4. Frau Reiß

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In Deutsch haben wir meine meistgehasste Lehrerin. Frau Reiß. Eine alte, mies gelaunte Schachtel, die mich, warum auch immer, auf dem Kicker hat. Von Anfang an schon. Alles schiebt sie mir in die Schuhe, Hauptsache, sie kann mich zur Sau machen. Vor möglichst vielen Leuten.

Schon mit Null Bock, mache ich mich mit Jessy und dem Rest meiner Klasse auf zu den letzten beiden Stunden. Deutsch ist eines der wenigen Fächer, für welches wir den Raum wechseln müssen.
Frau 'Ich trete Hundebabys' ist schon da, als Jessy und ich als letztes den Raum betreten wollen. Jessy geht vor mir.

Ich setze gerade den ersten Fuß in den Raum, als mich die alte auch schon anmacht. „Mr.Walker, wie sehen Sie denn aus? Besitzen Sie keinen Spiegel Zuhause?", ihre eklige Stimme verursacht beinahe eine Gänsehaut. Ich bleibe stehen, Jessy ebenso, und sehe zu der Hexe. „Setzen Sie sich, Mr.Raynolds.", mit einem entschuldigenden Blick geht Jessy weiter und setzt sich auf seinen Platz. Ich bleibe weiterhin im Türrahmen stehen und sehe Frau Reiß gelangweilt an. Das nervt sie nämlich. Am liebsten würde sie mich weinen sehen, oder ängstlich. Oder noch besser, gar nicht.

Im Raum ist es still geworden, meine Mitschüler sehen gespannt zwischen Frau Reiß und mir hin und her. Sie können sie auch nicht leiden, niemand kann das, aber niemand von den Schülern traut sich etwas gegen sie zu sagen, da niemand will, dass er der nächste ist. Ich kann es niemandem verübeln, ich hätte auch lieber meine Ruhe, trotzdem würde ich mich für jeden einsetzen, der grundlos fertiggemacht wird.

„Da Mr.Walker einige hier abzulenken scheint, wird er den Unterricht verlassen. Sofort. Ich will Sie heute nicht mehr sehen.", will die mich verarschen? „Wollen Sie mich verarschen?", knurre ich durch zusammengebissene Zähne. Sie lächelt kurz böse, ehe sie mit der Hand auf's Pult schlägt. „Achten Sie auf Ihre Wortwahl! Und jetzt raus!", dabei deutet sie auf die Tür. Mit geballten Fäusten drehe ich mich um, sehe dahei Jessy an, der aufstehen will, um mir zu folgen, ich deute ihm aber, sich wieder zu setzen.
„Ihr Unterricht ist eh scheiße.", sage ich laut und deutlich und trete aus der Tür, um sie mit ganzer Kraft zu zuknallen. Durch die Tür schreit sie mir noch nach: „Das wird ein Nachspiel haben!", augenrollend sehe ich in den leeren Flur. Toll, was soll ich jetzt machen? Es ist erst 11, wenn ich jetzt schon nach Hause gehe, wird meine Mom fragen, was los ist. Sie weiß nichts von meinem Krieg mit dieser untervögelten Bitch.

Seufzend gehe ich in Richtung Cafeteria. Dann penn' ich halt 'ne Runde. Damit kann ich auch leben.

•~•

Stirnrunzelnd hebe ich den Kopf, als ich einen Blick auf mir spüre. Seit ungefähr 15 Minuten sitze ich in der Cafeteria und versuche zu schlafen.
Ich richte mich auf und sehe mich um. Mein Blick fällt auf einen Typen, der an einem der Eingänge zur Cafeteria steht und mich anstarrt. Also so wirklich anstarrt. Es brennt schon fast, so sehr starrt der.

Skeptisch lasse ich meinen Blick an ihm auf und ab wandern.
Er trägt eine kurze Jeansfarbene Hose, schwarze Schuhe und ein rotes V-Ausschnitt T-Shirt. Er ist groß, etwas größer als ich und hat braune Haare. Außerdem ist er muskulös und sieht verdammt gut aus. Seine grünen Augen sehen mich fasziniert an.
Wenn ich schwul wäre, würde ich ihn nicht von der Bettkante stoßen. Ich schätze mal, dass er auch älter ist als ich. Ich habe ihn hier noch nie gesehen und er sieht auch nicht wie ein Schüler aus. An ihn würde ich mich erinnern, wenn er hier schonmal gewesen wäre, er hat immerhin eine sehr dominante Erscheinung und strahlt diese Dominanz auch aus.

Als er mich immer noch anstarrt und nicht den Anschein macht, damit aufzuhören, spreche ich ihn an. „Kann ich dir irgendwie helfen?", ich will doch einfach nur meine Ruhe.

Fighter BxBWhere stories live. Discover now