Kapitel 49 || Warum?

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Schweigend aßen wir das Frühstück, welches Silviana uns gebracht hatte. "Warum hast du das gesagt? Ich dachte, dir wäre es so wichtig, dass ich niemanden anders liebe." Irgendwann überwand ich mich die Worte auszusprechen, die mir schon so lang auf der Zunge gelegen hatten. "Ist es mir auch." Verwundert runzelte ich die Stirn. "Warum-" "Weil wir so möglicherweise fliehen können." "Du weißt, dass das schier unmöglich ist." "Nichts ist unmöglich.", meinte Manuel und grinste mich frech an, "Du musst es nur stark genug wollen." Abwertend schnaubte ich. "Natürlich." "Eine Liebe zwischen einem Prinzen und einem Hexer, der seinen Bruder umbringen wollte, scheint auch unmöglich." warf er ein. "Das stimmt, aber in dem Fall handelt es sich um Gefühle, nicht um Tatsachen, wie die Tore, die von Wachen geradezu überschwemmt sind." erwiderte ich und sah ihn leicht verzweifelt an. "Glaub mir, wir schaffen das, zusammen sind wir unschlagbar." Während er das sagte, griff er vorsichtig nach meiner Hand. Tatsächlich schien diese Geste das absurde Vorhaben etwas vorstellbarer zu machen. 

"Ich- wir können es versuchen, ohne dich leben könnte ich so oder so nicht." Ein sanftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, seine Augen erstrahlten in Zuversicht. "Vertrau mir." Vorsichtig nickte ich. "Gut, ich vertraue dir." 

In den nächsten Tagen versuchten wir nach außen hin so zu wirken, als würden wir möglichst unbekümmert unsere letzte Zeit gemeinsam genießen, doch wenn wir allein an meinem Schreibtisch saßen, draußen sich die Dunkelheit über die Ländereien legte, sodass nur die flackernden Kerzen den Raum erhellten, grübelten wir über einen Plan. Es erwies sich als sehr kompliziert und wirklich weit kamen wir auch nicht.

"So wird das doch niemals etwas." beschwerte ich mich und ließ mich tiefer in den Sessel sinken. Wir hatten uns nicht mal einigen können, welchen Ausgang wir nehmen sollten und ob wir zu Fuß oder auf Pferden fliehen sollten. Ich war definitiv für reiten, zum Einen wollte ich Dorchadas nicht zurücklassen, zum Anderen waren wir so um einiges schneller unterwegs. Manuel hingegen war der Meinung, dass wir mit den Tieren zu viel Aufsehen erregen würden und es ohne sie um Weiten leichter wäre einen Unterschlupf zu finden.

"Wenn du es nicht einsiehst, dann kann es auch nichts werden." antwortete der Größere gereizt auf meine Bedenken. "Lass es gut sein, Manuel, ich will keinen Streit." Auch wenn ich ihn nicht ansah, konnte ich mir nur zu gut vorstellen, wie er genervt seine Augenbrauen in die Höhe zog. Dann tat er etwas unerwartetes, indem er sich auf mich warf. "Ich will doch nur, dass wir beide lebend und gemeinsam aus der Sache raus kommen." flüsterte er gebrochen, er schien kurz davor zu sein zu weinen. "Ich doch auch, aber lass uns heute eine Pause einlegen. Vielleicht brauchen wir einfach etwas Abstand." Er nickte. "Gut-"

Ein Klopfen unterbrach ihn und Maurice streckte seinen Kopf durch die Tür. "Komm rein." meinte ich, während mein Freund sich hastig aufrichtete und sich möglichst unauffällig die Tränen aus den Augen wischte. "Wollt ihr mit Michael und mir Karten spielen?" fragte er und lächelte uns einladend an. Es war zu einer Art Ritual geworden, dass wir spielten und bei Keksen und Rotwein über die Angelegenheiten im Schloss sprachen. "Gerne." meinte ich und auch Manuel stimmte zu. 

Zu Anfang war es etwas komisch zwischen ihm und dem Ehepaar gewesen, doch mittlerweile ging es recht gut. Mein Bruder vertraute ihm und auch Michael hatte sich weitestgehend gut mit ihm gestellt. 

Des Hexers Herz ° KürbistumorWhere stories live. Discover now