Kapitel 50 || Hilfe

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Wir saßen schon lange beieinander, tratschen heiter über die Affäre einer Magd und eines Ritters, während wir die Karten mehr oder weniger glücklich auf den Tisch legten. Dann entfuhr Maurice ein zufriedenes Lachen und er beendete die Runde. "Habt ihr vor heute nochmal zu gewinnen?" fragte der Blonde mit scherzhaften Blick auf mich und den Hexer. "Pech im Spiel, Glück in der Liebe." warf dieser ein und ließ seine Finger kurz über meine Hand gleiten. Michael ließ ein amüsiertes Schnauben hören. "Aber nicht viel Glück mit den Umständen, nicht wahr?" Sein Gemahl warf ihm einen tadelnden Blick zu schob ihm die Karten hin, damit er sie mischen konnte. "Sag so etwas nicht. Wir sind hier, um uns von unseren Sorgen zu befreien, nicht um Salz in die Wunden zu streuen." Der Blauäugige verdrehte seine Augen, sagte jedoch vorerst nichts mehr. 

Irgendwann beschlossen wir aufzuhören und setzten uns nebeneinander auf ein rotes, Samt bezogenes Sofa, um noch etwas weiter zu plaudern. Dann sprach Michael das Thema wieder an. "Plant ihr etwas?" erkundigte er sich aus dem Nichts heraus. "Was sollten wir planen?" fragte Manuel und legte seinen Kopf leicht schräg. Der Größere ließ sich etwas Zeit mit seiner Antwort. "Es wäre zu erwarten, dass ihr einen Fluchtversuch unternehmen wollt." Selbstsicher blickte er mir in die Augen, dass er meinen Freund nicht durchschauen könnte, wusste er. Maurice setzte gerade an, den Anderen zurückzuweisen, doch ich hielt ihn mit einer beschwichtigenden Geste auf. "Ihr würdet es so oder so erfahren.", antwortete ich und sah zögerlich zu dem wunderschönen Hexer, "Und möglicherweise könnt ihr uns helfen, also werde ich euch die Wahrheit anvertrauen. Ja, wir planen zu fliehen, wir beide. Allerdings haben wir keinerlei Ahnung, wie wir das anstellen wollen. Wir wissen nicht einmal, ob wir Pferde mitnehmen sollen oder nicht." Kurz herrschte Stille in dem Raum, dann begann Maurice zu sprechen. "Vielleicht können wir euch beraten? Ihr scheint sehr unentschlossen zu sein." Schnell nickte ich. "Das wäre großartig." "Nun gut, dann fangen wir an. Ich persönlich würde auf den ersten Blick die Tiere bevorzugen. Sie sind schnell, ausdauernd und können Lasten tragen, die ihr kaum bewegt bekommen würdet, wären sie nicht da. Andererseits hinterlassen sie mehr Spuren, sind schwerer unterzubringen und schränken euch in eurem Handeln ein. Was meinst du, Michael?" Der Blauäugige legte die Stirn in Falten. "Vielleicht solltet ihr euch vorerst klar werden, wohin ihr fliehen werdet. Wenn ihr nach Voela, Tarkja oder gar Jugam zu gehen plant, wäre es wohl von Vorteil, wenn ihr die Pferde mitnehmen würdet. Ansonsten, wärt ihr ohne sie wohl möglich besser dran." "Das ist ein guter Punkt, darüber haben wir nicht wirklich nachgedacht." gab ich zu. "Natürlich ist das wichtig.", kam es zeitgleich von Manuel, "Wir überlegen zwischen Voela und dem Anka-See hin und her." Überrascht sah ich ihn an. Der Anka-See lag im Norden, größtenteils in Coryia, allerdings zu geringen Teilen auch in Voela und Tarkja. In den umstehenden Bergen lag auch die Quelle, aus der die Dalymee entsprang. Die Landschaft war mehr als nur schön, in meinem fünften Lebensjahr hatten wir einen Ausflug dorthin gemacht. Dort schien es, als wäre dieses Land perfekt. Die Bewohner hatten Geld, die Bauern genügend Acker. Und Manuel zog es offensichtlich auch dorthin. Wir beide schienen den Norden samt seinen schneebedeckten Bergen und verträumten Wäldern zu lieben. 

Des Hexers Herz ° KürbistumorWhere stories live. Discover now