Kapitel 38

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Im Club angekommen ist die Party schon in vollem Gange. Ich laufe vorne weg und wir schlängeln uns durch die Menge in Richtung Bar. Die zwei Gintonic sind schnell geleert und ich ziehe ihn mit mir auf die Tanzfläche. Wir bewegen uns im Takt der Musik, jeder für sich. Die Musik ist wirklich gut und ich genieße den Bass, der meinen Körper zum Beben bringt. Ich schließe die Augen und gebe mich einfach der Musik hin. Da legt sich von hinten eine Hand auf meinen Po. Ich öffne die Augen und sehe Wincent jedoch vor mir stehen. Ich mache einen Satz nach vorne um dem Typen hinter mir auszuweichen, doch ihn scheint das nicht zu kümmern. Er kommt mir hinterher und tanz mich jetzt heftig an. Seine schmierige Stimme flüstert unverständliche Wort an meinem Ohr. Ich suche den Blickkontakt mit Wincent, der jetzt auch gemerkt hat, was hier los ist. Sein Blick wird eiskalt und er zieht mich mit einem Ruck aus den Fesseln des Typen. „Hey was soll das?!" schimpft der Typ betrunken. Wincent macht einen Schritt auf ihn zu und macht ihm bedrohlich ruhig klar, dass er sich verpissen soll und seine Hände gefälligst bei sich behält. „Dann pass halt besser auf deine Freundin auf" sagt der Typ noch abfällig und dreht sich weg. Wincent will ihm grade hinterher, doch ich halte ihn auf. „Lass ihn, der ist es nicht wert" versuche ich ihn zu beschwichtigen. In lege meine Hände auf seine Brust und sehe ihn bittend an. Seine Miene entspannt sich langsam und er nickt. Ich lasse meine Hände in seinen Nacken gleiten, stelle mich auf die Zehenspitzen und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke für die Rettung." „So wie du mich Halloween gerettet hast" erwidert er grinsend. Als hätte uns jemand gehört geht das nächste Lied weiter und es ist einer der Songs zu denen wir auf der Halloweenparty getanzt haben. Wincent legt seine Hände auf meine Hüften und zieht mich an sich. Wir tanzen engumschlungen, so wie vor ein paar Wochen. Meine Haut prickelt unter jeder seiner Berührungen und die Luft um uns herum ist wie elektrisiert. „Was machst du nur mit mir?" flüstert Wincent in mein Ohr.

Plötzlich blitzt es ein paar mal. Wincent dreht sich hektisch um, kann aber niemanden mehr erkennen. „Verdammt", flüstert er. Ich verstehe nicht, was er meint. Wincent sieht mich nur entschuldigend an und versucht ein Lächeln aufzusetzen. Doch ich weiß, dass ihn irgendetwas bedrückt. Wir tanzen noch ein wenig, aber so richtige Partystimmung will nicht mehr aufkommen. Wir verabschieden uns im Gehen von Wincents Freunden und gehen zurück zum Hotel. Die Tür durch die wir das Hotel vorhin verlassen haben steht noch offen und wir kommen unbemerkt wieder herein. Wieder im Fahrstuhl stelle ich mich schon aus Gewohnheit ganz nah an ihn heran und lass meinen müden Kopf gegen seine Brust sinken. Wincent streicht mir gedankenverloren über die Haare. „Sarah?" murmelt er. „Ja" antworte ich überrascht darüber, dass er die Stille durchbricht. „Es tut mir leid... Ich wollte dich da nicht mit reinziehen." Plötzlich bin ich hellwach. „Wofür denn? Es ist doch alles gut?" Ich versuche ihm ein Lächeln zu entlocken, doch seine Miene bleibt starr. Im Hotelzimmer angekommen, klappt er seinen Laptop auf und tippt einen Moment herum bevor er mir den Bildschirm hindreht.

„Ist das die neue Freundin von Wincent Weiss?" prangt dort die Überschrift auf der Seite von Promiflash. Darunter sind zwei Bilder zusehen, das erste muss von unserer Ankunft am Hotel sein und das zweite zeigt uns beide gerade eben. Engumschlungen auf der Tanzfläche mit geschlossenen Augen. Ein Lächeln umspielt seine Lippen und er sieht wirklich glücklich aus auf dem Bild. Nicht so wie der echte Wincent der besorgt vor mir sitzt. Ich überfliege den kurzen Artikel. „Ach Winnie, mach dir doch nicht so einen Kopf. So schlimm ist das gar nicht und wer weiß schon, dass ich das bin." Ich drücke dem immer noch ernst dreinblickenden Wincent einen Kuss auf die Wange und verschwinde im Bad.

Ich schminke mich ab und ziehe meine Sachen aus. In einem weiten Tshirt von Wincent klettere ich ins Bett. Er steht auf dem Balkon und telefoniert aufgebraucht. Ich kann zwar nichts verstehen, doch er fährt sich alle paar Sekunden nervös durch die Haare. Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er gerade sehr besorgt ist. Doch ich verstehe nicht so ganz wieso? War es ihm so peinlich mit mir gesehen zu werden? Ich widme mich noch einmal dem Artikel. Es waren nur wenige Anhaltspunkte gegeben und auch meinen Namen wussten die Redakteure anscheinend nicht. Dann fällt mein Blick auf die Kommentarspalte, die sich sekündlich füllt. Ich überfliege die Kommentare. Die ersten sind nur harmlose Dinge und sogar Glückwünsche. Doch je mehr es werden, desto schlimmer werden sie auch. Beschimpfungen gegen mich, gegen Wincent, üble Beleidigungen bis zu Morddrohungen. Tränen steigen mir in die Augen und ich klappe den Laptop hastig zu.

Wincent kommt gerade vom Balkon rein und blickt mich schockiert an. „Das tut mir so leid, Sarah!" Er setzt sich sofort zu mir aufs Bett und nimmt mich in den Arm. Ich schluchze hemmungslos. Wincent streichelt mir beruhigend über den Rücken und hält mich einfach nur fest. Er zieht eine Decke über uns, sodass ich zumindest nicht mehr so zittere. „Ich wollte nicht, dass das passiert. Bitte, das musst du mir glauben" flüstert er. Natürlich glaube ich ihm das, aber ich war darauf nicht vorbereitet. Ich wollte doch nur ein schönes Wochenende mit meinem besten Freund. Wincent gibt mir einen Kuss auf den Haaransatz „Ich bin in drei Minuten wieder da. Versprochen!" und verschwindet im Bad. Als er zurückkommt, trägt er nur noch ein Tshirt und seine Boxershorts. Er knipst das Licht aus und legt sich dann zu mir. Seine muskulöse Armee ziehen mich an sich. So liege ich da, geschützt durch seinen Körper, umhüllt von seinem Duft. Langsam verstummen die Tränen und die Müdigkeit siegt.

Wir hatten doch Pläne | wincent weissWhere stories live. Discover now