Kapitel 1

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„Das kannst du jetzt nicht ernst meinen", bringe ich flüsternd hervor. „Es tut mir wirklich leid Sarah, aber es geht einfach nicht mehr, wir haben uns zu lange etwas vorgemacht..." Lars schaut mich mitleidig an. Dieser Blick bringt das Fass zum überlaufen. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und springe auf. Uns trennen nur wenige Zentimeter und ich weiß, dass er mich genau hören kann auch wenn ich leise spreche: „Und das fällt dir jetzt ein?! Jetzt, nach 4 Jahren Beziehung?! Und dir fällt kein besserer Zeitpunkt ein mit mir Schluss zu machen, als nach meiner Bachelorparty und 2 Wochen bevor wir zusammenziehen wollten?! Das kann doch nicht dein ernst sein." Ein nervöses Lachen findet den Weg aus meinem Mund. Es klingt fast hysterisch. „Sarah, bitte lass uns morgen nochmal in Ruhe darüber reden. Du musst mich verstehen..." sagt er vorsichtig. „Was gibt es denn da noch zu verstehen? Du liebst mich nicht mehr. Fertig. Ist dir eigentlich klar, dass du grade alles zerstörst... Alles was wir uns aufgebaut haben, unser komplettes Leben, einfach alles was wir vorhatten." Meine Stimme wird von den Tränen erstickt, die erneut meine Wangen herunterlaufen. „Ich will dich nie wiedersehen!" bring ich noch hervor, dann laufe ich weg. So schnell ich kann. Ich will nur aus dieser Situation hinaus. Nach 5 min brennen meine Lungen von der kalten Abendluft, doch meine Beine tragen mich immer weiter, bis ich schließlich vor dem Haus meiner Eltern stehe. Ich krame schwer atmend meinen Schlüssel hervor und öffne die Tür. Bevor mich jemand sieht verschwinde ich die Treppe nach oben.

„Sarah?" ruft meine Mutter fragend nach oben. „Ich dachte du schläfst heute bei Lars. Ihr wolltet doch morgen früh nach Möbeln schauen für die Wohnung." „Lars gibt es nicht mehr und auch keine Wohnung!" brülle ich ihr wütend entgegen und knalle die Badezimmertür hinter mir zu. Langsam lasse ich mich auf den Boden sinken und lehne meinen Kopf an den Badewannenrand. Der ganze Abend läuft vor meinen Augen ab. Jede einzelne schreckliche Sekunde von unserem Streit. Heute Morgen bin ich noch so gut gelaunt aufgewacht. Endlich habe ich mein Studium in der Tasche, genau das sollte heute Abend gefeiert werden. Aber nein, Lars hatte andere Pläne.

Ich weiß nicht was ich machen soll, ich kann nicht denken oder sonst was. Also gehe ich nur schnell duschen und lege mich dann in mein Bett. Überall um mich herum stehen Umzugskisten. Die waren für unsere neue Wohnung. Ein Stich geht durch mein Herz und die Tränen laufen wieder unaufhaltsam. Durch den Schleier der Tränen sehe ich meine Mutter in der Tür stehen, als sie mich so sieht schließt sie sie ganz leise. Sie weiß, dass ich jetzt Zeit für mich brauche. Langsam falle ich in einen unruhigen Schlaf.

Wir hatten doch Pläne | wincent weissWhere stories live. Discover now