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Man konnte ihnen die Niederlage in jeder Minute anmerken

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Man konnte ihnen die Niederlage in jeder Minute anmerken.
In Japanisch hatte Kageyama seinen Kopf auf dem Tisch abgelegt, seine Arme bildeten das Kissen. Auch der Rest, inklusive mir saß entweder verkrampft da oder starrte gedankenverloren aus dem Fenster.

Ich bewunderte die Bäume, ein paar weiße Blüten waren bereits aufgegangen. Eine Schar von Krähen zog kraftvoll über den klaren blauen Himmel und ich verfolgte ihre Züge sehnsüchtig, wie in Trance.

In der Pause unterhielt ich mich an der Treppe kurz mit einem Mädchen aus meiner Stufe und verharrte beim Abschied als ich Daichis Stimme vernahm.
"Ich finde wir sollten uns zurückziehen. Es wird Zeit den Erst- und Zweitklässlern den Club zu überlassen" Der Ernst in seiner Stimme ließ mir den Atmen stocken. Ich lauschte, doch es blieb still.

"Ist das dein Ernst?"sprach mein Bruder meine Gedanken aus. "Ich werde auf jeden Fall bleiben" protestierte er und ich lächelte insgeheim.
"Und ich auch" lenkte Asahi mit ein. "Wenn sie mich loswerden wollen, sollen sie's doch versuchen" Wurde die halbe Portion also erwachsen.

"Ich will doch auch bleiben!" rief jetzt auch Daichi, anscheinend im Widerspruch mit sich selbst und somit lösten sich meine Sorgen in Luft aus. Ich folgte dem Gespräch nicht weiter und ging hinaus an die frische Luft.

Ein bekanntes Geräusch kam mir zu Ohren und ich folgte ihm wie ein Hund einer Geruchsspur.
Vor mir stand Hinata und übte gedanklich abwesend die obere Annahme. "Hey Shoyo" machte ich mich bemerkbar und er fing den Ball kurz über seinem Gesicht auf.

Er sah müde und gestresst, aber vor allem traurig aus.
"Wie gehts dir?"fragte ich ganz nebenbei und deutete ihm mit einer ausgestreckten Hand mir den Ball zuzuwerfen.
"Den Umständen entsprechend" meinte er kurz angebunden und ich sah ein das ein Gespräch keinen Sinn hatte. Also stieg ich ein in seine Welt, warf den Ball hoch und spielte ihm zu.
Stumm ging der Ball vom einen zum anderen, keiner sagte ein Wort bis die Klingel die Pause offiziell beendete.

Er bedachte mich mit einem warmen, dankbaren Blick und ich nickte ihm aufmunternd zu als wir nebeneinander das Schulgebäude wieder betraten.

-

In der Mittagspause wusste ich nicht wohin, ich wollte nicht von den gewohnten Leuten umgeben sein, wollte alleine sein. Die Sporthalle fiel mir ein. Schnellen Schrittes, damit mich ja niemand aufhielt, lief ich die noch ziemlich leeren Gänge entlang, Richtung Halle.

Meine Schuhe quietschten leise auf dem glänzenden Boden, als ich aus der Gerätekammer einen Korb Bälle zog.
Konzentriert und ruhig nahm ich einen und betrachtete ihn eingehend. Dann warf ich ihn hoch und meine Hand schlug mit voller Wucht auf ihn ein.

Er prallte von der braunen Wand ab und flog zu mir zurück, und wieder drosch meine Hand auf ihn herab. Das Prozedere wiederholte sich einige Minuten lang, mein Arm tat nicht weh, die Aggression und Enttäuschung machten den Schmerz wett.

Er war mir nicht aufgefallen, doch plötzlich stand noch jemand neben mir und schlug auf einen anderen Ball ein.
"Guten Mittag eure Hoheit"keuchte ich. Er sagte nichts, konzentrierte sich auf den Ball, der immer wieder im gleichen Bogen angeflogen kam und zurück geschlagen wurde.
Der zuckende Mundwinkel war wahrscheinlich nur Einbildung.

Anscheinend hatte Hinata die gleiche Idee wie Kageyama und ich gehabt, denn nach kurzer Zeit kam er schreiend in die Halle gerannt. Wie ein Irrer sprintete er quer durch den Raum, schrie, hing sich an das Geländer. Doch ich verurteilte ihn nicht, im Gegenteil verstand ich ihn, jeder ging mit seinen Emotionen anders um.

"Scheißeeee!"rief er immer wieder. "Scheiße" sagte auch ich, nur etwas leiser und meine Hand schmetterte einen weiteren Ball gegen die Wand und noch einen und noch einen. Völlig unerwartet stimmte auch Kageyama in Shoyos Sprint mit ein und ich schloss mich den zwei Wahnsinnigen an, schenkte der offenen Tür keine Beachtung.

