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Unser Lachanfall war abgeebbt, vielleicht war es eher Verzweiflung gewesen

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Unser Lachanfall war abgeebbt, vielleicht war es eher Verzweiflung gewesen. Ohne auf meine schmerzenden Hände zu achten rappelte ich mich auf, klopfte mir den Schnee, der noch nicht geschmolzen war und sich noch nicht in großen dunklen Flecken auf meiner Kleidung abzeichnete, von den Sachen. „Wegen dir bin ich überall nass" meckerte ich, dennoch froh, dass die Stimmung wieder entspannt war. Kageyama räusperte sich um Einspruch zu erheben.

„Du hast mich doch umgeworfen" Er zog sich seine Handschuhe an. Unbeholfen zupfte er an dem Verband herum, nicht fähig den Stoff darüber zu ziehen.
„Bin eben umwerfend" grinste ich, vergrub die auf einmal höllisch brennenden Hände in den Taschen. Der Schmerz kam so plötzlich, befiel meine in letzter Zeit tauben Handflächen wie ein ausrottendes Virus. Ich biss die Zähne zusammen, lächelte und hüpfte den Weg zurück zum Bus.

„Hör auf zu lächeln. Zeig mir deine Hände" Seine Miene war todernst. Trotz dessen, dass wir uns etwas auseinander gelebt hatten, kannte er mich fast so gut wie mein Bruder. Sobald der kalte Wind über die halb offenen, halb verkrusteten Wunden wehte trieb es mir die Tränen in die Augen. Innerlich schämte ich mich.
„Seit wann hast du das?" wollte er wissen, bei meinen vielen Verletzungen würde er bald Chefarzt sein. Ich überlegte.
„Seit einer Woche ungefähr" Die Stirn in Falten gelegt zog er mich am Handgelenk unter die nächstgelegene Laterne um besser sehen zu können.

„Was war da?" Ich schluckte kaum merklich. Er wusste es nicht mehr. Ich antwortete, während er meine Hand aus allen nur möglichen Winkeln betrachtete. Meine Panikattacke.
„Nichts" Kageyama sah auf, aber sobald er seinen Mund öffnete, um zu irgendwas anzusetzen, stoppte ich ihn.
„Ich weiß es nicht mehr" Um ehrlich zu sein wusste ich nicht mal mehr genau was passiert war. Er akzeptierte es stumm mit einem Nicken.

„Hmm, wie spät ist es?" Es war stockfinster als die Lichter des Busses die Nacht erhellten, weder Koshi noch meine Mutter wussten wo ich war. Er sah auf sein Handy.
„Kurz nach acht" Stille.
Ich atmete erleichtert auf. „Willst du-"
„Sollen wir-" Wir unterbrachen uns gegenseitig, lachten kurz verlegen und setzten wieder gleichzeitig an.
„Du zuerst" Es klang wie aus einem Mund, so synchron waren wir. Ich grinste und hielt mir die Hand vor den Mund, den Zeigefinger auf ihn gerichtet. Nervös kratzte er sich am Hinterkopf und schwieg.

„Möchtest du noch mit zu mir kommen?"
wagte ich dann, unsicher ob es nicht voreilig war. Es war mir ein Rätsel, warum ich alles anging als wäre es das erste Mal.
„Klar" Gedankenverloren scrollte er durch sein Smartphone, ich klammerte mich an seinen Arm und schaute ihm zu, wie ein kleines Kind bei einer offenen Küche im Restaurant, von dem Schauspiel gefesselt. Mein Magen knurrte.
Aber was er sich da so alles anschaute langweilte mich extrem.

Also kramte ich mein eigenes heraus und wählte Koshis Nummer.
„Wo bist du?" war das erste was aus dem Hörer kam.
„Im Bus" antwortete ich und sah aus dem Fenster, nichts war zu erkennen außer die gelegentlichen Farbunterschiede zwischen Schnee und Straße.
„Hast du mit ihm gesprochen?" Verstohlen sah ich nach rechts, aber Kageyama hatte die Augen geschlossen, den Kopf in den Nacken gelegt und regte sich nicht.
„Ja" Eine kurze Pause.

AUSGEHEN (kageyama)Where stories live. Discover now