bitch und dir wird hören und sehen vergehen", ihre Ansprache bescherte mir pure Gänsehaut.

Noch nie hatte sich jemand getraut mir die Meinung derartig vor den Kopf zu werfen und sie hatte es gerade nicht nur gemacht, sie hatte mich auch dazu gebracht an meiner gesamten Einstellung für genau fünf Sekunden zu zweifeln. „Ich bin im Recht", murmelte ich nur, doch das war anscheinend mein zweiter Fehler, denn sie fackelte nicht lange und gab mir eine schallende Backpfeife.

Ruby

Wutschnaubend stieß ich die Tür zur Küche auf und traf auf Eve. Sie hatte rote Wangen und grinste durchgehend. Als sie mein Gesicht sah, wandelte sich ihr Gesichtsausdruck, von verliebt in schockiert. „Was ist los?", ihr hübsches, naives Gesicht ließ mich stoppen.

„Dieser Idiot James, der führt sich wie sonst einer auf!", ich lächelte sie trotz meiner ganzen Wut im Bauch nett an. „Wieso?", die Frage holte mich in die heiße, laute Küche zurück. „Wieso was?", fragte ich stirnrunzelnd und ging neben ihr her in Richtung der Bestellungsannahme.

„Wieso ist James ein Idiot?", das Mädchen vor mir hatte keine Ahnung. Vielleicht war Eve einfach noch zu Jung und sie wusste nicht, was ich meinte, doch selbst sein Versuch bei mir Eifersucht zu erzeugen, weil er mit ihr sprach, hatte sie nicht erkannt. „Hör zu Eve, der Junge ist nicht gut für dich, er hatte schon wer weiß wie viele Mädchen in seinem Bett", ihre Augen wurden von Satz zu Satz größer.

„Aber er schien ganz nett", versuchte sie ein letztes Gegenargument zu bringen, welches ich sofort unterwarf. „James ist ein Heuchler, er macht jedem Mädchen dasselbe vor, nur um sie rumzukriegen", erinnerte ich Eve und nahm zwei volle Gläser von der Theke, „finde den richtigen Eve, er ist es nicht".

Mit diesem letzten Satz, der mir im Nachhinein ziemlich weise vorkam, verließ ich die Küche wieder und machte mich erneut auf, den Jungs ihre Getränke zu bringen. Der Job war schnell erledigt, jedoch stockte ich kurz, als ich sah, dass James und Ben nicht mehr da waren. Hatte James sich jetzt ernsthaft meinetwegen verzogen?

Ich hätte ihm mehr Standfestigkeit zugetraut, allerdings wollte ich keinen der Anderen fragen, denn dann hätte ich ja Interesse gezeigt. Allerdings warfen mir zwei von ihnen dauernd so komische Blicke zu, was ich ziemlich merkwürdig fand.

Nach meiner Schicht war ich ziemlich geschafft und todmüde, am liebsten wäre ich einfach nur ins Bett gefallen und hätte mich hundert Stunden Schlaf hingegeben. Aber leider hatte ich noch einen ganzen Kram für die Uni zu erledigen. Nachdem ich sämtliche Hefter durchgegangen war und mir Notizzettel geschrieben hatte, verfiel ich in einen tiefen Schlaf.

Der Quarterbackback fürs Leben- Crashes und die Liebe 2Where stories live. Discover now