8. Der Wolf ist immer noch in meinem Garten

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Ich betrete den Garten und lasse mich neben dem Wolf ins Gras fallen. Das Handtuch drücke ich fest auf die blutende Wunde. Irritiert runzle ich allerdings die Stirn und ziehe das Handtuch wieder zurück. War die Wunde eben nicht noch größer?

Ich drehe meinen Kopf und sehe dem Wolf in die Augen. Er beobachtet mich ebenfalls. „Wenn du verstrahlt bist, solltest du mir das langsam mal sagen.", mal im Ernst, irgendwie ist die Wunde kleiner geworden!

Zögernd drücke ich das Handtuch wieder in das blutige Fell. Was mache ich jetzt? Ich kann ja schlecht die ganze Zeit hier sitzen bleiben. Außerdem ist es nur eine Frage der Zeit, bis Cole kommt.

Leise seufzend fahre ich mir mit der nicht blutverschmierten Hand durch die Haare, ehe ich wieder zum Kopf des Wolfes sehe. Er liegt neben seinen Pfoten auf dem Boden und hat die Augen geschlossen. Schläft der?!

•~•

Nach ein paar Minuten stehe ich auf und gehe zum Haus. Der Wolf schläft tatsächlich. Am helllichten Tag in meinem Garten.
Die Wunde hat aufgehört zu bluten, weshalb ich das Handtuch weggenommen habe.

Im Haus gehe ich direkt zur Spüle in der Küche und wasche das Blut von meinen Händen. Das Handtuch...keine Ahnung, schmeiße ich mal in die Wäsche.

Als ich aus dem Badezimmer wieder nach unten ins Wohnzimmer gehe, stürmt Cole die Treppen runter. Und natürlich stolpert er. Schnell fange ich ihn auf. „Mein Gott, Cole! Pass auf!", motze ich ihn an und stelle ihn auf seine Füße. Er schmollt und sieht zu mir hoch. „Tut mir leid.", murmelt er und wendet den Blick ab.

Ich werfe schnell einen Blick durch die Glastür nach draußen auf den Wolf. Der liegt immer noch bewegungslos im Gras. Der Pfeil hat ihm wohl ganz schon zugesetzt.

Bevor Cole meinem Blick folgt, lenke ich ihn ab. „Willst du was essen? Hast du Durst?", Cole sieht mich wieder an und nickt.
„Na dann komm.", ich nicke in Richtung Küche. Er läuft an mir vorbei und klettert auf einen der Stühle.

Ich schmiere ihm ein Nutellabrot und fülle ein Glas mit Wasser. Cole isst gierig, während ich mit meinen Gedanken wieder abdrifte.
Wer hat den Wolf angeschossen? Vorallem, wer schießt mit einem Pfeil? Zusätzlich ist es verboten in dem Wald hinter dem Haus zu jagen.

„Boah guck mal!", schreit Cole plötzlich. Ich zucke zusammen und sehe auf seinen Stuhl. Der leer ist.
Sofort sehe ich mich um und entdecke ihn an der Glastür zum Garten, wo er sich die Nase an der Scheibe platt drückt. Hat ja super geklappt ihn abzulenken. Props to me.

Schnell stehe ich auf und gehe auf ihn zu. „Da ist ein Wolf!", schreit er aufgeregt und sieht mit großen Augen nach draußen. Seufzend ziehe ich ihn von der Scheibe weg. „Das ist gefährlich, Cole.", Cole murrt. „Aber er macht doch gar nichts! Ich will nur mal gucken gehen, bitte!", bittend sieht er mich an. Aber das kann ich nicht machen. Nur weil der Wolf mir nichts getan hat, heißt das noch lange nicht, dass er Cole auch nichts tut. Außerdem hat er mir bis jetzt wahrscheinlich auch nur nichts gemacht, weil ihn die Wunde scheinbar schwächt.

Ich sehe Cole ernst an und schüttle den Kopf. „Nein, Cole. Schau ihn dir doch mal an, der ist verdammt groß und außerdem ist er verletzt. Wenn er dir was tut könnte ich mir das nie verzeihen.", Cole lässt enttäuscht die Schultern hängen und sieht sehnsüchtig nach draußen in den Garten.
„Geh doch noch hoch spielen, es ist sowieso bald Zeit für's Bett.", er nickt enttäuscht und geht.

Ich sehe ihm noch nach, dann wende ich mich wieder dem Wolf zu.
Vielleicht weiß Jessy ja, was ich mit dem machen soll, er wohnt ja im Wald. Da kommt bestimmt mal der ein oder andere Wolf vorbei.

Fighter BxBWhere stories live. Discover now