Kapitel 3

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Die nächsten Tage plätschern so vor sich hin. Ich gehe viel joggen und packe weiter meine Kisten, weil mir einfach nichts einfällt was ich stattdessen machen könnte. Tagsüber höre ich Podcasts um mich abzulenken, aber abends kommt alles wieder hoch und ich weine mich in den Schlaf. Ich habe Lars wirklich von ganzem Herzen geliebt, doch eine kleine leise Stimme in mir flüstert immer wieder: „Hat er vielleicht doch recht und wir haben uns nur etwas vorgemacht?". Doch noch bevor ich dieser Stimme Gehör schenken kann, sagt mir mein Kopf: „Und selbst wenn?! Jetzt ist es doch sowieso egal." Und irgendwie hat er ja recht. So schmerzvoll es auch ist, aber es würde nie wieder so werden wie es war.

Ein ping holt mich aus meinem Gedankenstrudel. Eine Email von der Firma bei der ich mich beworben habe. Ich überfliege die Nachricht nervös und mein Blick bleibt an einem Satz hängen: „Wir würden sie gerne am 11.10.2019 zu einem Vorstellungsgespräch hier in München einladen"

Mein Herz macht einen Luftsprung. Ich kann es kaum glauben, dass das so schnell ging. Sofort bestätige ich den Termin und schreibe ihn mir dick und rot in meinen kleinen Kalender. Als nächstes rufe ich meine Mutter an, um ihr davon zu berichten. Sie freut sich genauso sehr wie ich. 

Der 11. ist ein Freitag und die Firma stellt mir ein Hotelzimmer von Donnerstag bis Samstag. Ich buche einen Zug direkt für Donnerstagmorgen, damit ich in München genug Zeit habe mich auf das Gespräch vorzubereiten. Als ich mich um die Rückfahrt kümmern will, tut sich ein kleines Problem auf. Samstag findet irgendeine Demo statt und die Bahn fährt an dem Tag nicht nach Berlin, ich muss also wohl oder übel auf den Sonntag ausweichen. Da fällt mir Franzi ein. Natürlich, wieso habe ich da nicht schon längst dran gedacht! Hastig wähle ich ihre Nummer und nach zwei Mal tuten hebt sie auch schon ab.

„Sarah? Das ist ja eine Überraschung!"
„Ja, hey Franzi. Ich habe durch Zufall ein Bewerbungsgespräch nächste Woche in München und dachte wir könnten das Wochenende dann noch zusammen verbringen, wenn du Lust hast."
„Wow das ist ja cool, aber auch sehr spontan. Also ich freue mich riesig dich wiederzusehen, aber mein Freund hat am Sonntag Geburtstag und wir sind mit den Vorbereitungen für seine Party beschäftigt. Wenn dir das nichts ausmacht, würden wir uns natürlich sehr freuen wenn du auch kommst."
„Ach Quatsch, dass macht mir gar nichts. Ich helfe euch gerne. Dann haben wir endlich mal wieder viel Zeit zu quatschen. Ich hab dir einiges zu berichten."
„Okay alles klar. Dann sehen wir uns nächsten Samstag."
„Ja bis nächsten Samstag"

Fröhlich lege ich auf. Franzi und ich haben damals zusammen angefangen zu studieren, bis sie dann nach dem vierten Semester nach München zu ihrem Freund gezogen ist. Unser Verhältnis ist lange nicht mehr so eng wie es damals war, aber wir versuchen trotzdem uns immer zu sehen, wenn wir in der Stadt des anderen sind. Ich rufe direkt noch beim Hotel an, um mein Zimmer eine Nacht länger zu buchen.

Wir hatten doch Pläne | wincent weissWhere stories live. Discover now