Epilog

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Mehrere Jahre waren vergangen, in den wir bei Manuels Familie gelebt hatten. Sie hatten uns sehr gut aufgenommen, Arbeit hatten wir auf ihrem Hof gefunden. Hin und wieder waren Roxane und Mariola vorbei gekommen, sie waren ebenfalls ein Paar. Maurice und Michael hatten ab und an Briefe geschickt, doch gesehen hatten wir uns nicht mehr. 

An diesem einen Abend saßen wir, Manuels Brüder, Schwägerinnen und sein Neffe, an dem Esstisch, als es klingelte. "Ich gehe schon, bleib ruhig sitzen." sagte ich zu Peters Frau Daniela und stand auf, um zu öffnen. Vor der Tür stand jemand, den ich keinesfalls erwartet hätte. Zwei Männer, der eine braunes, der andere blondes Haar. Beide vornehmen gekleidet und erschöpft, immerhin hatten sie den weiten Weg zu Pferd zurück gelegt.

"Maurice! Michael!", rief ich und fiel überschwänglich zu erst meinem Bruder, dann seinem Gemahl in den Arm. "Lange nicht gesehen, kommt rein.", begrüßte ich sie schließlich, "Eure Jacken könnt ihr hier anhängen, wir essen zwar gerade, aber ich denke, dass sich keiner an eurer Anwesenheit stören wird." Die beiden folgten mir in den Speiseraum, wo sie sofort von den anderen Anwesenden begrüßt wurden. Sebastian, der andere Bruder Manuels besorgte zwei Stühle, Daniela und Maria, die Frau Sebastians, taten ihnen etwas von den Pilzen und dem Spinat auf. 

Dann, als die Reisenden versorgt waren, erklärte Maurice, warum sie gekommen waren. "Vater ist vor zwei Wochen verstorben, doch der Thron ist momentan nicht besetzt. Mutter führt das Land, zumindest für den Übergang. Ich wurde nicht dafür geschaffen König zu werden, im Gegensatz zu dir. Nachdem ich genügend auf sie eingeredet habe, hat sie zugestimmt, dass du doch gekrönt werden darfst, wenn du nur wolltest." erwartungsvoll sah der Jüngere mich an, doch mein Blick lag auf meinem Freund. "Ich weiß nicht, ob wir das wollen würden. Wir haben hier unser Leben, Manuel hat seine Familie. -" "Du gehörst genauso zur Familie, wie er, das weißt du.", warf Peter ein, woraufhin ich ihn kurz dankbar anlächelte. "Jedenfalls... Es geht uns gut." "Es würde sich mit Sicherheit einrichten lassen, dass ihr alle", der Blondschopf ließ seinen Blick über die Menschen vor ihm schweifen, "mitkommt. Ihr könntet euren Hof im Namen des Königshauses führen, würdet mehr Geld bekommen und bessere Tiere haben." "Wir werden es uns überlegen.", meinte Sebastian freundlich, aber dennoch bestimmt. 

Nachts, als wir im Bett lagen, konnte ich nicht schlafen. "Du willst zurück, oder?" Es war eher eine Feststellung, als Frage. Ich zuckte mit den Schultern. "Ja... ich glaub schon.", flüsterte ich schließlich meine Antwort. Schemenhaft sah ich, wie Manuel seinen Kopf auf und ab bewegte. "Wir finden eine Lösung, versprochen.", hauchte er und ließ sich zurück in das Kissen sinken. 

Nach einigen Tagen hatten wir uns geeinigt. Manuels Familie würde hierbleiben, wir hingegen würden mit Michael und Maurice nach Coryia zurück kehren, wo mein Bruder und ich uns die Krone teilen würden. Allerdings würden Manuel und ich so oft es nur ginge die Fünf besuchen kommen. 

Nur eine Woche nach unserer Ankunft in meiner Geburtsstätte heiraten Manuel und ich, wie wir die Thronfolge weiterhin regeln würde, wussten wir nicht, doch das hatte sicherlich noch Zeit.

Zehn Jahre waren vergangen, in denen ich und Maurice das Land regierten.
Wir hatten die Hexenverfolgung abgeschafft und dafür gesorgt, dass Homosexualität akzeptiert wurde.

Draußen wurde es langsam dunkel. Die Nacht war still und klar, sodass man viele, kleine Sterne am Himmelszelt funkeln sah. Müde strich ich mir durch die Haare. Ich sollte schlafen gehen und mich morgen um die Unterlagen kümmern. Also stand ich auf und streckte mich, als es an der Tür klopfte. "Herein?", rief ich und wandte mich zum Eingang. Niemand geringeres, als mein Liebster war es, der seinen Kopf in das Zimmer steckte.

"Ich hoffe, ich störe nicht?", fragte er. Ein sanftes Lächeln umspielte meine Lippen, als er näher zu mir kam. "Du störst niemals.", flüsterte ich und zog ihn an mich. "Danke..." hauchte er und küsste mich zärtlich. "Ich hatte eine Frage, Patrick. Wie wäre es, wenn wir einen Ausflug machen? Nur du und ich, keine Wachen, kein Maurice und kein Michael?" Begeistert nickte ich. "Natürlich sag ich ja. Wo soll es hin gehen?", erkundigte ich mich und küsste ihn nochmal. "Das wirst du sehen.", grinste der Ältere, nahm meine Hand und zog mich in die Gänge des Schlosses.

Möglichst leise huschten wir in Richtung Ausgang, hin und wieder stoppte er mich, um Zärtlichkeiten auszutauschen. Es erinnerte mich an unsere Flucht, als ich ihn aus der Zelle gerettet hatte. Ich begann zu grinsen, als ich daran zurück dachte, wie wir unseren ersten richtigen Kuss nach all den dummen Taten erlebten.
Er sah mich nur kurz an, allerdings wollte er es nicht wagen den schönen Moment durch Worte zu zerstören.

So zog er mich weiter, aus den Schlossmauern raus durch den Wald. Mittlerweile konnte ich mir sein Ziel denken.

Als wir ankamen, stand bereits der Mond hoch über uns und verlieh dem Wasser der Dalymee einen silbernen Glanz. Dicht aneinander gekuschelt saßen wir auf dem selben Stein, auf dem er gesessen hatte, als ich ihn das erste Mal traf.

"Ich liebe dich, mehr als alles andere.", hauchte er in mein Ohr. Dort, wo sein Atem meine Haut streifte, entstand ein Gänsehaut. Ich drückte mich zur Antwort nur noch mehr an ihn und wünschte mir, dass dieser Augenblick niemals enden würde. Denn er war perfekt. So perfekt, wie der Mann neben mir. Mein Mann.

Des Hexers Herz ° KürbistumorWhere stories live. Discover now