~satu~

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"Alexander Gideon. Jonathan Christopher. Isabelle Sophia. Familienrat. Sofort." schallt es durch das Haus und genervt legen Jace und ich unsere Controller weg. Ich war gerade dabei meinen Bruder zu besiegen und ihm damit sein überheblicher Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, aber unsere Mutter hat scheinbar andere Pläne.

"Was will sie denn?" fragt uns Izzy, als wir uns an der Treppe begegnen. Jace zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung. Hoffentlich nicht wieder so ein Wohltätigkeitsding. Ich will nicht wieder Kuchen verteilen." murrt er und ich muss lachen. "Ich denke, das will niemand. Vorallem nicht die arme Mrs. Herondale, die wegen dir Sahnetorte in den Haaren hatte."
Izzy kichert. "Aber der Anblick war unvergesslich." Wir platzen beide laut los und Jace geht gespielt schmollend die Treppe herunter.

Unten vergeht uns das Lachen, denn unsere Mum sitzt schon mit den Fingern trommelnd am Esstisch und sieht auf die Uhr, als wir herein kommen. "Das hat sage und schreibe drei Minuten gedauert. Ihr wisst doch, dass ich immer viel zu tun habe." Entschuldigend nicken wir ihr zu und setzen uns. Ernst sieht sie uns an. "Ich habe euch zusammen gerufen, weil ich etwas wichtiges zu besprechen habe. Wie ihr wisst, ist es mir mehr als wichtig, dass euer Vater der nächste Bürgermeister wird. Um unser Ansehen zu steigern, versuchen wir alles. Wir Lightwoods...."

"....brechen Nasen und leben mit den Konsequenzen." beende ich den Satz, der mir einen bösen Blick meiner Mum einhandelt. "Alec, ich wäre dir mehr als dankbar, wenn du mich nicht unterbrechen würdest." sagt sie streng und ich nicke. "Euer Vater und ich haben beschlossen, einem armen Menschen ein zu Hause zu bieten."

Izzy springt auf. "Ihr wollt wieder Jemanden adoptieren?" fragt sie entsetzt und unsere Mutter lacht pikiert auf. "Isabelle, mach dich nicht lächerlich. Natürlich adoptieren wir kein Kind. Setz dich wieder." Misstrauisch sieht Izzy sie an, setzt sich aber wieder zwischen Jace und mich.
"Wir haben beschlossen einen Austauschschüler anzunehmen und bevor ihr was sagt, es ist schon beschlossene Sache. Sein Name ist Magnus und er wird ab nächste Woche in die Klasse von Jace und Alec gehen. Er kommt aus Indonesien und es ist uns eine Herzensangelegenheit, dass ihr euch besonders um ihn kümmert."

Ich kann gar nichts sagen, so verblüfft bin ich über das Vorhaben meiner Eltern aber Jace und Izzy scheint es andere zu gehen, denn sie bombardieren sie mit Fragen. "Wie alt ist er?" "Warum entscheidet ihr sowas ohne uns?" "Kann er unsere Sprache?"
Das geht so lange, bis Mum mit der Hand auf den Tisch schlägt und meine Geschwister verstummen. "Er ist schon 18 Jahre alt, aber aufgrund seiner Sprachmängel wird er ebenfalls die elfte Klasse besuchen. Er wird am Freitag ankommen und jetzt möchte ich keine weitere Diskussion." Damit steht sie auf und lässt uns alleine. Sprachlos sehe ich Jace und Izzy an. "Das ist wieder so typisch. Wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Wer weiß, was das für einer ist." empört sich meine Schwester. "Jetzt warte doch erstmal ab." sage ich ruhig. "Alec, vernünftig wie immer. Ich glaube ja immer noch, dass du eigentlich schon dreißig bist." frotzelt Jace und ich haue ihm auf den Oberarm.

