7.

260 21 38
                                    

Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Alleinsein und dem Einsamsein.

Alleinsein ist nicht schlimm. Die Ruhe, wenn man alleine Zuhause ist und Dinge erledigen kann, die man nur tut, wenn man ungestört ist. Man ist alleine, aber du weißt, du bist es nicht weil du Menschen hinter dir stehen hast, die dich nicht vereinsamen lassen. Und das weißt du, während du alleine bist. Zur jeder Sekunde weißt du, du bist nicht alleine, obwohl du alleine bist.

Aber wenn du einsam bist, bist du vollkommen allein. Auch wenn du in einer Menschenmasse stehst. Da hast du Keinen, oder das Gefühl, dass es niemanden in deinem Leben gibt außer dich und das reicht nicht. Menschen brauchen die Gesellschaft anderer Menschen, ansonsten funktionieren wir irgendwann nicht mehr richtig. Einsam bist du im Herzen. Es fühlt sich taub an und falsch. Unwohl und nicht vollkommen.

~~~

Ich fühle mich einsam im Harmonie.

Obwohl das Café fast aus allen Nähten platzt und ich nur von Menschen umgeben bin, fühle ich mich einsam. Sie alle unterhalten sich mit jemand anderem. Lachen, scherzen, blödeln und ich stehe daneben. Gehöre zu niemanden.

"Hey du Dussel. Sei nicht so ganz in deinen Träumen", zieht mich Sina, meine Kollegin, auf.

Obwohl sie noch krank ist und eigentlich ins Bett gehört, arbeitet sie an meiner Seite.

Sina ist ein besonderes Mädchen, wobei man auf den ersten Blick gar nicht bemerkt, dass sie weiblich ist. Mit ihren kurzgeschorenen braunen Haaren, der viel zu weiten Kleidung und sogar ihre Figur sieht ein wenig männlich aus. Aber trotzdem ist sie weiblich und auf ihre Art wunderschön. Dazu unterhält sie sich immer mit mir über Harry Potter, da kann man sie nur mögen.

"Du hast gut zu reden, wegen dir musste ich gestern den ganzen Tag hier sein und bin immer noch voll fertig deswegen. Ich hoffe für dich, dass du mich niemals wieder alleine lässt, Fräulein Sina.", schimpfe ich sie aus und knuffe sie.

Wir im Harmonie sind sowas wie eine Familie. Elexis ist unsere Mutter, ich die älteste Tochter (obwohl ich die Kleinste bin), Sina das Mittelkind und Niklas unser Jüngster. Wobei er nur ab und zu aushilft, da er das Patenkind von unserer Mutter ist und viel beschäftigt ist. Aber wenn das Geld am Ende des Monats knapp wird, kommt er zu seiner Patentante angedackelt mit großen Hundeaugen.

Die Tür geht auf und erwartungsvoll blicke ich dort hin, aber ich wurde enttäuscht. Es ist nur ein Kind, dass sich zu seinen Freunden begibt.

Ich gebe nicht zu, dass ich insgeheim auf Sebastian warte, aber ich warte auf ihn.

"Auf welchen heißen Kerl wartest du denn, Schwester?", fragt Sina, während sie abkassiert.

Es ist nichts Neues, dass sie meine Gedanken lesen kann und ich wundere mich nicht mal mehr darüber.

"Auf niemanden", brumme ich, doch meine geröteten Wangen verraten mich.

Sina stürmt direkt zu mir. Mit ihren großen braunen Augen starrt sie mich intensiv an.

"Was. Habe. Ich. Verpasst?"

Bei jedem Wort macht sie eine Pause, um mehr Nachdruck zu verleihen. Tatsächlich klappt es.

Im selben Moment als ich antworten will, dass nichts passiert ist, kommen weitere Kunden die Türe rein. Automatisch schaue ich dahin und mir bleibt glatt die Luft weg.

Sina sucht den Grund meiner Erstarrung.

"Ist das nicht Markus?", wispert sie mir zu.

Ich nicke und ergänze: "Mit Blondie"

Balsam für meine SeeleWhere stories live. Discover now