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James

Der Tag verlief danach unspektakulär. Ruby kam nach ihren Kursen zu mir und wir schauten uns zusammen einen Film an. Ich musste zugeben, dass Ben vielleicht gar nicht so falsch lag, sie war die Richtige, aber eben nicht jetzt. Allerdings verstärkte sich das Gefühl, sie andauernd in meinen Arm nehmen zu wollen und sie nie wieder gehen zu lassen, von Minute zu Minute. Nachdem Ruby nach Hause gegangen war, machte ich noch ein paar Arbeiten für ein paar meiner Kurse und fiel erschöpft ins Bett.

Ben hatte ich den ganzen Tag nicht mehr gesehen und es kam mir so vor, als hätte er das absichtlich gemacht, auch zum Training am nächsten Tag kam er nicht. Während ich es nicht sehr schlimm fand, bekam ich dauernd fragende Blicke von den Anderen. Obwohl Ben beim Training nicht auftauchte, saß Mia wie sonst auch immer mit dem Trainer auf einer Bank und schaute uns zu. „Wo ist Ben?", fragte ich sie in der Halbzeitpause und ließ mich neben sie sinken.

„Zu Hause, er ist krank", antwortete sie und reichte mir eine Wasserflasche aus dem Spender neben ihren Füßen. „Solltest du dann nicht lieber bei ihm sein?", ich nahm das Wasser dankend  an und trank einen Schluck. „Ich sollte herkommen", sie zuckte mit den Schultern. „Willst du mir was sagen?", es kam mir nicht gerade logisch vor, dass sie hier saß, obwohl Ben krank zu Hause lag. „Allerdings, aber das würde zu lange dauern", schnaufte sie und blitzte mich mit ihren Dunkelblauen Augen an. „Okayy", ich zog das y besonders lang heraus und bekam es langsam mit der Angst zu tun.

„Du solltest über all das nachdenken, was Ben zu dir gesagt hat", riet sie mir. „Ich hab darüber nachgedacht und empfinde sein Verhalten als engstirnig und kindisch", antwortete ich bestimmt. Mia schoss aus ihrem Sitz hoch und war nur Millimeter von meinem Gesicht entfernt. „An deiner Stelle Thompson, würde ich beten, dass Ruby für immer bei mir bleibt und an deiner Stelle hätte ich diese Wette in den Wind geschossen!", schimpfte sie und in dem Moment fiel bei mir der Groschen. Ben hatte ihr alles erzählt und er hatte die Wahrheit gesagt. Es war nicht mal so, dass ich ihm hätte sauer sein können, weil er log um mich und Ruby zu entzweien. Nein, er sagte die Wahrheit, weil er wusste, dass ich tief in der Scheiße steckte und es selbst nicht mal bemerkte.

„Ich sehe du hast es endlich gecheckt", murrte sie. „Was soll ich machen, ich hab doch keine Wahl", sie ließ sich kraftlos auf die Bank zurück sinken und massierte ihre Stirn. „Sei ein Mann und sag ihr die Wahrheit", antwortete sie. „Ähm Hallo? Ich bin ein Mann!", ich deutete auf meine Hose und verschränkte dann die Arme vor meiner Brust. „Jetzt machst du dicht! Wenn du wirklich Eier hast James, dann erzählst du ihr die Wahrheit und rutschst auf Knien nach ihrer Vergebung", erklärte sie mir, während ich nur dumm aus der Wäsche schaute und ihrer Predigt zuhörte.

„Ich habe Eier in der Hose, da kannst du wirklich jede fragen", sagte ich abwehrend. Sie stöhnte und verdrehte ihre Augen. „Hör mir zu James oder lass es, aber mich zu verarschen ist echt scheiße", sie schlug mir leicht mit der Hand gegen meinen Brustkorb. „Autsch, du brichst mir mein Herz", ich mimte den verletzten Jungen und verzog mein Gesicht zu einem Hundeblick. „Glaub ja nicht, dass das bei mir zieht", zischte sie aufgebracht, aber ich merkte, dass es eben doch zog. Aufgebracht, weil ich angefangen hatte zu lachen, stapfte Mia davon.