"Innerlich vielleicht. Äußerlich bin ich knackige siebzehn." antworte ich und er macht Würggeräusche. "Ganz so knackig kannst du nicht sein, sonst hättest du endlich eine Freundin." sagt er und ich verdrehe die Augen. "Klar, wenn man mit siebzehn nicht schon mindestens ein Jahr in einer Beziehung ist, ist man für sein Leben lang verloren." sage ich theatralisch und er streckt mir die Zunge heraus. "Nur kein Neid. Clary ist ein Glücksgriff. Nicht jeder hat so ein Glück wie ich." Jetzt macht Izzy die Würggeräusche und ich lache laut. "Zeig mir lieber, wie gut du verlieren kannst." sage ich und zeige die Treppe herauf. "Herausforderung angenommen." schreit mein Bruder und rennt nach oben. Erleichtert dem Thema zu entkommen, laufe ich ihm hinterher.

Abends in meinem Bett, denke ich über die Worte von Jace nach. Jeder erwartet von mir, bald eine Freundin zu haben. Ein Gedanke, der bei mir eine Gänsehaut auslöst. Ich habe schon ziemlich früh festgestellt, dass ich nicht auf Mädchen stehe, aber ich habe mich noch nie getraut, offen zu sagen, das ich schwul bin. Heimlich schwärme ich für unseren Klassenkameraden Sebastian. Er hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass es ihm herzlich egal ist, welches Geschlecht er mit in sein Bett nimmt. Ich seufze leise auf, als ich an ihn denke.

Er sieht unglaublich gut aus, seine blauen Augen scheinen in einen hinein zu sehen und er ist immer gut gekleidet. Er ist beliebt bei den Mädchen und Jungen und dazu ist er noch der Klassenbeste. Er spielt Football und hat einen Körper zum niederknien und ich bin mir sicher, er weiß nicht mal, dass ich existiere. Nie sieht er mich an oder zwinkert mir so zu, wie er es manchmal bei Izzy macht. Sie schmilzt immer vor sich hin, wenn sie ihn sieht aber ich kann ihr schlecht sagen, dass wir beide auf den gleichen Mann stehen. Ich liebe meine Schwester und vertraue ihr vieles an, aber das geht tatsächlich doch zu weit.

Meine Gedanken wandern zu dem Austauschschüler. Wie so oft, haben unsere Eltern eine Entscheidung über unseren Kopf hinweg getroffen. Mein Vater ist Politiker und er möchte unbedingt der nächste Bürgermeister von New York City werden und ich bin mir fast sicher, dass er dieses Ziel erreichen wird. Mein Dad ist ein Geschäftsmann durch und durch und er leitet nebenbei eines der größten Wirtschaftskonzerne der Stadt. Meine Mum ist genau wie wir, eine Repräsentantin des großen Robert Lightwood. Stets geht es darum, öffentlich Gutes zu tun, positiv aufzufallen und natürlich gut auszusehen.

Seufzend denke ich an meine Geschwister. Jace ist Football Kapitän, dazu schlau und beliebt. Er ist adoptiert worden, als er zwei Jahre alt war und wir beide sind gleichalt. Für mich ist er wie mein Zwilling.

Izzy ist mit fast sechzehn schon eine der besten ihres Jahrgangs und ich bin sicher, sie wird eine Professorin in Biologie. Stundenlang kann sie über Mikroben und Bakterien sprechen und man bekommt das Gefühl, das Thema ist wahnsinnig interessant, so begeistert, wie sie darüber redet. Zudem ist meine Schwester eine absolute Schönheit und Jace und ich müssen immer ein Auge auf sie haben, allerdings bin ich mir fast sicher, dass sie davon kaum etwas mitbekommt, denn meistens hat sie ihre Nase in einem Buch.

Und ich? Ich sehe durchschnittlich aus, bin ein durchschnittlicher Schüler und Sport ist auch nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Dafür mache ich tolle Fotos und damit könnte ich mich stundenlang beschäftigen. Eine Begeisterung die mein Vater nicht sehr gerne sieht. Eigentlich bin ich ständig eine Enttäuschung für ihn, egal was ich mache.

I don't want to love you  A Malec Story Where stories live. Discover now