7. Versetzung

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Ich wusste nicht was ich machen sollte, aber zu irgendetwas war ich verpflichtet sonst galt das als unterlassene Hilfeleistung.

Ich lief hinaus auf den Gang und rief nach Hilfe. Einmal, zweimal.
Eine Schwester kam angerannt.

Sie werkelte etwas an Jonathan und seinen Geräten herum, was ich nicht verstand.
Der Arzt, den ich schon kannte, kam und schob mich zur Seite. ,,Sie gehen besser."

Ich nickte und lief auf den Gang hinaus, der Arzt schloss die Tür.
Mein Herz klopfte. Was passierte gerade?
Eine Weile lang starrte ich geistesabwesend einfach nur die Tür an, bis ich meine Gedanken in der nebligen Welt meines Kopfes wiederfand und mich überzeugte, dass ich besser gehen sollte.
Auf dem Rückweg kam ich an der Cafeteria im Erdgeschoss vorbei.
Einen Moment lang zögerte ich, dann bestellte ich mir einen Kaffee und setzte mich mit der Tasse an einen der Tische am Fenster. Draußen war der typische Krankenhaushof zu sehen. Kopfsteinpflaster, viel Kies, ein wenig Gras, alles untergegangen in Matschpfützen, durch die sich nun ein Teenager, etwa in meinem Alter, mit seinen Krücken quälte.

Ob Jonathan auch bald wieder so laufen konnte? Ich schüttelte den Gedanken aus meinem Kopf, der sich langsam wieder vom Schock erholte. Ich wusste nicht einmal, was in diesem Moment mit ihm passierte und warum sollte es mich interessieren. Und warum hatte er die ganze Qual überhaupt in Kauf genommen?
Für jemanden, den er zum damaligen Zeitpunkt verabscheute und es nun umso mehr tat. Was ging nur in ihm vor?
Ich seufzte kurz auf.

In letzter Zeit, war mir alles, mit was ich mich beschäftigte viel zu sozial. So ein Mensch war ich gar nicht und wollte es im Grunde auch nicht sein.

Vielleicht brauchte ich einfach eine Ablenkung. Vielleicht war Sport gar nicht das Schlechteste. Auch wenn es ein Mannschaftssport war.

Am Dienstag stand ich pünktlich 15.00 Uhr vor der Halle des Eishockeyvereins der Stadt, in der die AG jeden Dienstag trainieren durfte.

Dean öffnete mir die Tür. ,,Schön, dass du gekommen bist. Komm mit rein."

Es führte mich in einen Raum, in dem Ausrüstung an den Wänden hing.
,,Ich hoffe du kannst Schlittschuhfahren?"

Ich nickte. Er warf mir einen Helm und ein Paar Schlittschuhe zu. ,,Die sollten dir passen. Sportklamotten hast du dabei?"

Ich nickte wieder. ,,Gut. Dann zieh dich an und komm in die Halle."

In der Halle warteten schon die anderen. Sie sahen mich neugierig an. Der Großteil von ihnen waren Jungen, obwohl es eine gemischte Mannschaft war. Außer mir und Cora gab es nur ein Mädchen.

Dean brachte die Gespräche zum Schweigen. ,,Wir haben heute eine neue Spielerin mit dabei. Ich hoffe ihr seid nett zu ihr."

,,Ich bin Elizabeth." Ein großer Junge mit roten Haaren trug seinen Helm unter dem Arm. ,,Darf man dich Liz nennen?"
,,Nein!" ,,War ja nur eine Frage."

Ich blickte ihn abweisend an. Das waren definitiv Jonathans Freunde.
Dean begann die Regeln des Spiels und die Grundtaktik zu erklären, doch da das außer mir alle bereits wussten, bekam ich nicht viel mit. Die Randgespräche schluckten das meiste andere.
Das machte nichts. Ich hatte mir schon alles im Internet durchgelesen.

,,In Ordnung, dann teilen wir jetzt die Mannschaften für heute ein. Ich und Cora wählen."

Er fuhr auf die Bahn und Cora folgte ihm.
Sie begann. ,,Mickey." Der große rothaarige Typ fuhr zu ihr.
,,Elizabeth."
,,Nana."
,,Juls."
,,Iv."
,,Nada."
,,Bo."
,,Set."
,,Justamoment."
,,Ready."

Jetzt verstand ich, warum der Rothaarige mich gefragt hatte. Alle außer den beiden Teamcaptains trugen Spitznamen.

Dean sah meine Verwirrtheit, obwohl ich versuchte sie zu überspielen. ,,Daran gewöhnt man sich. Oder man wird Teamcaptain. Der Grund dafür ist, dass bei Spielen immer nur die Namen der Captains erwähnt wurden. Cora hat das geärgert, deswegen hat sie die Spitznamen für den Rest der Mannschaft erfunden. Liz ist das Harmloseste, was du kriegen kannst."

Fünf im KopfWhere stories live. Discover now