⁰³ ▪︎weicher Kern▪︎

8.4K 545 68
                                    

Er presst seine Lippen zusammen und seine Hände bilden sich zu Fäusten, bevor er den Druck wieder entspannt und emotionslos in eine andere Richtung schaut.

Geduldig sehe ich ihn an, gebe ihm ein bisschen Zeit. Wahrscheinlich hat er die Stichhaltigkeit meiner Worte vorher garnicht realisiert.

"Möchtest du mir ein bisschen was über deine Eltern erzählen?", frage ich einfühlsam.

Er zuckt unentschlossen mit den Schultern.

"D-da gibts eigentlich nicht wirklich viel zu erzählen. Meine Mum arbeitet als Model und mein Vater ist ein angesehener Ceo einer großen Firma."

"Wie oft siehst du deine Eltern im Schnitt?"

"Nur an Wochenenden. Und auch da sind sie nicht wirklich richtig anwesend, sie...s-sie..."
Ein widerspenstiges Schluchzen verlässt seine Lippen und hindert ihn am weiter sprechen. Fest presst er die Lippen zusammen, doch sie zittern gefährlich.

Hin und her gerissen beiße ich mir auf die Lippe, bevor ich letztendlich doch meinem Herzen folge und mich zu ihm auf die Couch setze.

Wortlos ziehe ich den Jüngeren in meine Arme, welcher sich sofort an mich klammert.

Er vergräbt seinen Kopf in meiner Halsbeuge und schluchzt leise in diese.

Ich weiß garnicht, was mit mir los ist, normalerweise ist das nicht meine Art Schüler zu trösten, aber irgendwie fühlt es sich gerade richtig an.

Beruhigend streichen meine Finger über seinen Rücken und schaffen ihm eine Wohlfühl-atmosphäre.

Ein wenig später liegt sein Kopf auf meiner Brust. Er ist still und ich lasse ihm alle Zeit, die er braucht, um weiter zu sprechen.

"U-und am Wochenende sind sie zwar als Personen anwesend, doch in ihren Gedanken sind sie immernoch mit ihrer Arbeit beschäftigt. Sie geben mir, was ich will, außer ihre Zeit", flüstert er leise.

Nickend streiche ich ihm über die Haare.

Jetzt ist mir bewusst, warum es mit Jimin so anders ist, als mit den anderen Schülern. Er erinnert mich an meine eigene Kindheit. An mein eigenes jüngeres Selbst.

Plötzlich schiebt er mich von sich weg und fährt sich über seine Augen.

Mild lächle ich und setze mich wieder auf meinen Sessel.

Er kann zwar auf hart tun, aber wenn er denkt, dass ich ihm das glaube, hat er sich gewaltig geschnitten.

Seine Lippen sind bemüht zusammengepresst, doch der verletzliche Kern scheint durch seine Hülle.

"Wir kriegen das hin, Jimin. Ich bin für dich da, du kannst immer mit mir reden, wenn du das Bedürfnis dazu hast. Ich habe Schweigepflicht, du musst dich vor mir auch nicht verstellen. Sei einfach du selbst und ich sehe, was ich tun kann."

𝐒𝐂𝐇𝐎𝐎𝐋'𝐒 𝐓𝐇𝐄𝐑𝐀𝐏𝐈𝐒𝐓 | jjk.pjm.myg ✓Where stories live. Discover now