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Mein Handy vibrierte neben mir, aber ich schenkte ihm keine Beachtung

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Mein Handy vibrierte neben mir, aber ich schenkte ihm keine Beachtung.
Vertieft in die Zeilen, die Seiten über die ich in regelmäßigen Abständen leicht streiche um sie zu wenden. Das Gefühl von leicht rauem Papier unter meinen Fingerspitzen versetzt mich in einen Zustand der Ruhe und Gelassenheit.

Es summt abermals.
Ruhe. Und Gelassenheit. Ich lächelte.
Und wieder. Brrrt.
Ruhe. Entspannung.
Ein viertes Mal.

Zu wirklich hundert Prozent gereizt legte ich mein Buch dennoch möglich sanft auf mein Nachtschränkchen und wendete mich ruhig, wie eine tickende Zeitbombe, meinem Handy zu. So wie Tanaka es tun würde.

Doch der Absender lässt meine Aggression von jetzt auf gleich verfliegen.
Es ist Kuroo.

Hi
Sakura!
Ignorier mich nicht!
Ich weiß das du mich ignorierst! Geh sofort an dein Handy!

Ich musste schmunzeln und überlegte ihn einfach für das Feeling noch ein paar Minuten zappeln zu lassen.
Gerade, als ich wieder völlig tiefen entspannt, begeistert von meiner eigenen Willenskraft war, klingelte mein Handy, jemand rief mich an.

Wenn das jetzt Kuroo war...
Und tatsächlich war es sein Name, der auf meinem Display leuchtete und mich dazu veranlagte die Schönheit des Baumes in unserem Garten zu betrachten, Kindheitserinnerungen blühten in meinem Innersten auf.
Dann ein schriller Piepston.

"Ich merke wir spielen wieder Spielchen!", dringt Kuroos digital verzerrte Stimme in mein Ohr, aber ich kann sein Lächeln durch den Hörer spüren,"Ich kann mir gut vorstellen, nein, ich bin mir sogar beinahe sicher, dass du gerade neben dem Telefon sitzt und dir eventuell sogar den Arsch ab lachst. Trotzdem bitte ich dich entweder zurück zu rufen oder mir wenigstens zu antwort-" Die Nachricht schnitt ab.

Ich liess mir noch ein paar Minuten Zeit, für mich um mich mental vorzubereiten, für ihn um zu fluchen, dass es einfach abgebrochen hatte.

Meldet sich der Herr doch tatsächlich nochmal, tippte ich und mein Finger schwebte über den Absendeknopf.
Das klingt vorwurfsvoll, aber ich drückte trotzdem auf absenden. Wen juckt's?
Sofort gelesen und sofort schreibt er zurück, als hätte er nur darauf gewartet, auf die Millisekunde genau seine Antwort mit meiner abzupassen.

Sei froh das ich mich überhaupt melde!
Ich sehe sein Gesicht vor mir,wie naiv er doch ist.

Ich weiß genau wie oft du schon angesetzt hast, ich sehe das ,ein Gefühl der Überlegenheit schleicht sich ein, ich zähle im Kopf die vielen Male die mein Handy mir berichtet das er begonnen hat zu tippen. Dazu kommt leider, dass es daran liegt dass ich andauernd an unserem Chat ging.

Beinahe höre ich wie er lacht, um seine Verlegenheit zu überdecken.

Wir kennen uns seit der Kindheit, ganz früher war er in meinem Kindergarten, bis wir beide aus der Gegend zogen. Ein paar Besuche des Anderen in die jeweilige Metropole haben unsere Verbindung aufrecht erhalten.
Kuroo war der erste Junge in den ich mich verliebt hatte.

Hoff nur, blinkte es auf meinem Bildschirm.
Wieso schreibst du mir?  Langsam wollte ich den Grund wissen,weshalb er mich nach so langer Zeit kontaktiert hatte.
Wir sind in der Gegend, haben ein paar Trainingsspiele. Auch gegen Karasuno. Hatte gehofft du kommst vielleicht, oder wir sehen uns vorher nochmal.

Ich stieß die Luft aus und sperrte mein Handy,sah den Bildschirm schwarz werden.
Wir sehen uns vielleicht vorher nochmal.
Von wegen.
Was meinst du?, klang es erneut.
Sollte ich? Was machte ich mir so einen Kopf, es war ja nur Kuroo. Ja, es war eben Kuroo.

