10.

228 16 36
                                    

Lesen ist ein großer Bestandteil meines Lebens. Ob Liebesromane, Science-Fiction, Fantasy und was es noch alles so gibt. Ich liebe Bücher.

Das Geräusch, wenn man die nächste Seite aufschlägt, das Papier an den Fingern und der Geruch eines neu gekauften Buches. Himmlisch!

Die Klassiker habe ich bei mir im Regal. Jedenfalls die, die ich als Klassiker bezeichnen würde. Ganz klar Harry Potter, wohl die wichtigste Buchreihe, die für mich existiert. Sie hat mein Leben geprägt, sodass ich von Grund auf ein Potterhead bin.

Ich wünsche mir Tag ein Tag aus, dass mein Hogwarts-Brief kommt und ich dann dort zur Schule gehen kann.

Gryffindor hätte dann eine stolze neue Schülerin.

~~~

Da ich meine eigenen vier Wände nicht mehr ertragen kann und so oder so am heutigen Tag noch einkaufen muss, erledige ich ich das jetzt.

Die Nachmittagssonne knallt gerade total und es macht keinen Unterschied, ob ich in der Sonne oder im Schatten gehe. Es ist so verdammt heiß, dass ich an Stellen schwitze, wo man wirklich nicht schwitzen will.

Zum Glück ist der nächste Supermarkt nicht weit entfernt und somit bin ich schnell wieder klimatisiert und nicht geschmolzen wie ein Eis es jetzt wäre.

Eins werde ich wohl nie verstehen, andere Dinge zwar auch nicht, aber dass Musik in Supermärkten läuft, ist doch bescheuert. Klar, dadurch soll man ein schöneres Einkaufserlebnis haben. So wie der Geruch, der versprüht wird und das besondere Licht. Dazu fällt mir nur ein, dass ich Nahrung kaufen möchte und keine Diamanten, die ich erst nach Echtheit überprüfen muss.

Und dazu fällt mir nur ein, wenn jemand meine Gedanken lesen könnte, wäre ich völlig aufgeschmissen. Also, alle Edwards da draußen bitte haltet Abstand. Außer ihr macht mich zu eurer Bella.

Trotzalledem summe ich zum Lied, das gerade abgespielt wird. Es macht gute Laune, die ich gerade echt gebrauchen kann. Morgen werde ich 21 Jahre alt und habe das Gefühl, als wäre ich viel älter. Oder wohl eher, ich wünsche mir älter zu sein, um mir dann wünschen zu können, jünger zu sein.

"Hände hoch oder ich schieße", erklingt hinter mir eine bedrohliche Stimme.

Voller Schreck tu ich wie mir geheißen und hebe die Arme. Dazu drehe ich mich und blicke zur Waffe.

Zur sehr gelben Waffe.

Zum Bananen Revolver.

Sebastian grinst mich frech an und ich schnaube. Mein Herz rast, als hätte es ein Marathon hinter sich gebracht und ich bin heilfroh, nicht ausgeraubt zu werden. Das würde in meinem Leben noch fehlen, wobei bei meinem Glück würde das auch noch passieren. Bei solchen Sachen, habe ich immer das gute Los. Wirklich immer.

"Hey, was machst du denn hier?", fragt er.

"Ähhh... einkaufen?", antworte ich irritiert. Was soll ich denn bitte sonst in einem Supermarkt machen, mit einem Einkaufswagen neben mir?

Betretenes Schweigen seinerseits und ich wende mich den Bananen zu. Brauche ich welche? Habe ich vor welche zu essen? Oder Milky? Kein Plan, also drehe ich mich wieder um und gehe weiter. Dabei bleibt Sebastian an meiner Seite. Zum Glück hat sich mein Herz wieder einigermaßen beruhigt.

"Ich war vorhin bei dir auf der Arbeit, aber du warst nicht da. Da war ich sehr enttäuscht", beteuert er und hält mich an der Hand fest, sodass ich stehen bleibe. "Musstest du nicht arbeiten?"

Ich habe Tage darauf gewartet das er auftaucht und ausgerechnet an dem Tag, an dem ich früher gehe als sonst, entscheidet er sich, dass es gut wäre, ein Kaffee zu trinken. Warum wundert mich das nicht mal?

"Doch, aber ich habe früher Schluss gemacht, weil ich ja Montag länger geblieben bin. Darf ich ehrlich sein?", frage ich ihn, wobei ich mir direkt auf die Lippen beiße. Weshalb kommen die Worte schneller über meine Lippen, als dass ich drüber nach denken kann, was ich sagen möchte?