Nach dem Training stand Ruby vor der Umkleide und schien auf mich zu warten. „Hey", begrüßte sie mich und gab mir einen sanften Kuss. „Hallo und wer sind sie?", fragte ich schelmisch lächelnd, während ich sie erneut an mich heranzog, um ihr einen richtigen Kuss zu stehlen. „ Das solltest du lieber wissen Freundchen", sie entwand sich meiner Umarmung und griff stattdessen nach meiner Hand. „Zu dir oder zu mir?", ich ließ mich von ihr zum Parkplatz ziehen und hatte nicht mal ein Hauch von jenem Gefühl, über alles die Kontrolle haben zu müssen.

„Zu mir", antwortete ich, als ich die Fahrertür zuschlug. „Können wir dann noch kurz wo vorbei fahren, ich laufe dann zu euch", fragte sie und machte einen Schmollmund. „Wenn du das wünschst", neckte ich sie und trat aufs Gaspedal. „Ich muss noch was abholen", informierte sie mich, „Achja hast du mittlerweile deinen alten Football wiedergefunden?". Ich schüttelte etwas traurig meinen Kopf und schaute kurz in den Rückspiegel, bevor ich mich an sie wendete.

„Nein, er ist einfach weg und dabei wollte ich ihn zur Reparatur bringen, aber das kann ich wohl vergessen", ich lenkte den Wagen in eine Parklücke vor der großen Einkaufshalle und ließ Ruby aussteigen. „Bis nachher", sie warf mir eine Kusshand zu, bevor sie die Tür zuschlug. Sie war so perfekt und die Angst sie zu verlieren machte sich in mir breit. Ich ließ die Scheibe runter und schrie ihr ein ich liebe dich hinterher, was sie nur mit einer Handbewegung erwiderte. Wenn das so weiterging, würde ich sie für immer behalten wollen, was jetzt schon der Fall war. Ich hatte keine Chance mehr zu entkommen, ich musste diese Wette auflösen und zwar schnell.

Ich schaffte es in wenigen Minuten nach Hause zu fahren, indem ich heute mal vergaß, dass es Straßenverkehrsordnungen gab. An unserem Haus angekommen schloss ich die Tür auf und ließ sie sogleich hinter mir wieder zufallen. Zu meinem Glück stand Ben in der Küche. „Gut, dann geh einfach außen rum, wenn du da bist", er beendete das Gespräch und drehte sich zu mir. „Ah, der verlorene Freund", begrüßte er mich und griff nach einem nassen Teller neben der Spüle. „Ich bin so ein mieses Arschloch", kam ich auf den Punkt und ließ mich vor ihm auf einen Barhocker sinken.

„Erzähl mir etwas Neues", brummte Ben und musterte mich kurz. „Diese Wette war ne blöde Idee, ich will sie nicht verlieren, sie gehört zu mir", erklärte ich meine Situation und sah ihm flehend in die Augen. „Was soll ich denn jetzt machen?", jammerte ich weiter. Er blieb eine Weile still und trocknete die Teller ab, bevor er den Kopf schief legte und mich anschaute. „Was fehlt dir noch?", fragte er und atmete tief aus. „Sie muss nur noch <Ich liebe dich> sagen und dann bin ich frei, dann hab ich diese Wette gewonnen aber...", ein dumpfer Aufprall von einem Gegenstand unterbrach mich. Mit einem Ruck fuhr ich herum und schaute in braune Augen mit grünen Splittern. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als ich sie sah.

Ruby schaute mich fassungslos an, ich sah, wie sich Tränen in ihren wunderschönen Augen bildeten und dann drehte sie sich um und rannte davon.

Der Quarterbackback fürs Leben- Crashes und die Liebe 2Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