~sembilan belas~

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Mit einem künstlichen Lächeln folge ich meinen Eltern, Izzy und Jace durch die Menschen. Magnus ist dicht hinter mir. Hier und da bleiben wir stehen und werden von unseren Eltern vorgestellt. Immer bleiben wir höflich und sind vorbildliche Kinder.

Anscheinend hat meine Mutter ein bestimmtes Ziel, denn sie hält sich bei niemandem länger auf und ihre Augen gehen suchend durch den Saal. Plötzlich strahlt sie und zupft meinen Vater am Ärmel. "Da sind sie." zischt sie und zerrt ihn hinter sich her. Sie geht auf einen Mann und eine Frau zu, die sich angeregt unterhalten. Neben ihnen steht eine junge, blonde Frau die gelangweilt aussieht. "Richard, Pauline, wie schön Sie zu treffen." säuselt meine Mutter und die beiden sehen auf. "Maryse." begrüßt die Frau unsere Mum und die beiden hauchen sich einen Luftkuss auf die Wange, während die Männer sich die Hände schütteln. Meine Mutter strahlt die junge Frau an. "Lydia, Sie sehen fantastisch aus." sagt sie und mir wird kalt. Das ist also Lydia, mit der ich ausgehen soll. Maryse deutet auf uns. "Isabelle und Jonathan kennen Sie ja bereits. Das hier ist mein Sohn Alexander." Höflich schüttel ich allen die Hand. "Alec, bitte." murmel ich und Lydia betrachtet mich interessiert.

"Und das hier ist Magnus. Er wohnt für ein Jahr bei uns, um unsere Kultur kennen zu lernen. Wissen Sie, der Arme hat keine Ahnung vom luxeriösem Leben." lacht meine Mutter künstlich und ich sehe wie Magnus Blick sich verhärtet. "Interessant. Woher kommen Sie, Magnus?" fragt Mrs. Branwell und ich sehe, wie Magnus sich versteift. "Indonesien, Ma'am." antwortet er. Pauline Branwell nimmt ihn am Arm und hakt sich unter. "Davon müssen Sie mir unbedingt erzählen, mein Lieber. Wie ist es so, in Armut zu leben?" fragt sie neugierig und ich wünschte, ich hätte den Mut einzugreifen.

Ich sehe Magnus verletzten Blick, aber er antwortet höflich, aber ich kann seine Antwort nicht hören, denn meine Mutter schiebt sich dazwischen. "Alexander, unterhalte dich doch mit Lydia. Ich bin sicher, ihr findet schnell eine Geneinsamkeit." In ihrem Tonfall kann ich die Ermahnung hören, nett zu sein und so füge ich mich und wende mich Lydia zu. Zufrieden geht meine Mutter wieder zu ihrem Mann und Mr. Branwell zurück, während Izzy mich kalt ansieht. Ich weiß genau, was sie denkt, aber ich muss tun, was meine Mum verlangt.

Ich räuspere mich. "Also Lydia, ich muss meiner Mutter zustimmen. Du siehst großartig aus." sage ich und meine es tatsächlich so. Lydia Branwell ist hübsch mit ihrem langen, schwarzen Kleid und wenn ich auf Frauen stehen würde, wäre sie sicher interessant für mich. "Danke, das Kompliment kann ich nur zurück geben." sagt sie freundlich und lächelt mich an. "Deine Mutter hat nicht übertrieben, als sie sagte, du siehst gut aus." Verkrampft lächel ich. "Vielen Dank." antworte ich. "Möchtest du tanzen?" fragt sie und ich nicke. "Sehr gerne." Ich hasse tanzen, aber ich weiß, wie wichtig es meinen Eltern ist, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ich halte Lydia meinen Arm hin und wir gehen gemeinsam zur Tanzfläche.

Zu meinem Glück ertönt gerade ein langsamer Song und ich kann mich damit begnügen, ein wenig hin und her zu schunkeln. Lydia legt ihre Arme um meinen Hals und strahlt mich an. "Also, Alec, wann gehen wir aus? Ich hätte Lust mal wieder ins Kino zu gehen und morgen läuft 1917." plappert sie. Ein Kriegsfilm. Ist das ihr Ernst? Höflich lächel ich. "Selbstverständlich können wir uns den Film morgen gemeinsam ansehen. Ich hole dich um neunzehn Uhr ab." antworte ich und sie nickt. "Das ist großartig. Ich freue mich schon sehr, dich näher kennen zu lernen." säuselt sie und beginnt meinen Nacken zu kraulen.

Ich würde am liebsten schreiend weglaufen, stattdessen belasse ich es bei meinem gespielten Lächeln. Über ihre Schulter merke ich, dass ich beobachtet werde und ich blicke in Magnus Augen. Verletzt sieht er mich an und ich versuche mich mit Blicken zu entschuldigen. Lydia schmiegt sich näher an mich und im nächsten Moment, wendet Magnus sich von mir ab. Ich sehe, wie er mit Izzy redet und diese mir einen Blick zuwirft. Sie nickt und führt ihn am Arm aus dem Raum.

Als das Lied endlich vorbei ist, löse ich mich von Lydia. "Entschuldige mich bitte, ich muss mal austreten." sage ich und warte ihre Antwort nicht ab. Schnell gehe ich auf die Suche nach meiner Schwester und Magnus. Izzy kommt mir im Flur entgegen. "Wo ist er?" frage ich und sie sieht mich grimmig an. "Draußen. Er hat sich nicht wohl gefühlt und ich habe ihm ein Taxi gerufen. Ich begleite ihn und hole nur schnell meine Jacke. " Ich will an ihr vorbei und zu ihm, aber sie hält mich am Ärmel fest. "Lass ihn in Ruhe, Alec." knurrt sie und ich sehe sie erstaunt an. "Was? Warum?" frage ich.

Sie stemmt die Hände in die Hüfte. "Lass mich nachdenken. Du lässt zu, dass Mum ihn so vorführt. Du schweigst, wenn Mrs. Branwell ihn demütigt. Und zur Krönung schmeisst du dich so an diese dämliche Lydia heran. Du solltest dich schämen." schnaubt sie und ich beisse mir auf die Unterlippe. "Das hab ich doch nur wegen Mum und Dad gemacht." erwidere ich kleinlaut. "Weil du immer genau das machst, was die beiden wollen. Das ist dein Problem. Du hast kein Rückgrat und verletzt lieber diesen armen Mann, als dass du zu ihm stehst. Er ist fix und fertig und wenn du Glück hast, kann ich ihn davon abhalten, zurück nach Indonesien zu fliegen." motzt sie mich an und mir wird schlecht.

Ich weiß, dass sie Recht hat und ich muss unbedingt mit ihm reden. Wieder starte ich einen Versuch an meiner Schwester vorbei zu gehen, aber wieder hält sie mich auf. "Er will dich nicht sehen. Lass es einfach und geh zurück zu dem Püppchen und spiel den perfekten Sohn. Ehrlich, ich schäme mich für dich." Damit lässt sie mich stehen und ich starre ihr hinterher. Irgendwie muss ich diesen Abend herum bekommen und dann zu Magnus und ihm alles erklären.

I don't want to love you  A Malec Story Where stories live. Discover now