Kapitel 24

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Keine Stunde später sitzen wir im Keller von Wincents Großeltern jeder mit einem riesigen Pizzakarton auf dem Schoss und einem Bier in der Hand. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass ihr Stars seid" schaue ich mich ungläubig um und ernte schallendes Gelächter. „Das sind wir ja auch nicht. Wir sind nur ein paar Jungs, die gerne Musik machen und sehr viel Glück hatten" erwidert Benni, der Gitarrist, „und unser Winnie hier ist immer noch der Junge vom Dorf." Alle lachen und die Stimmung entspannt sich wieder. „Und wie läuft eure Karriere im Moment so?" frage ich neugierig. „Im Frühling kam das zweite Album raus und damit sind wir jetzt den Herbst auf Tour" antwortet Wincent. Wir unterhalten uns noch ein Wenig über die Musikkarriere der Jungs, doch ich merke, dass es Wincent ein bisschen unangenehm ist. Daher wechseln wir bald das Thema auf belanglosere Dinge und ich lerne die Bandmitglieder etwas besser kennen.

Gegen 1 Uhr löst sich unsere kleine Runde langsam auf. Die Jungs der Band wollen morgen früh nachhause fahren, um die tourfreien Tage mit ihren Familien zu genießen. So sind es ziemlich bald nur noch Wincent und ich, die auf dem Sofa im Keller sitzen. Wincent steht auf, um uns noch etwas zu trinken zu holen. Ich spüre wie der Alkohol sich ganz langsam in meinem Körper breit macht und eine wohlige Wärme verströmt. Wincent lässt sich wieder neben mich auf die Couch fallen und drückt mir ein kaltes Bier in die Hand. Wir stoßen an und trinken, beide in unsere Gedanken vertieft.

„Danke, Sarah" sagt Wincent gedankenverloren und blickt mich an. Ich drehe meinen Kopf zu ihm „Wofür?".
„Für die ganzen Telefonate die letzten Wochen. Es tut wirklich gut jemanden zum Reden zu haben. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie einsam man sich fühlt, jede Nacht in einem neuen Hotelzimmer in einer neuen Stadt..."
„Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken" sage ich lächelnd, „ich kenne das Gefühl, dass da irgendwas fehlt. Am schlimmsten ist es immer abends, wenn ich mich ins Bett lege und da ist niemand an den ich mich kuscheln kann..."
„Endlich versteht mich mal jemand" sagt Wincent lachend. „Aber so sehr ich mir auch jemanden wünschen würde, der diesen Platz einnimmt, ich hätte sowieso keine Zeit der anderen Person gerecht zu werden. Wie willst du eine Beziehung führen, wenn du fast das ganze Jahr unterwegs bist?!"
„Ich wusste nicht, dass es so viel ist... Das macht es dann natürlich nicht einfacher."
„Ja... Natürlich würde ich alles etwas ruhiger angehen lassen, wenn ich wüsste das zuhause jemand auf mich wartet. Aber ich habe gerade nun mal die Chance meinen Traum zu leben und ich würde mich schuldig gegenüber allen fühlen, die davon träumen, diese Chance nicht voll auszuleben."
„Wincent" Ich schaue im tief in die Augen, „Das wird sich alles irgendwann ergeben. Leb deinen Traum und denk nicht zu viel darüber nach was da noch kommt. Du wirst schon sehen, eines Tages steht eine wundervolle Frau vor dir und du wirst wissen was zu tun ist. Und für die nächtlichen Telefonate hast du immer noch mich." Wir beide müssen lachen, dann sieht Wincent mich dankbar an.

„Oh shit, es ist schon 2 Uhr" erschrecke ich, als ich auf die Uhr sehe. Wir waren so in unser Gespräch vertieft, dass wir nicht mitbekommen haben wie die Zeit vergangen ist. Wir räumen schnell den Keller auf und gehen dann nach draußen die Pizzakartons in die Papiertonne schmeißen. Hinter uns fällt die Tür ins Schloss und Wincent schreckt auf. „Fuck! Mein Schlüssel liegt noch im Keller" flucht er. „Pssst! Willst du die ganze Nachbarschaft aufwecken?" frage ich tadelnd. „Nein, ist ja schon gut. Aber ich komme jetzt nicht nachhause" flüstert er. „Dann kommst du halt mit zu mir" erwidere ich spontan. Wincent blickt mich fragend an. „Ich mach dir die Couch zurecht" sage ich lachend und wir machen uns auf den Weg zu mir.


Wir hatten doch Pläne | wincent weissOù les histoires vivent. Découvrez maintenant