Letztendlich hatte ich nachgegeben, der kleine Teil in mir der sich nach ihm sehnte, hatte die Oberhand erlangt. Ich hatte mir einen Platz auf einem Hügel ausgesucht, von dem aus man die bunten Lichter der Stadt darunter gut erkennen konnte.
„Wunderschön nicht" ertönte es hinter mir. Kuroo.

Ich sah mich nicht um, machte keine Anstalten mich zu erheben, nickte nur.
Unaufgefordert ließ er sich neben mir nieder.
„Wir haben uns lange nicht gesehen" stellt er die Tatsache fest, die mir den ganzen Abend schon im Kopf herum geisterte. Wir wussten beide wessen Schuld es war.
„Sakura, es tut-"setzte er an,doch ich schnitt ihm das Wort ab. „Lass gut sein,Kuroo"
Er seufzte. Ich war mir nicht sicher ob er genau wusste, was mich so stört. Und auch wenn, er sprach es nicht an.

„Wie geht es dir? Und Koshi?"erkundigte er sich mit dem Versuch ein Gespräch aufzubauen.
„Es geht allen gut. Alles ist bestens" ich lenkte mich mit einem Gänseblümchen ab, zupfte ihm einige Blütenblätter aus, erinnerte mich wie ich es früher getan hatte um mir klar zu machen ob er mich genauso mochte wie ich ihn.

Er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich.
Ich verscheuche den Gedanken mit einem Kopfschütteln.
Seine Augen brannten auf mir und ich wagte es nicht mich ihm zuzuwenden.
Wenn du Kageyama wie eine Irre anstarren kannst, dann Kuroo schon lange.

Kurz warf ich einen Blick auf das Lichtermeer unter uns, dann sah ich ihn an.
Er trug die rote Trainingsjacke der Nekoma.
Sein schwarzen Haare waren ihm wie immer teils ins Gesicht gefallen, aber ich konnte den Drang unterdrücken sie ihm weg zu streichen, um seine dunklen Augen zu bewundern.

Seine Augenbrauen waren leicht zusammen gezogen, sein Kiefer angespannt. Gerne wollte ich ihn berühren, so wie früher, doch ich tat es nicht.

„Was?" fuhr ich ihn schroff an, doch er zuckte kein Stück zurück.
„Ich habe dich vermisst" flüsterte er aber erntete nur ein verächtliches Schnauben.
Wieder drehte ich mich den tanzenden Tausenden von Lichtpunkten zu, die so viel beruhigender war als die Situation in der ich steckte.

Er berührte leicht meine Schulter und ich ließ es geschehen. Sein Arm breitete sich nun ganz über meiner Schulter aus aber wir beide wussten, weiter würde er nicht gehen.
Ich schloss die Augen, vergrub die Hände in der kühlen Erde ohne den kleinen Knospen Beachtung zu schenken. Mich strengte diese Situation extrem an, nicht schreiend weg zu laufen oder ihm um den Hals zu fallen, beides kostete Kraft.

Sein Kinn stützte er auf meinen Haaransatz und ich schloss die Augen, versetzte mich an einen anderen Ort zu dem ich mich so hingezogen fühlte, dass ich es selbst lieber aus meinen Gedanken verbannte.

Doch jeder hat einmal einen Moment der Schwäche und ich sah blaue Augen vor mir, blau wie Blaubeeren, umrandet von schwarzen, glatten Haaren, ein perfektes Gesicht.
Der Gedanke ließ mich aufschrecken. Kaum merklich zuckte ich zusammen, entsetzt von mir selbst.

-
"Ich habe gestern Kuroo gesehen" erzählte ich beim Abendessen, lies jedoch die Details geflissentlich aus.
"Oh, das ist ja schön. Was verschlägt ihn hier her?" fragte meine Mutter begeistert, sie war immer ein Fan von Kuroo. Hat mich nie nachts weinen gehört. Niemand hat das.

Kuroo ist ein lieber Mensch, einer der liebsten die ich kenne. Dennoch hat es mich wahrscheinlich einfach kalt erwischt, vielleicht war es Schicksal.
"Er ist hier wegen einiger Trainingsspiele. Auch gegen die Karasuno" ich setzte ein falsches Lächeln auf und sehe zu Sugawara, der nur nickt.

"Ach wirklich! Das ist ja dann.. wie hieß es nochmal.. die Schlacht am Müllplatz!" grübelte sie vor sich hin und ihre Kinder nickten.
"Katze gegen Krähe. Nekoma gegen Karasuno"

AUSGEHEN (kageyama)Where stories live. Discover now