Kapitel 29

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Wincents Laune steigt deutlich mit jedem Lied und schon bald ist er wieder so gut drauf wie am Anfang des Abends. Wir tanzen noch eine Weile und haben viel Spaß mit den anderen zusammen. Gegen drei Uhr leert sich der Raum langsam und auch wir beschließen uns auf den Weg nach Hause zu machen. Draußen atme ich tief durch. Die kühle Luft durchströmt meine Lungen und die Ruhe der Nacht legt sich beruhigend auf uns. Wincent besteht darauf mich zu begleiten und obwohl ich es zuerst albern fand, bin ich doch froh, dass ich nicht alleine nachhause muss. Einige Querstraßen weiter verabschieden wir uns von den Anderen und gehen den Rest des Weges zu zweit. Niemand sagt etwas. Das Schweigen als Antwort auf die laute Musik.

An der Tür sehe ich Wincent fragend an. Er geht einfach an mir vorbei durch die Tür und zieht seine Schuhe aus. „Ich hab dir doch versprochen, dass wir das mit dem Film am Morgen nachholen. Also warum nicht direkt morgen früh?" grinst er mich an und nimmt mir meine Anspannung. Wir hatten bis jetzt noch nicht darüber gesprochen, ob er wieder hier übernachtet. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass der Vorschlag von ihm kam. Ich will nicht unbedingt, dass er weiß wie gut es mir getan hat, dass er da war, dass ich nicht alleine war, und wieviel Geborgenheit er mir gegeben hat...

Völlig selbstverständlich geht Wincent ins Bad und putzt sich die Zähne mit der Zahnbürste, die ich ihm gestern gegeben habe. Ich stehe noch etwas nachdenklich im Flur. „Sarah? Willst du hier festwachsen?" fragt er und winkt mit einer Hand vor meinem Gesicht. „Oh ich bin wohl ziemlich abgedriftet mit den Gedanken" lache ich und falle aus meiner Trance. Ich mache mich schnell bettfertig. Als ich aus dem Bad ins Schlafzimmer komme, liegt Wincent schon im Bett.

Ich mache das Licht aus und öffne das Fenster auf kipp, bevor ich mich neben ihn lege. Der Mond scheint durch einen Spalt zwischen den Vorhängen auf sein Gesicht. Mein Gesicht, nur wenige Zentimeter daneben, liegt im Dunkeln. Wir sehen uns einfach nur an. Ein Impuls zuckt durch meinen Körper und in derselben Sekunde, in der ich in den Mondschein rücke, legt Wincent seine Lippen auf meine. Ein einziger Augenblick, so flüchtet, als wäre er nie geschehen.

„Gute Nacht, Sarah" flüstert er.

„Gute Nacht, Wincent" antworte ich kaum hörbar, aus Angst diesen Moment zu verlieren.

Wir hatten doch Pläne | wincent weissWhere stories live. Discover now