Kapitel 46 || Wieder vereint

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Dann war es soweit. Der Kirchturm ließ zwei aufeinanderfolgende Schläge hören. Zwei Töne, die mir durch Mark und Bein gingen. Nun war es soweit. Ein letzter Blick wurde ausgetauscht, jegliche Konflikte temporär begraben. Jetzt waren wir eine Einheit, alles was zählte war das sichere Erreichen unseres Ziels.

Vorsichtig steckte ich den Schlüssel in das dazu gehörige Loch und drehte ihn zwei mal um seine eigene Achse. Dann öffnete ich die Tür einen Spalt breit, sodass Manuel heraus spähen konnte. Schritte ertönten am Ende das Gangs. Die Wachmänner schienen ihre Positionen zu wechseln. Erneut war das Geräusch von auf den Boden tretenden Schuhen zu hören, doch dieses mal schien sich der Körper von uns weg zu bewegen. 

"Wir können." zischte der Langhaarige mir zu, stieß die Tür auf und schlich an den Zellen vorbei in Richtung der Treppe, die in den großen Turm führte. Von diesem aus konnte man verhältnismäßig schnell in mein Gemach gelangen. Ich folgte dem Größeren auf Schritt und Tritt, darauf bedacht bloß keinen Lärm zu verursachen. Erneut sah er um die Ecke, nur um hastig zurück zu schnellen. "Er steht am Ende des Korridors und redet mit einer Magd. Wenn wir uns beeilen, könnten wir unbemerkt bleiben." Ich nickte. "Dann nichts wie los." Wir entfernten uns in flotten Tempo von dem Zellentrakt, es schien, als hätten wir diese Hürde problemlos gemeistert. Ich warf einen Blick über die Schulter und sah, wie die schemenhafte Gestalt der Küchenfrau auf uns zeigte. Erschrocken zog ich Manuel um eine Ecke, jagte, mit meiner Hand die seine umklammernd, eine kleine Wendeltreppe hinauf und zerrte ihn hinter einen schweren Samtvorhang. Nah an einander gepresst standen wir dort, unsere Herzen pochten wild, ich traute mich kaum zu atmen. Die Stimme der Wache schallte durch die Räumlichkeiten, die Frau war offenbar mit ihm gekommen und zeterte laut. Wir sollten uns zeigen, sie würden uns so oder so finden. 

Ich hatte den Grünäugigen nicht los gelassen, im Gegenteil, seine kalten Finger krallten sich um meine. Er hatte Angst. "Ich sage es dir doch, Berta. Du siehst Geister. Hier ist keine Menschenseele." meinte der muskulöse Mann, der eigentlich dafür sorgen sollte, dass wir nicht an diesem Ort waren. "Bei Gott, Manfred, da waren zwei Gestalten." versuchte die Magd ihren Begleiter von der Richtigkeit ihrer Aussage zu überzeugen. Der Klang ihrer Stimmen wurde immer leiser, sie entfernten sich von uns.

Ich wollte wieder aus unserem Versteck hervortreten, doch der Hexer hielt mich zurück. "Sie sind weg, wir können-" Weiter kam ich nicht, da seine rauen Lippen es mir unmöglich machten irgendeinen sinnvollen Ton hervorzubringen. Überrascht ließ ich mich auf sein Handeln ein, verschränkte meine Hände in seinem Nacken und drückte ihn leicht gegen die Wand. Es hätte keinen ungünstigeren Zeitpunkt geben können und doch fühlte sich alles so verdammt richtig an. Es schien, als würde die Zeit stehen bleiben, alles drehte sich einzig und allein um uns. 

Außer Atem lösten wir uns voneinander. "Ich liebe dich, Manuel. Nur dich. Bitte vergib mir." diese Tat war definitiv nicht gut durchdacht, sie hätte diesen wunderschönen Moment mehr als nur zerstören können. Doch das tat sie nicht. "Glaub mir, das hab ich schon längst. Ich liebe dich auch, Patrick, wenn wir zusammenhalten, sind wir unbesiegbar. Vergessen wir diese dummen Gegebenheiten der Vergangenheit und starten von vorne, in Ordnung?" zärtlich strich der Hexer mir über die Wange. Ich antwortete nicht, doch das Lächeln, dass auf meinem Gesicht erstrahlte, sprach Bände.

Des Hexers Herz ° KürbistumorWhere stories live. Discover now