Epilog

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"Ey Milky Way, iss nicht die ganzen Knödel auf", ziehe ich meinen Bruder auf.

Er sieht mich nur von gegenüber an, mit seinen feixenden Augen und schaufelt sich noch mehr herein. Wenn er so weiter alles in sich reinschaufelt, werden wir verhungern.

"Ernsthaft? Du nennst ihn Milky Way? Abgefahren", meldet sich Hazel zu Wort, die neben unserem Bruder sitzt. Mittlerweile habe ich die Kleine ins Herz geschlossen. Sie ist ein ganz besonderes junges Mädchen und ich bin mir sicher, dass sie später ganz groß rauskommen wird und die Welt von ihr hören wird.

Daneben sitzt ihre Mutter und nicht zu vergessen auch ihr Vater. Die ganze Familie ist anwesend.

"Ärger deinen Bruder nicht, Livia", kommt von meiner Mutter lachend. Sie lacht zurzeit mehr als sonst, ist fröhlicher und harmonisch. Sie ist aufgegangen in ihrer Rolle als Mutter, meiner besten Freundin und Nachbarin.

"Also ich finde, Robin, dass das Milky ab und zu mal verdient. Jetzt da er nicht mehr unter Livs Fettische wohnt, müssen wir uns sorgen, dass er von dem Boden der Tatsachen abhebt.", schmunzelt Sebastian.

"Ach deswegen bist du so nett geworden, mein Sohn", kommt noch von Sebastians Vater grinsend. Jeden Tag geht er zum Grab seiner Frau und erzählt, wie sein Tag war. Der Verlust liegt ihm noch immer schwer auf den Schultern, aber er macht sich. Das Leben geht weiter.

Es ist Weihnachten und genau so, wie ich es mir immer vorgestellt habe.

Ein liebevolles beisammen sitzen mit den Liebsten. Viel Essen und Neckerein werden ausgetauscht. Ich gehöre hierzu, das ist meine Familie und da kommt keiner zwischen.

So wie es ist, ist es perfekt. Mit meiner Familie.

"Ich liebe dich", flüstert Sebastian in mein Ohr.

"Ich liebe dich viel mehr", flüster ich dem Balsam meiner Seele zurück.

~~~

Das Leben ist beschissen für einige Leute, ja. Aber wisst ihr was? Es wird nicht immer so sein. Vielleicht wird das Leben nicht gut enden für dich, aber sieh es so: Wir sterben alle am Ende des Tages.

Wer sagt, dass der Tod etwas Schlimmes ist? Die Gesellschaft, aber papperlapapp. Würde es nach ihr gehen, dürften homosexuelle noch immer nicht heiraten. Seien wir ehrlich. Auf die sollte man kaum hören, bis gar nicht.

Und wer verbietet es uns jeden Tag, das zu machen, was wir wollen? Das Leben ist nicht immer schön und bunt, für niemanden ist es so. Und ich würde gerne behaupten können, dass es einfach ist, glücklich zu sein. Es ist schwieriger, glücklich zu werden, als es zu sein. Doch ich sitze nun hier und ich bin glücklich.

Versuche nicht, darauf Acht zu geben, was andere Menschen von dir halten und lebe so wie du es möchtest. Esse Eis im Winter und tanze nackt im Regen.

Versuch es.

Und vergiss nicht:

Da draußen in der Welt gibt es immer jemanden, der dich liebt, wertschätzt und dich braucht.

Und vermisst, wenn du nicht mehr da bist.

Balsam für meine SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt