Kapitel 32

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Die nächsten Wochen vergehen gleichmäßig. Ich genieße meine Arbeit und habe viel Spaß mit meinen Kollegen. Der Geburtstag ist einfach nur ein nettes Essen und ich lerne die Anderen etwas besser kennen. Lina und Paul sind verheiratet und arbeiten als Team seit Jahren für die Firma. Lennard und Linus haben das Labor neben den beiden und sind die größten Quatschköpfe, die ich je erlebt habe. Fast in jeder Mittagspause liegen wir lachend unter dem Tisch, weil die beiden wieder ihre Comedy zum Besten geben mussten. Dann folgt Julias und mein Büro und neben uns als Letztes Melanie und Alex. Julia hat mir erzählt, dass die beiden jetzt seit einem Jahr zusammenarbeiten und alle vermuten, dass zwischen ihnen was läuft. Sie ignorieren das einfach und bleiben dabei, dass sie Arbeitskollegen und nur Freunde sind. Kommt mir irgendwie bekannt vor... Einen Augenblick schiebt sich wieder dieser Kuss in meine Erinnerung. Wincent und ich haben ihn einfach so stehen lassen wie er war, ein Zeichen von Zuneigung und Geborgenheit. Es ist einfacher nicht darüber zu reden oder das zu sehr zu zerdenken. Ich bin froh Wincent als Freund in meinem Leben zuhaben und er nimmt eine immer größer werdende Rolle darin ein. Aber für mehr bin ich nach der Trennung noch nicht bereit und außerdem glaube ich auch nicht, dass er überhaupt ein Interesse an mir hat, was in diese Richtung geht. Und doch kann ich mich nicht davor verschließen, dass sich dieser Kuss immer wieder in meine Gedanken schleicht.

Heute ist schon der erste Dezember. Ich liebe die Weihnachtszeit, aber ich hasse den Stress drum herum. In Berlin ist es in dieser Zeit immer hektisch und voll. Menschen drängeln sich durch die Einkaufspassagen auf der Suche nach dem dreißigsten Geschenk und aus allen Ecken dröhnt dieselbe dudelige Weihnachtsmusik. Hier im Dorf ist das anders. Alle sind besinnlich und viel ruhiger gestimmt als in Berlin. Dagmar hat mir schon einen Flyer für den Weihnachtsmarkt mitgegeben, der jedes Wochenende in einem anderen Dorf stattfindet. Ich habe beschlossen mit Julia dieses Wochenende hinzugehen. Nach der Arbeit mache ich mich wie jeden Tag auf den Weg nachhause und überlege mir während der Fahrt was ich für Weihnachtsgeschenke besorge. Ich beschließe für meine Kollegen Plätzchen zu backen. Das habe ich ewig nicht gemacht. Kurzentschlossen fahre in den Supermarkt, um alle Zutaten einzukaufen. Wieder daheim fällt mir ein großes Paket auf, dass auf meiner Fußmatte steht. Ich bin ganz aufgeregt und öffne es noch bevor ich meine Schuhe ausziehe. Unter ein wenig Zeitungspapier ziehe ich eine lange Schnur mit 24 kleinen Päckchen hervor. Darunter liegt eine Karte.

„Wir freuen uns schon darauf dich Weihnachten wieder zu sehen! Kuss, Mama, Papa und Fynn."

Eine Freudenträne kullert meine Wange hinab und ich hänge den Adventskalender sofort im Wohnzimmer auf. Ich war so in die Arbeit vertieft, dass ich gar nicht mitbekommen habe, wie sehr mir meine Familie eigentlich fehlt. Umso mehr freue ich mich auf die Weihnachtstage, die ich in Berlin verbringen werde. Die drei sind nicht die einzigen die mir fehlen. Durch meinen neuen Job hat sich auch mein Schlafrhythmus verändert und so liege ich meist schon im Bett, wenn Wincent von der Bühne kommt und unsere Telefonate werden unregelmäßiger. Über Instagram bekomme ich immer noch einiges mit, aber mir fehlt mein bester Freund wirklich sehr. Ich habe auch immer noch Schwierigkeitenden Dorfjungen Wincent mit dem Star aus den Konzertvideos zu verbinden. Es ist einfach merkwürdig ihn so zusehen und dazu das Kreischen all der Mädchen zuhören.

Wir hatten doch Pläne | wincent weissDonde viven las historias. Descúbrelo ahora