¹⁰ ▪︎homosexuality?▪︎

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"Und du hast Angst, dass die Schüler hier auch so sind wie sie dort waren?", spreche ich sanft.

Er nickt leicht.

Ich überschlage meine Beine und beuge meinen Oberkörper ein Stück nach Vorne.

"Aber müsste es dann nicht eigentlich schon angefangen haben? Reden die anderen denn schlecht über dich, siehst du sie tuscheln, wenn du an ihnen vorbei läufst? Irgendwelche offensichtlichen Ausgrenzungen oder Mobbereien?"

Er senkt den Blick. In seinem Kopf scheint es zu rattern, er scheint zu verstehen. Schlussendlich schüttelt er den Kopf.

"Na siehst du", lächelnd sehe ich ihn an.

"Die Menschen sind nicht überall gleich schlimm. An manchen Orten gehen sie echt klar", zwinkere ich ihm zu.

"Außerdem", kurz zögere ich. "Diese toxische Maskulinität hat die Köpfe der Leute kaputt gemacht. Es gibt weder typisch männlich, noch typisch weiblich. Das ist die Sache, wir müssen alle aufhören uns als irgendwas zu labeln. Das tut uns nicht gut. Wenn es eben Jungs gibt, die etwas femininere Züge haben, so gibt es auch Menschen, die genau darauf  stehen. Ich bin mir zu Hundert Prozent sicher, alle schwulen Jungs und auch Mädchen, denen du über den Weg läufst, feiern innerlich Party, wenn sie dich sehen."

Leicht muss ich schmunzeln, als sich sein Gesicht in sekundenschnelle in ein recht dunkles Rot verfärbt.

"Und was lernen wir daraus? Sprich doch einfach mal jemanden an. Es muss ja kein Typ sein", lache ich am Ende meines Satzes.

Er senkt seinen Kopf und spielt im Schoß mit seinen Fingern.

Schief schaue ich ihn von der Seite an. "Wobei es natürlich absolut nicht schlimm ist, wenn es ein Typ ist. Ich hoffe, dir ist das bewusst. Wir befinden uns im 21. Jahrhundert. Homophobie ist sowas von out."

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass Yoongis Wangen sich hätten noch dunkler färben können. Aber anscheinend schon.

"A-ber", er bricht seinen Satz ab, presst die Lippen zusammen.

"Aber was?", fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch.

"I-ist das nicht komisch...so?"

Ist ja süß.

"Warum sollte es komisch sein?"

Er zuckt mit den Schultern.

"Sagen deine Eltern, dass es komisch ist?"

"Ich spreche mit meinen Eltern nicht über sowas", gibt er nüchtern zurück.

"Die Gesellschaft vermittelt dir vielleicht, dass es komisch ist. Natürlich. Der größte Teil der Menschen ist heterosexuell, und die Menschen, die es nicht sind, trauen sich nicht in der Öffentlichkeit so zu sein, wie sie sind, weil sie genauso denken wie du. Du musst zu dir selber stehen, das ist wichtig."

𝐒𝐂𝐇𝐎𝐎𝐋'𝐒 𝐓𝐇𝐄𝐑𝐀𝐏𝐈𝐒𝐓 | jjk.pjm.myg ✓Where stories live. Discover now