~lima belas~

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Leider kann ich Magnus vor dem Klingeln zum Unterricht nicht mehr finden und ich sehe ihn erst zur nächsten Mathestunde wieder. Er sitzt schon auf seinem Platz und starrt in das Buch. Schnell setze ich mich neben ihn. "Magnus, alles in Ordnung? Warum bist du abgehauen?" raune ich ihm zu und stelle fest, dass er nicht einmal jetzt den Blick hebt. Er schüttet stumm den Kopf und ich bekomme ein merkwürdiges Gefühl. "Bitte rede mit mir." versuche ich es erneut aber wieder bleibt er stumm.

Magnus zieht das den ganzen Tag durch, er geht mir aus dem Weg und spricht kaum ein Wort. Mehrmals fange ich Izzys fragenden Blick auf, als wir wieder in der Cafeteria sitzen. Hilflos zucke ich mit den Schultern, denn ich verstehe gerade die Welt nicht mehr. Auch ich verfalle in Schweigen und kann mich nicht mehr auf die Schule konzentrieren.

Zu Hause verschwindet Magnus sofort in sein Zimmer und ratlos sehe ich ihm hinterher. "Was hat er denn?" fragt Jace und sieht Izzy und mich fragend an. Synchron schütteln wir den Kopf. "Soll ich mal mit ihm reden?" schlägt Jace vor und wieder schüttelt Izzy mit dem Kopf.  "Nein, ich gehe zu ihm." entscheidet sie und bevor ich protestieren kann, ist sie schon die Treppe nach oben verschwunden.

"Hunger?" fragt mich mein Bruder, aber mir ist im Moment nicht nach essen, denn in meinem Magen hat sich ein schwerer Brocken breit gemacht. "Ich muss lernen." murmel ich und er sieht mich verwundert an. "Nach dem zweiten Schultag schon?" fragt er und ich nicke. "Ja, ich hab den neuen Mathestoff nicht so drauf und will den Anschluss nicht verlieren." Jace wiegt den Kopf hin und her. "Okay, dann verschwinde ich gleich zu Clary. Ihre Mutter muss lange arbeiten und das müssen wir ausnutzen." Ich quäle mir ein Grinsen ab. "Verstehe. Viel Spaß und sei pünktlich zum Essen wieder hier. Du weißt, wie Mum ist." Er nickt. "Klar. Bis später."

Ich sehe meinem Bruder noch eine Weile hinterher, bevor ich versuche mich zu beschäftigen. Seufzend setze ich mich vor den Fernseher und zappe durch die Programme, bis ich bei einer Dokumentation über prominente Hobbybäcker stehen bleibe. Gelangweilt sehe ich ihnen beim Backen zu und lerne neue Worte wie Fondant und Ganache. Immer wieder sehe ich zur Treppe in der Hoffnung, Izzy oder Magnus kommen herunter, aber nichts rührt sich.
Irgendwann werden meine Augen müde, denn die letzten Nächte habe ich nicht sonderlich viel Schlaf bekommen. Ich kuschel mich auf das Sofa und merke, wie die Müdigkeit mich übermannt. Schnell lege ich noch eine Wolldecke über mich, bevor ich auch schon einschlafe.

"Alec?" Izzys Stimme weckt mich schließlich und verwirrt sehe ich sie an. "Magnus." sage ich als Erstes und sie lächelt mich an. "Geh zu ihm." sagt sie knapp und ich setze mich auf. "Was ist mit ihm?" frage ich und sie wird ernst. "Alec, wenn das mit euch funktionieren soll, müsst ihr lernen einander zu vertrauen. Geh zu ihm." wiederholt sie und ich strampel die Decke von mir und stehe auf. Langsam gehe ich hoch zu Magnus Zimmer und klopfe an.

"Herein." ertönt es dumpf und ich hole noch einmal tief Luft und trete ein. Magnus sitzt an seinem Schreibtisch, mit dem Rücken zu mir. "Können wir reden?" frage ich leise und sehe ihn nicken. "Ich war eifersüchtig." stelle ich ehrlich fest und erneut nickt er. "Du mir nicht vertrauen." flüstert er und mit großen Schritten gehe ich zu ihm, knie mich vor seinen Stuhl und drehe ihn zu mir herum.

Mit traurigen Augen sieht er mich an. "Es tut mir leid." sage ich fest und greife nach seinen Händen. "Eifersucht hat nicht immer etwas mit mangelndem Vertrauen zu tun, Magnus. Ich vertraue dir, aber Sebastian nicht. Glaub mir, er will dich und aus irgendeinem Grund scheint er mich ärgern zu wollen." Magnus runzelt die Stirn. "Als du rausgegangen bist, hat er mich angegrinst." erkläre ich. "Sebastian ist nett. Er sieht, ich gut im Laufen. Er gibt mir große Chance und du musst akzeptieren." Ich seufze. "Ich akzeptiere es ja, ich hab einfach nur Angst dich zu verlieren." Sein Blick wird weich und er beginnt mit dem Daumen über meinen Handrücken zu streicheln. "Du mich nicht verlieren, Alexander." sagt er sanft und ich lege meinen Kopf auf seine Beine. "Verzeih mir bitte." murmel ich und er legt seine Finger in meine Haare. "Ja." erwidert er und erleichtert atme ich auf.

"Komm her." flüstert er und ich hebe den Kopf. Er umfasst mein Gesicht mit den Händen und küsst mich so zärtlich, dass es heftig in meinem Bauch kribbelt. Seine Zunge stubst an meine Lippen und ich öffne sie sofort. Ganz langsam umspielen sich unsere Zungen und auch ich lege meine Finger an seine Wangen, um seine warme Haut zu spüren. Tief atme ich durch die Nase ein, damit ich seinen einzigartigen Duft aufsaugen kann.

Als wir uns voneinander lösen, legt er seine Stirn an meine. "Wie sagen ich jemandem, dass ich nur denken kann an ihn und meine Herz bei ihm, ganz schnell schlagen?" Ich denke kurz nach. "Izzy hat gemeint, wenn man so fühlt, ist man verliebt. Also denke ich, man sagt: ich bin verliebt in dich." Er lächelt. "Alexander, ich bin verliebt in dich." sagt er langsam und ich bin kurz vorm hyperventilieren. "Und ich bin in dich verliebt, Magnus." Wieder lächelt er. "Wie sagt man es auf indonesisch?" frage ich. "Saya suka dengan anda." sagt er heiser und wieder treffen sich unsere Lippen zu einem Kuss. Mir wird klar, dass es die Wahrheit ist. Manchmal trifft einen die Liebe völlig unvorbereitet, sie kommt zur falschem Zeit, am falschen Ort aber Magnus zu küssen fühlt sich richtig an und ich bin verliebt. In ihn. Dessen bin ich mir sicher.

I don't want to love you  A Malec Story Where stories live. Discover now