Wir schrieen unsere Wut heraus, machten unserem Ärger lautstark Luft.
Irgendwann ging allen die Puste aus, ich sank gegen eine Wand, Tobio lag in einer abstrakten Position, die im Yoga sicher einen Namen hatte und Hinata....er lag in Mitten der Halle, den Po in die Höhe gestreckt. Leicht musste ich lachen, es sah wirklich lustig aus.

Alle miteinander schnauften wir, der Schweiß lief mir den Nacken herunter. Aber es hatte gut getan. Ja das hatte es.

"Beim Frühlingsturnier werden wir gewinnen" hechelte der Orangehaarige und setzte sich normal hin. Der Zuspieler und ich nickten nur leicht. "Das werden wir. Wir werden gewinnen." schloss ich mich ihm an und ließ den Kopf erschöpft auf die Brust sinken, atmete in unregelmäßigen Stößen aus.

-

Ich machte mich auf den Weg um Sugawara vom Training abzuholen, zog mir einen Pulli über und verließ mir den Schlüsseln in der Hand das Haus.
Es war schon spät und die Luft hatte sich etwas abgekühlt.
Aus der Halle vernahm ich Rufe, wahrscheinlich spielten sie gerade.

Als ich die schwere Tür dann aufzog, machten sie wohl gerade eine Pause oder waren fertig, jedenfalls dehnten sich ein paar der Mitglieder bereits.
Mein Blick suchte meinen Bruder aber traf unerwartet auf Kageyamas Sixpack, was mich unglaublich fesselte.

Er hatte sich gerade mit dem T Shirt den Schweiß aus dem Gesicht gewischt und seinen perfekt trainierten Oberkörper entblößt. Scheiße.
Als ich hoch sag kreuzten sich unsere Blicke für einen Sekundenbruchteil. Schnell sah ich weg, mir wurde ganz heiß.

Gerade als ich mich auf Koshi zu bewegte, platzte Herr Takeda herein, der verantwortlicheLehrer für den Karasuno Volleyballclub. Prompt stolperte er und fiel geradewegs der Länge nach hin.
„Oh mein Gott, Herr Takeda! Alles in Ordnung?" erkundigte ich mich als ich seine blutende Nase sah.

„Ihr Nase blutet" meinte Kageyama nur, als würde das nicht jeder sehen. Für einen Augenblick musste ich kichern.
„Es geht schon danke" tat der Lehrer mit einer lässigen Handbewegung ab.

„Ich wollte euch nur benachrichtigen, dass es die Möglichkeit auf ein Trainingscamp gibt, nächsten Monat. In Tokyo" setzte er fort und ich ließ die Schultern sinken. Ich werde alleine hier bleiben müssen, man wird das langweilig.
Ich seufzte.

„Das heißt wir spielen doch sicher mit der Nekoma!" rief Hinata begeistert. Kuroo.
„Nicht nur! Auch Fukuroudani, Shinzen und andere sind dabei! Zum Einleben gibt es noch ein Auswärtsspiel" kündigte Coach Ukai groß an und meine Enttäuschung wurde immer größer.
„Es gibt natürlich eine Bedingung" Herr Takeda unterbrach den Jubel.

„Ihr wisst, dass im nächsten Monat auch eure Prüfungen anstehen" Aus den Gesichtern von Hinata, Kageyama, Tanaka und Nishinoya wich alle Farbe. „Und deshalb ist natürlich klar, wenn ihr durchfallt, gibt es Nachhilfe und kein Auswärtsspiel."
„Herr Takeda, Kageyama atmet nicht mehr!" ,
rief ich ihm belustigt zu und stupste Tobios leblosen Körper an.

-

„Oikawa ist im „Weekly Volleyball" und dann auch noch mit Bild" berichtete Tanaka und las konzentriert in der Zeitschrift. Ich sah ihm über die Schulter. Tatsächlich.
„Und was steht da über ihn?" erkundigte sich mein Bruder und trat hinter uns.
„Oikawa isst am liebsten Milchbrötchen. Sein Motto ist:"Andere spielen mit dem Ball, ich setze ihn als Waffe ein!" " las ich laut vor und lachte. Milchbrötchen.

Tanaka regte sich so extrem über diesen „aufgeblasenen Wichtigtuer" auf, dass Suga ihm die Zeitung entriss, vor Sorge er würde sie zerstückeln.
„Da ist Ushijima" rief Noya.
„Er spielt bei den japanischen Junioren.", meinte Tsukishima sachlich. Fragend drehten sich alle fünf anderen um und er verdrehte sichtlich genervt die Augen.

„Das heißt er spielt in der Nationalmannschaft von Japan für Spieler unter 19 Jahren" erklärte er.
Ich zog scharf die Luft ein. Schlecht war der ganz sicher nicht.

AUSGEHEN (kageyama)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt