"Doch die Dunkelheit glitzerte in der Nacht" | Bonez MC | Teil 1 & 2

Kapitel 7 - Nichts als Liebe

Auch nachdem meine Mutter das Essen serviert hatte, John und sie sich angeregt unterhielten, war ich noch immer nervös und rutschte unruhig auf meinem Stuhl umher. Das sie so angetan von ihm war, obwohl er genau das Gegenteil von dem verkörperte, was sie mochte, verwunderte mich ungemein. Und es verunsicherte mich. Ich kannte meine Mutter einfach zu gut und war mir sicher, dass ein Angriff folgen würde.

„Talia, warum hast du nie erzählt, dass dein Partner so erfolgreich ist.", sagte meine Mutter anklagend und ich sah sie skeptisch an.

Natürlich ging es ihr wieder einmal nur darum, dass mein Partner erfolgreich war, Kapital besaß und mich haushalten könnte. „Fand ich nicht erwähnenswert. Du hast doch eh nicht so viel Interesse an der Musikszene.", antwortete ich Schultern zuckend und bemerkte, wie sich ein Grinsen auf Johns Gesicht ausbreitete.

„Das verschweigt das bezaubernde Fräulein gerne.", sagte John und grinste mich frech an. „Klar, wir sind erfolgreich, aber so wichtig ist mir das eigentlich nicht. Mein Hobby ist halt mein Beruf.", sagte er nun an meine Mutter gewandt.
Diese sah ihn mit funkelnden Augen an. Wahrscheinlich hatte sie John im vorweg gegoogelt und so ungefähr einschätzen könne, auf wie viel Geld er tatsächlich saß. Schwer schluckte ich. Meine Mutter würde sich einfach niemals ändern. Geld war ihr schon immer am wichtigsten gewesen, erst danach kam ihre Tochter oder generell ihre Familie. Doch ich hatte mich daran gewöhnt.

„Und was für Musik machst du genau?", schaltete sich nun Friedrich ein der neben meiner Mutter saß. Er sah John freundlich an und trank einen Schluck Wasser.

„Hip Hop.", erklärte John einsilbig.

Friedrich zog eine Augenbraue in die Höhe. „Deutschrap oder amerikanischer Hip Hop?"

Ein stolzes Funkeln schlich sich in Johns grünblaue Augen. „Deutschrap und aktuell sind mein Partner und Freund Raphael und die erfolgreichsten Künstler Deutschlands. Jeder hört uns. Jeder kennt uns."

Über diese Überzeugtheit mussten Friedrich und Camille lachen, wobei es ein freundliches Lachen war und in keiner Weise abschätzig, was mich wirklich wunderte. Eigentlich hatte ich erwartet, dass meine Mutter ganz und gar nicht mit der Wahl meines Partners zufrieden wäre, doch das John so erfolgreich war ließ ihre Augen glitzern. So wie all der Goldschmuck und die Diamanten in ihrer Kommode. Tief atmete ich durch, nahm einen großen Schluck meines Rotweins und versuchte mich zu entspannen. Bisher war der Abend deutlich besser gelaufen, als erwartet.

„Ich würde mich freuen, wenn du John ebenfalls mitbringen würdest. Toller Kerl. Hast dir den Richtigen ausgesucht, Talia.", sagte Friedrich, während er mich warm anstrahlte. Mit ihm hatte ich noch nie Probleme gehabt. Trotz des ganzen alten Geldes war er ein sehr bodenständiger Mann und genau das Gegenteil meiner Mutter.

„Danke, du bist lieb. Ich werde sehen, was sich machen lässt.", erwiderte ich, drückte ihn noch einmal kurz und folgte John dann zum Auto.

Meine Mutter stand so lange winkend auf der Treppe des Hauses, bis wir aus der Einfahrt verschwunden, und bereits um die nächste Ecke waren. Erleichtert atmete ich aus, was John nicht entging. Mit einem verschlagenen Grinsen sah er kurz zu mir herüber.

„Ich fand's gar nicht so schlimm. Hatte heftigeres erwartet.", sagte er, bog ab und fuhr die Auffahrt zur A7 hinab.

Ich strich mit meiner linken Hand durch Johns Locken. „Ja, das stimmt. Es kam kein einziger gemeiner Spruch. Scheinbar mag Camille dich."

„Besser so, als wenn wir deine Mutter nicht zu unserer Hochzeit einladen können, weil sie es nicht gutheißt, dass du einen Kriminellen heiratest."

Ich musste auflachen und auch John versuchte verzweifelt sein Lachen zu verstecken, woran er kläglich versagte. „Von einer Hochzeit sind wir zwei noch weit entfernt. Erst einmal musst du noch lernen, dass schmutzige Teller nicht auf die Ablage gehören, sondern direkt in den Geschirrspüler. Danach können wir weitersehen."