Kapitel 52 || Furcht

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Die Tage flogen dahin, ohne das wir es schafften, einen Plan auszuklügeln. Dann war es so weit, der Ball, an dem ich meine zukünftige Frau kennenlernen sollte, stand unmittelbar vor der Tür. Meine Nerven, und auch die von Manuel, lagen blank. Er fauchte seine Umgebung bei jedem Muchs an, ich war nicht viel besser. Auch einander verschonten wir nicht vor unserer schlechten Laune. Wir stritten uns immer häufiger, am Abend entschuldigte ich mich meistens und erhielt auch von ihm ein beruhigendes Wort. 

Es war die letzte Nacht, vor der großen Veranstaltung. Die Damen waren bereits angekommen, im Schloss wimmelte es nur so von Geschnatter über Kleidung, Frisuren und mich. 

Mein Freund und ich hatten unsere Arme fest um den Körper des jeweils Anderen geschlungen, keiner dachte daran auch nur ein Auge zu zutun. "Ich hab Angst." flüsterte ich. Seine Hände fuhren zittrig meinen Rücken auf und ab. "Glaub mir, ich auch." murmelte er. Es folgte eine weitere Zeit der Stille, in der wir einzig und allein die Augen des Anderen betrachteten. "Ich liebe dich, Manuel, mehr als alles Andere." hauchte ich mit brüchiger Stimme. "Ich dich auch, Patrick von Coryia." "Von Coryia oder Büttinghaus?" Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Jüngeren. "Von Coryia, mit Büttinghaus will ich mich nicht assoziieren." Verstehend nickte ich. "Und wie viele Kinder wünscht sich der werte Herr?" stellte er die nächste Frage. "Zwei." "Das passt zu dir. Mich würden sie hassen." "Sag so etwas nicht.", rief ich empört, "Sie würden dich genauso sehr lieben, wie ich es tue."  "Sieh mich doch an. Ich bin ein Hexer, von Grund auf böse, wie es Michael zu sagen pflegte -" "Hör nicht auf Michael.", unterbrach ich ihn, "Er hat keine Ahnung." Zögerlich nickte er, ich strich ihm sanft über den Rücken. Dann begann ich wieder über unsere Zukunft zu fantasieren. 

Laut trommelte eine Faust gegen die hölzerne Tür zu meinem Zimmer. "Prinz Patrick, schließen Sie auf! Sie haben noch viel zu tun." wütete Silviana außerhalb der Räumlichkeiten. Stöhnend drehte ich mich auf die andere Seite, zu Manuel, der genervt in Richtung des Holzbrettes starrte. "Mach auf oder bring sie um. Ist mir egal, aber lass mich schlafen." knurrte er verschlafen. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, ich wuschelte dem Grünäugigen durch die verstrubbelten Haare, hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, stand auf, streifte mir ein Morgengewandt über und öffnete schließlich die Tür. Das Gezeter verstummte und die Blondine trat herein, rote Flecken zierten ihren Hals. "Nachdem Sie gegessen haben, begeben Sie sich zu dem König, er wünscht mit Ihnen zu sprechen." stellte die Bedienstete klar, knallte das Tablett auf den Tisch und verschwand. Seufzend ließ ich mich auf das kleine Sofa fallen und sah zu Manuel herüber. "Willst du mit mir speisen?" fragte ich vorsichtig, doch eine Antwort erhielt ich nicht. Vermutlich war er wieder eingeschlafen. 

Ich ließ mir viel Zeit, sonderlich erpicht darauf meinen Vater zu treffen, war ich nicht. Viel nahm ich nicht zu mir, die Aussicht auf den heutigen Abend verdarb mir den Appetit. Letztlich zog ich mich an, schwarze Hose, dunkelgraues Hemd, man sollte merken, dass ich diesen Tag mehr als alles Andere verabscheute, dann machte ich mich auf den Weg zu den Gemächern meines Vaters.

Des Hexers Herz ° KürbistumorWhere stories live. Discover now