Kapitel 14

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Ich kann es kaum erwarten, dass die Tage vergehen. Bis ich mich am Freitag dann endlich um 6 Uhr morgens hellwach in meinen weißen Fiat500 setze und auf dem Weg nach Kiel bin. Die Fahrt dauert gute drei einhalb Stunden. Doch mit der richtigen Musik vergeht sie wie im Flug. „Sie haben ihr Ziel erreicht" ertönt die Stimme aus dem Navi. Vor mir steht eine riesige Fabrik mit dem großen Storck Logo am Tor. Ich fahre langsam auf die Schranke zu und lasse meine Scheibe nach unten gleiten. Der Mann am Empfang ruft im Gebäude an, um meinen Namen bestätigt zubekommen und wenige Augenblicke später hebt sich die Schranke. Ich fahre hindurch und parke dann auf dem Mitarbeiter-Parkplatz. Eine hübsche junge Frau kommt aus dem Eingang der Firma. Sie trägt einen unordentlichen roten Dutt und einen weißen Kittel mit dem Storck Zeichen, was ich erkenne als ich näherkomme. Sie grinst mich schon aus 10 Metern Entfernung an. „Du musst Sarah sein, richtig?" „Ja genau" antworte ich und erwidere ihr Lächeln. „Wie war die Fahrt? Bist du gut durchgekommen? Ich freue mich ja so dich endlich kennen zu lernen" plappert sie auch schon drauf los. Sie war am Telefon schon sehr gesprächig gewesen, aber das hier ist ein neues Level. Nach 10 min Smalltalk scheint sie zufrieden und auch ich habe einige neue Sachen erfahren. Julia wird meine direkte Kollegin im Labor werden. Es handelt sich dabei immer um ein Zweierteam pro Labor in der Produktentwicklung und wir beide werden mit mehreren Teams in der Abteilung „Lachgummi" arbeiten. Sie bringt mich zum Büro des Leiters dieses Werkes. Julia verabschiedet sich freudig von mir und ich betrete das Büro.

Der Chef ist wirklich nett und er erklärt mir die Firmenphilosophie, bzw. warum ich mit Julia telefoniert habe und nicht mit ihm. Er hält es für sehr wichtig, dass in den Teams eine gute Atmosphäre herrscht und so darf sich jeder Entwickler seinen Kollegen selber aus einer von ihm getroffenen Vorauswahl aussuchen. Nachdem er mir noch ein paar weitere wichtige Dinge erzählt hat, holt er den Vertrag aus einer Schublade und reicht ihn mir rüber. Ich habe vorab schon eine Kopie davon geschickt bekommen, um sie genau durchzulesen. Ich schiebe ihm den unterschriebenen Vertrag wieder herüber. „Herzlich Willkommen in der Familie" gratuliert er mir und drückt mir eine riesen Packung Merci in die Hand.

Ich sitze wieder im Auto und kann mein Glück kaum fassen, so ein cooler Chef, dem seine Angestellten wirklich wichtig sind, eine super nette Kollegin und dazu noch haufenweise Süßigkeiten. Ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus und ich weiß instinktiv, dass es die richtige Entscheidung war hierherzukommen. Danke, Münze, denke ich grinsend und mache mich auf den Weg zur zweiten Station an diesem Tag.

Wir hatten doch Pläne | wincent weissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt