Kapitel 1 || Der Unbekannte

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Ich hastete aus dem Saal, kaum dass mich Keiner mehr sah, rannte ich los. Salzige Tränen liefen mir über die Wangen, während mein Atem vor Wut schneller ging. Erst redeten sie nur über die Hochzeit und dann, wenn sie bemerkt hatten, dass ich auch noch da war, wollten sie mir die Drecksarbeit von Planung aufhalsen. Wenn ich aber ein mal was eingeworfen hatte, taten sie es nur ab. So wichtig Maurice auch sein mochte, ich war immer noch Thronfolger. Doch Sorgen zu sterben hatten sie sowieso nicht. Vierzig war noch ein gutes Alter. Um meine Krönung sollten sie sich frühstens in fünf Jahren sorgen. Meine Hochzeit, wohlbemerkt mit irgendeinem Prinzesschen, welches ich erst eine Woche vor der großen Feier kennenlernen würde, würde in minimal einem, maximal drei Jahren ein Thema sein.

Ich war an den Stallungen angelangt. Mein Tempo etwas verlangsamend, lief ich zu der Box meines schwarzen Vollblut-Hengsts Dorchadas und machte ihn für einen Ritt durch die Wälder Croyias fertig.

Wir waren nicht allzu lange unterwegs, da sah ich eine dunkle Gestalt an dem Ufer der Dalymee, dem größten Fluss, welcher durch unser schönes Land floss, sitzen. Anstatt wie ein braver Königsjunge umzukehren, ritt ich, von Neugierde getrieben, auf die Person zu. Etwa fünf Meter hinter ihr machte ich halt und stieg von dem Rücken meines Pferdes. Mit einer flinken Bewegung band ich Dorchadas an einem Baum fest und ging vorsichtig zu dem Menschen.

Ich war schon fest der Überzeugung, dass er mich nicht bemerkt hatte, als er sich umdrehte und mich mit seinen giftg grünen Augen ansah. Kurz stockte mir der Atem, so ungewöhnlich war die Farbe seiner Iris. Dann, nachdem ich mich von dem Anblick seiner Augen losgerissen hatte, musterte ich ihn. Er war ein junger Mann, der etwas über die Schultern gehendes, dunkelbraunes Haar hatte. Seine Haut war sehr blass, er wirkte insgesamt übernatürlich. Sein dünner Körper war von einem schwarzen Gewand umschlungen, heraus sahen nur seine nackten Füße, sehnigen Hände und sein wunderschönes, wenn auch etwas beängstigendes, Gesicht. "Wer bist du?", rutschte es mir letztlich hinaus. "Das willst du nicht wissen, Prinz Patrick." Ich runzelte die Stirn. "Hätte ich sonst gefragt?" "Scheinbar. Außerdem kannst du ja nicht wissen, ob du es wissen willst, wenn du nicht weißt, wer ich bin." Nun war ich nicht nur verängstigt, sondern auch verwirrt, doch mein Stolz ließ nicht zu es zu zeigen und so über spielte ich es.
"Nun gut... Was machst du hier?," fragte ich, wissend ihn nicht umstimmen zu können. Der junge Mann lächelte. "Beobachten." "We-", setzte ich an, doch er unterbrach mich. "Euch. Die Königsfamilie." Wieder drückte mein Gesicht Verwirrung aus. "Weshalb? Und wie?" "Ihr seid erwacht. Ich dachte, dass ihr dies nie schaffen würdet, doch dieser Michael ist ein kluger Bursche, nicht wahr?" Ich gab einen eher abwertenden Laut von mir. Ich hatte es gerade vergessen können und dann kam wie-auch-immer-er-heißt mit dem Blauäugigen Helden. "Du magst ihn nicht?" "Ich weiß nicht... Er nimmt mir meinen Bruder und meine Eltern. Die einzigen im Schloss, die sich noch für mich sorgen sind die Diener und auch die tun das nur gezwungen." ich hatte tröstende Worte erwartet, doch mein Gegenüber schien kein Freund von sinnlosen Höflichkeiten zu sein. "Stimmt, ich habe es bemerkt. Du bist ihnen nahe zu egal geworden." Ich biss mir auf die Lippen. Wie recht er doch hatte...

Des Hexers Herz ° KürbistumorWhere stories live. Discover now