~dua puluh~

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Die Musik scheint weit weg zu sein und ich habe das Gefühl, außerhalb meines Körpers zu stehen. Was habe ich getan? Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich bekomme Angst. Will er mich verlassen? Fliegt er zurück? Ich kann ihn nicht gehen lassen, denn dann würde ich meine große Liebe verlieren.

"Alexander, ich hörte, du und Lydia geht morgen gemeinsam ins Kino? Das freut mich so sehr. Ich bin so stolz auf dich." begrüßt mich meine Mutter und ich starre sie an. "Sei nett zu ihr, ihre Eltern haben großen Einfluss und können uns einen Platz in der Gesellschaft sichern, also bitte ich dich, sie wie eine Prinzessin zu behandeln."

"Mum, ich kann das nicht tun. Die Wahrheit ist, dass ich schwul bin. Ja, nun schau nicht so. Ich bin schwul und werde nicht mit Lydia ausgehen. Mein Herz gehört Magnus und wenn du das nicht akzeptierst, werde ich mit ihm gehen. Er ist Alles für mich und ich habe ihn heute Abend so sehr mit diesem Schauspiel verletzt. Ich will das nicht mehr, ich will nur mit Magnus zusammen sein."

Das hätte ich wohl gesagt, wenn ich den Mut hätte, aber natürlich beschränke ich mich damit, brav und folgsam zu nicken. "Natürlich, Mutter. Ich verspreche es." murmel ich und sie nickt zufrieden. Strahlend zieht sie mich zu weiteren Menschen, die ich ihrer Meinung nach unbedingt kennen lernen muss.
Ich weiß nicht, wie ich diesen Abend durchgestanden habe. Meine Gedanken sind ständig bei Magnus und mein schlechtes Gewissen frisst mich innerlich auf. Steif lächel ich immer wieder und antworte mechanisch auf die gestellten Fragen.

Als wir endlich zu Hause ankommen, ist es weit nach Mitternacht und das Haus liegt still und dunkel da. Sicher schlafen Magnus und Izzy schon, aber ich bin fest entschlossen, noch heute mit ihm zu reden und mich zu entschuldigen. Ich verabschiede mich von meinen Eltern und Jace und gehe hoch in mein Zimmer. Dort werde ich den Anzug los  und schlüpfe in eine Jogginghose und ein Shirt. Mit klopfendem Herzen sitze ich auf meinem Bett und warte, bis ich höre, dass meine Eltern schlafen gehen, damit ich ins Zimmer von Magnus schleichen kann.
Eine Viertelstunde später ist es soweit, ich höre die drei die Treppen hochkommen und anschließend höre ich Wasser rauschen. Dann ist es still und ich öffne leise meine Tür. Es ist nichts zu sehen, also gehe ich zum nebenliegendem Zimmer.

Jetzt wird alles gut und Magnus und ich werden uns vertragen. Er wird mir zuhören und meine Entschuldigung annehmen. Wir werden uns küssen und wieder werde ich ihm Versprechen geben, von denen ich nicht weiß, ob ich sie halten kann. Fast schon euphorisch drehe ich den Knauf der Tür und stelle fest, dass abgeschlossen ist. Vorsichtig klopfe ich. "Magnus?" raune ich und lausche. Es ist nichts zu hören und ich probiere es noch mal. Als sich nichts rührt, kehre ich mit einem merkwürdigen Gefühl zurück in mein Zimmer.

In dieser Nacht habe ich kaum geschlafen, zu groß ist die Angst, ich könnte ihn verloren haben. Bei dem Gedanken wird mir schlecht. Schnell gehe ich hinunter und bin überrascht, dort nur Izzy vorzufinden. "Hey, wo sind denn alle?" frage ich und sie sieht nur kurz auf. "Mum und Dad sind schon zur Kirche." Irritiert blicke ich sie an. "Müssen wir heute nicht mit?" Sie schüttelt den Kopf. "Nein, sie haben beschlossen heute alleine zu gehen und uns ausschlafen zu lassen. Nobel, oder?" Ich nicke langsam. "Und wo sind Jace und Magnus?" stochere ich weiter und sie seufzt. "Jace ist bei Clary und Magnus ist Laufen." antwortet sie knapp. Sie steht auf und schnappt sich ihr Buch. "Ich gehe hoch." murmelt sie. "Warte, Izzy." Sie sieht mich an. "Meinst du Magnus redet noch mit mir? Gestern Abend hat er sich eingeschlossen." sage ich kleinlaut. Meine Schwester beugt sich zu mir. "Naja, das kannst du ihm nicht verübeln. Du hast dich benommen wie ein Arsch. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob er nochmal mit dir reden wird, aber frag ihn doch selbst."

Sie deutet zur Terrassentür und ich entdecke Magnus, der sich nach dem Laufen den Schweiß von der Stirn wischt. Ich springe auf und gehe zur Tür, um ihn herein zu lassen. "Hey." begrüße ich ihn und er sieht mich kühl an. "Hi." murmelt er und will sich an mir vorbei drängen, aber ich halte ihn am Arm fest. "Bitte, lass mich was sagen, Magnus." Er starrt mich an und scheint nachzudenken. Er reisst sich von mir los und es ist, als hätte er mich geschlagen. Ich stelle fest, dass Izzy nicht mehr anwesend ist und kann Magnus nur hinterher sehen. Auf der Treppe bleibt er stehen. "Ich duschen, Alexander. Danach du hast genau fünf Minuten Zeit mit sprechen." Damit geht er weiter und in mir keimt Hoffnung auf.

Nervös sitze ich in seinem Zimmer und warte auf seine Rückkehr. Als er schließlich geduscht und umgezogen herein kommt, schlägt mir mein Herz bis zum Hals. Er setzt sich mit einigem Abstand neben mich und sieht auf seine Hände. "Fünf Minuten." wiederholt er und ich hole tief Luft. "Es tut mir so leid, Magnus. Mein Benehmen ist unentschuldbar aber ich will es trotzdem erklären." Ich sehe ihn an, aber sein Blick liegt noch immer auf seinen Händen.

"Ich schaffe es nicht, mich gegen meine Mum zu wehren. Sie wollte, dass ich nett zu Lydia bin und das habe ich gemacht. Aber du musst mir glauben, dass ich keinerlei Interesse an ihr habe. Wirklich." Er nickt leicht und ich spreche weiter. "Wie Mum dich behandelt ist gemein und ungerecht und es tut mir leid, dass ich mich nicht überwinden kann, dich zu verteidigen. Ich bin so schwach und ich schäme mich dafür." Meine Stimme ist leise geworden und endlich sieht er mich an. "Tat weh ja. Ich in ihren Augen armer, kleiner Junge aus armen Land, aber ich so viel mehr. Meine Eltern nicht viel Geld, aber immer sie geben mir Liebe. Das viel mehr wert." Ich nicke zustimmend. "Das ist wahr. Du wirst von ihnen geliebt, das ist mehr als ich von meinen Eltern behaupten kann."

Einen Moment schweigen wir, bis er plötzlich nach meiner Hand greift. "Du mir versprechen, du nicht willst Lydia?" Schnell nicke ich wild. "Ich will sie nicht. Ich will nur dich, Magnus. Niemand anderen. Versprochen." Er kaut auf seiner Unterlippe herum und zieht mich plötzlich in eine Umarmung. "Bitte nicht mir weh tun, Alexander." Tränen der Erleichterung schießen in meine Augen. "Das werde ich nicht." Ich drücke ihn fest an mich.

I don't want to love you  A Malec Story Where stories live. Discover now