Kapitel 60 || Verlobung

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Es blieb nur noch wenig Zeit, bis ich heiraten sollte, weswegen sich uns keine gute Möglichkeit offenbarte, um die beiden Frauen auf ihre Beziehung anzusprechen. Die letzten Vorbreitungen mussten getroffen werden und ich sollte meine Erwählte mit einem Verlobungsring beglücken. So kam es, dass alle verbleibenden Damen in einen Saloon gerufen wurden. Ich hielt eine kleine Rede, sagte jeder Einzelnen, was ich an ihr schätzte. 

Nun stand ich hier, sah in vier gespannte Gesichter, wovon zwei Ausdrücke gekünstelt waren. Einmal atmete ich noch tief ein und aus, dann sah ich Mariola tief in die Augen. "Ich wähle dich, Mariola Astucia. Möchtest du meine Frau werden und somit die Königin von Coryia?" "Und wie...", hauchte die Dunkelhaarige und trat an meine Seite, "Ich möchte dir Lebzeiten an der Seite stehen und dich unterstützen, wo ich nur kann." Sanft nahm ich ihre Hand in meine und steckte ihr den silbernen Verlobungsring an, welcher von einem Saphir geschmückt wurde. Kurz huschte mein Blick zu Roxane, sie sah alles andere als begeistert aus. Ylva und Clarita wirkten etwas enttäuscht, doch im Vergleich zu Roxane waren sie glücklich. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gedacht, dass die Rothaarige mich lieben würde. 

Auch Manuels Laune war an diesem Abend im Keller, verständlicher Weise. Er sprach kaum mit mir und wenn, reagierte er gereizt. Wir lagen auf meinem Bett, lasen beide ein Buch, als es an der Tür klopfte. 

"Herein?" rief ich, ohne mir viel dabei zu denken. Vermutlich waren es Maurice und Michael. Doch ich täuschte mich. Nicht mein Bruder und auch nicht sein Mann schauten in den Raum, sondern meine Mutter. "Herzlichen Glückwunsch zu deiner Verlobung." lächelte sie und nahm, wie selbstverständlich, auf einem der Sessel Platz. Manuel schielte über den Rand seines Buches zu ihr, seufzte und knallte das Buch auf seinen Nachttisch. Dann erhob er sich und ging, nicht ohne einen letzten verärgerten Blick zu der Königin zu werfen, raus. Als die Tür ins Schloss gefallen war, sah sie verwundert zu mir. "Was war das denn?" Wut köchelte auch in mir auf. Sie wollte einfach nicht verstehen, dass wir uns liebten und das es auch nichts half, wenn ich mich zwangsverlobte. Doch ich musste die schlechte Laune runter schlucken und glücklich spielen, damit niemand etwas von unserem Plan ahnte. 

"Keine Ahnung, vermutlich ist er wegen...", ich schluckte, "Wegen dem- wegen seiner Hinrichtung gereizt." Die Blondhaarige nickte verstehend. "Ja, das könnte gut sein." Wieder war ich kurz davor meine Augen zu verdrehen, verkniff es mir jedoch. Es folgte eine lange, bedrückte Stille, in der sie nicht wusste, was sie sagen sollte und ich nicht wollte, dass das Gespräch fortgeführt wurde. 

"Mariola scheint eine gute Wahl zu sein." kam es dann, wie aus dem Nichts. Verwirrt hob ich meinen Blick. "Sie ist ein kluges Mädchen, sieht fabelhaft aus und kommt aus einem guten Haus, woraus man folgern kann, dass sie in jedem Fall eine gute Erziehung genossen hat." Ich nickte abwesend. "Ja... ja, dem ist so." Ohne jegliche Vorwarnung stand die Königin auf und umarmte mich. "Ich bin so stolz auf dich. So stolz, dass du dich zum guten Bekehrt hast und eine wunderbare Dame gefunden hast, mit der du dein Leben verbringen willst." Überrumpelt schlang ich meine Arme um sie. "Danke, ich bin ebenfalls erfreut." Doch hinter ihrem Rücken bahnte sich ein verräterisches Grinsen den Weg auf mein Gesicht. 

Des Hexers Herz ° KürbistumorWhere stories live. Discover now