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Die nächsten Tage waren der reinste Horror

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Die nächsten Tage waren der reinste Horror. Er sprach nicht mehr mit mir. Und ich unternahm nichts dagegen. Was denn auch?
Ich hatte ihm selbst gesagt er solle sich neue Prioritäten setzen, aber mich komplett abzuschaffen kam wohl etwas unerwartet an. Extrem unerwartet.
Mei meinte zwar, dass er mich in Japanisch noch immer ansah, aber das machte es keineswegs leichter. Im Gegenteil.

„Wenn du wüsstest wie sehnsüchtig er immer schaut. Habt ihr euch gestritten?" Wir saßen in meinem Zimmer, aßen Kuchen, den wir gerade gebacken hatten, und wieder schnitt sie das Thema Kageyama an.
„Nein" antwortete ich, mampfte genüsslich den süßen Teig. Sie gab sich alle Mühe mit auf jede denkbare Art und Weise abzulenken. Backen, Sport, Filme, Spaziergänge und was es sonst noch alles gab.

Aber warum auch immer konnte sie es mit ihm einfach nicht sein lassen. Es waren bereits eineinhalb Wochen vergangen seit unserem „Gespräch" und ich vermisst ihn. Manchmal würde ich gerne zu ihm rennen, alles zurücknehmen, ihn küssen und alles wäre wie immer. Aber entweder verleiht mir dann die Einsicht meines Egoismus oder Mei einen Kinnhaken. Kein Witz, das Mädchen war gewalttätig.

„Du hast ja schon wieder seinen Pulli an" meinte sie als ich aufstand und ihr den Teller aus der Hand nahm. Etwas in meiner Brust zog sich zusammen, Tränen stiegen mir in die Augen und das Geschirr krachte auf den Boden.
Sofort eilte sie zu mir und nahm mich in den Arm. Ein Schluchzer zerriss die Stille nachdem das Porzellan zersplittert war.

„Nicht schon wieder" seufzte Mei, drückte mich fest.
„Ich vermisse ihn so" wimmerte ich, die Finger fest in ihre Jacke gekrallt.
„Ich weiß" Beruhigend strich sie mir über den Kopf, genauso wie die letzten drei Male.

Hätte mir jemand vor einem Dreivierteljahr erzählt, dass ich irgendwann flennend auf dem Boden hocken würde, in den Armen eines Mädchens, dass innerhalb von drei Wochen meine beste Freundin geworden war, um mich herum kaputte Teller. Und das alles wegen einem Jungen, den ich selber verscheucht hatte. Derjenige hätte eine heftige Ohrfeige kassiert. Aber siehe da.

Bald hatte ich mich wieder beruhigt, schnäuzte und ließ mir die Tränen trocknen.
„Schauen wir uns was lustiges an" lachte Mei und zog mich hoch, ignorierte das Scherbenmeer. Ergeben nickte ich, ließ mich aufs Bett mitreißen. Das war also Liebeskummer.

Meine verstopfte Nase vergrub ich tief in seinem weißen Pulli. „Er riecht kaum noch nach ihm" Wieder trieb es mir die Tränen in die Augen. Sie wandte den Blick vom Fernseher ab und sah mich ernst an, dann setzte sie sich im Schneidersitz vor mich, nahm meine Hände.

„Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du knickst ein, gibst nach und rennst zurück. Oder du bleibst stark, lässt ihn japanischer Meister werden, hältst durch, bis er auf dich zukommt"
Ich schniefte. „Ich will ihn zurück"
Ihre Hand schnellte an meine Wange, sie begann leicht zu brennen. Aber ich hasste sie kein bisschen dafür, dass sie liebevolle Gewalt anwandte. Ich hatte sie immer hin darum gebeten.

AUSGEHEN (kageyama)Where stories live. Discover now