Kapitel 35

2.1K 66 10
                                    

Nach etwa 5 Minuten kommt Wincent um eine Ecke gelaufen. Er hat eine Flasche in der Hand mit einem großen Strohhalm, mit dem er anscheinend irgendwelche Einsingübungen macht. Als er mich sieht, stellt er die Flasche auf einen der Stehtische und läuft grinsend auf mich zu. Ich stürze mich in seine Arme und er zieht mich in eine feste Umarmung. „Ich bin so froh dich wieder zuhaben" flüstert er in meine Haare und zieht mich noch etwas näher an sich. „Winnie, ich bekomme keine Luft mehr!" erwidere ich lachend und drücke ihn noch einmal fest an mich bevor wir uns lösen. Sofort nimmt er meine Hand und zieht mich weiter Richtung Backstagebereich. Seine Aufregung steckt mich komplett an und ich bin fasziniert von allem was er mir zeigt. Er endet auf der Bühne. Vor uns liegt eine riesige leere Halle. „Und die ist nachher komplett ausverkauft?" frage ich ungläubig. „Ja komplett!" erwidert Wincent stolz. „Du musst dir dann nur überlegen, ob du vorne im Innenraum stehen willst oder lieber hinter der Bühne zuhören willst" sagt er zu mir. Ich überlege kurz, aber entscheide mich schnell für den Innenraum. Ich möchte das komplette Konzertfeeling haben. Während des Soundchecks sitze ich am Rand der Bühne und sehe den Anderen gebannt zu, wie sie ihrem routinierten Ablauf folgen.

Als der Einlass losgeht, befinde ich mich auf der Damentoilette am Eingang, um mich dann unauffällig unter die Fans mischen zu können. In dem Trubel gehe ich vollkommen unter und niemand merkt, dass ich schon seit zwei Stunden hier bin. Ich folge der Masse in den Innenraum und schaffe es tatsächlich einen Platz weit vorne zubekommen. Gespannt warte ich mit den anderen Fans darauf, dass es endlich losgeht.

Die Vorband ist wirklich cool und es herrscht eine super Stimmung, als sie die Bühne verlässt. Wenige Minuten später wird es plötzlich stockfinster in der Halle und um mich herum beginnen Tausende zu kreischen. Ein Schlagzeug beginnt zu spielen und die Bühnenbeleuchtung strahlt im Takt der Musik auf. Dann taucht Wincent zwischen den Wänden auf und die Menge tobt. Er sieht so glücklich aus dort oben. Die ersten Töne seiner Stimme hauen mich um. Ich bin sprachlos von der Kraft in seiner Stimme und dem Gefühl mit dem er uns seine Musik schenkt. Die Stimmung in der Halle ist atemberaubend und ich kann langsam verstehen, was Wincent immer meint, wenn er sagt, dass Auftreten wie eine Droge ist. Nicht nur er, auch die Zuschauer sind berauscht von der Musik, die uns alle umgibt.

In einer kleinen Pause zwischen den Songs wandert sein Blick suchend durchs Publikum. Als er mich sieht, intensiviert sich das Strahlen in seinem Gesicht noch etwas mehr und er erzählt dem Publikum von der Geschichte eines Songs auf dem neuen Album. Er beginnt zu singen und lässt mich dabei nicht aus den Augen.

Ich will noch nicht gehen. Ey und wenn ja, dann nur mit dir. Kann dir nicht widerstehen. Was machst du nur mit mir...

Er zwinkert mir zu und dieser Blick löst ein Kribbeln in mir aus, das meinen ganzen Körper durchzieht. Doch dieser Augenblick hält nicht lange an, dann lässt Wincent wieder seinen Blick über das Publikum schweifen. Wie gebannt sauge ich jeden Moment des Konzertes in mich auf und hoffe, dass ich nichts davon jemals vergesse. Es ist einfach so wunderschön diesem Wuschelkopf vom Dorf dabei zuzusehen, wie er seinen Traum lebt und jede einzelne Sekunde auf der Bühne 150% gibt.

Als die Band von der Bühne verschwunden ist und der Abbau langsam beginnt, leert sich die Halle. Ich folge dem Menschenstrom und höre um mich herum viele Schwärmereien um meinen besten Freund. Bei manchen muss ich mir tatsächlich ein Lachen verkneifen, aber hey ich war auch mal 16...

Wir hatten doch Pläne | wincent weissWhere stories live. Discover now