"Aber klar doch", antwortet er, wie aus der Pistole geschossen und mir wird bewusst, dass er noch immer meine Hand hält. Schnell ziehe ich sie zurück. So viel Nähe ertrage ich nicht und möchte ich nicht.

Ich schaue zu ihm hoch und fühle mich wie einer der sieben Zwerge. Wobei er gar nicht so groß ist, ich meine um die 173 cm ist er bestimmt.

"Ich... habe nicht erwartet, dass du wieder kommst. Also...ja"

Mein Wangen erröten sich und auf einmal werden die Kiwis sehr spannend, obwohl ich diese Frucht gar nicht mag.

"Liv, ich habe dir versprochen, dass du mich bald wieder sehen wirst. Und so schnell wie ich konnte, habe ich es getan. Nur, dass du nicht da warst. Aber ich wäre immer und immer wieder in das Café gekommen, bis ich dich mindestens einmal noch gesehen hätte."

Woran merkt man, dass man gestorben ist? Oder, dass man sich in einem Traum befindet?

Denn das hier, Sebastian, kann nicht der Wirklichkeit entsprechen.
Seine Worte lassen mein Herz schmelzen und meine Augen in Herzchen Form mutieren. Es ist einfach nicht in Worte zu fassen, wie ich mich just im Moment fühle.

Die Wangen sind knallrot, mein Herz pocht zu schnell und die Hände schwitzen und meine Gefühle erst. Die sind gerade auf einer Achterbahn. Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht in diesen Mann verliebt. Aber wenn eine fremde Person so etwas zu dir sagt, wer würde sich nicht freuen wie Winnie Puuh, der Honig geschenkt bekommt?

Und unser Schweigen ist mehr als peinlich. Sebastian wird wohl auch bewusst, was er mir gerade gebeichtet hat und streicht sich verlegen die Haare aus den Augen. Diese verdammten Augen...

Mit allem Mut, den ich aufbringen kann, breche ich das Schweigen.

"Das ist sehr... nett und süß von dir. Und ich habe jeden Tag seit Montag darauf gewartet, dass du endlich durch die Tür kommst." Ich schmunzel, weil mir ein dummer Spruch einfällt. "Aber auch nur, damit ich mich bei dir rächen kann und Kaffee "aus Versehen" über dich schütten kann."

Er lacht und guckt nur noch verlegener rein, aber augenblicklich ist die Situation entschärft. Nicht nur wegen der Hitze habe ich einen Schweißfilm auf der Stirn.

Zusammen kaufen wir ein und ich muss sagen, es ist schon cool. Ich meine, ich gehe immer alleine einkaufen und schmeiße so gut wie alles im Haushalt. Milky hilft zwar ab und zu, aber das Meiste erledige ich dann doch. Beschweren tu ich mich nicht, wahrscheinlich deswegen, weil ich mich hiermit bei ihm bedanken will für alles.

"Das war ja mal ein sehr erfolgreicher Einkauf", meint Sebastian doppeldeutig, dabei funkeln seine Augen wie zwei Sterne. Er sprüht nur die reinste Lebenslust und Fröhlichkeit aus, was mein Herz erwärmt. Es tut gut mit einem Menschen wie ihm Zeit zu verbringen und wenn es nur der wöchentliche Einkauf ist.

"Ja, das fand ich auch und verhungern werden wir die nächsten Tage auch nicht", lache ich.

Ich lache die letzten Tage mehr, wenn man die Weinattacken vom Anfang der Woche vergisst. Es grenzt an ein Wunder.

Nachdem wir beide unseren Einkauf bezahlt haben und in unsere Taschen gesteckt haben, verlassen wir den Supermarkt. Achja, gehasste Hitze...

Sebastian und ich wissen nicht so recht, was wir sagen sollen. Gerade haben wir uns eine halbe Stunde ununterbrochen unterhalten und jetzt bekommen wir keinen Ton heraus.

"Hast du Lust morgen etwas zusammen zu machen? Mittag essen und danach ein Eis? Irgendwie soetwas in der Art. Falls du Nein sagst,-"

"Ich würde gerne.", unterbreche ich ihn direkt. "Es würde mich sehr freuen, irgendetwas mit dir zu machen"

Balsam für meine SeeleWhere stories live. Discover now