Kapitel 13

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Meine Eltern haben mich für verrückt erklärt, dass ich auf eine Münze vertraue, aber irgendwie hat es sich gut angefühlt die Entscheidung auf jemanden beziehungsweise etwas Anderes zu verschieben. Umso aufgeregter bin ich, dass heute das Telefonat mit der Firma aus Kiel ist. Es klingelt. Ich atme einmal tief durch und hebe dann ab. „Hallo, Sarah Schmidt hier."
„Hallo Sarah, hier ist die Julia von der Firma Storck. Es freut mich wirklich sehr dich kennenzulernen." Ihre persönliche Art verunsichert mich anfangs ein wenig, doch ich gewöhne mich schnell daran und fühle mich sehr wohl in dem Gespräch. „Unser Werk liegt etwas außerhalb von Kiel, daher empfehle ich allen Neuankömmlingen bei der Wohnungssuche ruhig auch den Dörfern im Umkreis eine Chance zu geben. Meiner Meinung nach ist es nirgendwo schöner als in einem kleinen Dorf an der Ostsee. Zugegeben ich kenne auch nichts Anderes" sagt sie lachend. Wir besprechen noch ein paar Einzelheiten zu meiner Arbeitsstelle und einen Termin für die Vertragsunterschrift. Ich soll noch am Ende der Woche in der Firma erscheinen und dann habe ich den neuen Job sicher. Mein erster Arbeitstag wäre dann der 15.11. Bis dahin brauche ich dann auch eine Wohnung.

Irgendwie habe ich mir das alles leichter vorgestellt mit dem Neustart, denke ich, als ich frustriert den Laptop zuklappe. In Kiel habe ich auf die Schnelle schon mal keine Wohnung gefunden. Dort ist alles entweder zu alt, zu teuer oder eine WG. Ich suche doch nur einen Ort, an dem ich mir für mich alleine ein neues Zuhause schaffen kann. Ich will schon enttäuscht aufgeben für heute, doch da kommen mir wieder Julias Worte in den Sinn. Als Mädchen aus der Großstadt ist es schon ein riesiger Schritt aufs Dorf zuziehen.... Aber warum denn eigentlich nicht?! Mit neuer Entschlossenheit suche ich weiter und erweitere meinen Radius dabei auf alles, was maximal eine halbe Stunde Autofahrt von der Firma entfernt ist. Ich klicke mich durch diverse Wohnungsangebote, aber so ganz das Richtige taucht nicht auf. Gerade als ich die Seite wechseln will, fällt mein Blick auf eine kleine Anzeige am unteren Bildschirmrand. Ein kleines Haus lacht mich von dem Foto der Anzeige aus an. Das muss doch ein Versehen sein? Der Preis ist viel zu niedrig, wundere ich mich. Ich sehe mir die Anzeige genauer an und tatsächlich wollen die Eigentümer nicht mehr als den Mietpreis für eine zwei Zimmer Wohnung in Kiel. Ich rufe sofort unter der angegebenen Nummer an.

Hastig laufe ich die Treppe runter, um mit meinerMutter zu reden. Sie sitzt auf dem Sofa im Wohnzimmer und guckt mich ganz verdattert an. „Alles okay, Sarah? Warum bist du denn so aufgeregt?" „Mama du glaubst mir das nie! Ich habe gerade mit der Vermieterin von meinem zukünftigen Zuhause gesprochen. Es ist einfach wunderschön. Ein kleines Haus in einem Dörfchen namens Eutin in der Nähe von Kiel. Es hat ein Schlafzimmer, ein großes Wohnzimmer mit Blick auf die Terrasse, eine komplett neue Küche und ein wunderschönes Badezimmer und das alles für einen Traumpreis‼" ich kann meine Aufregung kaum zügeln. „Das ging aber schnell" sagt meine Mutter verwundert, „natürlich freue ich mich riesig für dich, aber muss da nicht irgendwo ein Haken sein? Das klingt doch zu schön um wahr zu sein und außerdem hast du das Haus ja noch nicht live gesehen." „Das dachte ich auch zuerst, aber die Vermieterin hat mir erzählt, dass eigentlich ihre Tochter in das Haus ziehen wollte, doch es ist wohl irgendetwas dazwischengekommen. Ich habe mich mit ihr für den Tag der Vertragsunterschrift verabredet, dann kann ich mir das Haus ansehen und mich entscheiden. Aber ich war ihr wohl direkt sympathisch und wir haben auch total lange miteinander gesprochen. Sie hat mir zugesichert,dass sie niemand anderen annimmt, bis ich mir das Haus nicht angesehen habe." „Dann lass uns mit dem Jubeln noch warten bis du von der Besichtigung wieder hier bist, süße. Ich weiß, dass du das nicht gerne hörst, aber ich möchte einfach nicht, dass du dich jetzt zu sehr da hineindenkst und am Ende vielleicht doch enttäuscht wirst." Das war ein ordentlicher Dämpfer, doch ich weiß, dass Mama das wirklich nur gut meint. Als Kind hat mich diese Art in den Wahnsinn getrieben, aber sie hat mich leider auch zu oft vor Schlimmerem bewahrt. „Ich weiß Mama" gebe ich daher zu und drücke ihr einen Kuss auf die Wange.

Wir hatten doch Pläne | wincent weissWhere stories live. Discover now