13. Das Treffen im Gartenhaus

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Kalle war wieder gut drauf. Die Woche war für ihn scheinbar gut gelaufen und das merkte ich an seinen Händen, die mir schon wieder über den Rücken strichen.
Mir lief ein Schauer die Wirbelsäule hinunter.

Zwischenmenschliche Kontakte waren gar nicht mein Ding. Und das Anfassen hasste ich sowieso.
Wieder einmal schlug ich Kalle weg.

,,Komm schon, hör auf so unnahbar zu tuen."
,,Ich tue nicht so. Lass mich in Ruhe."

Kalle packte mich von hinten am Hals und drückte meinen Kopf nach vorne, um mir vermutlich wieder zu drohen.

,,Kalle, was machst du da?", wollte Herr Karlsen streng wissen.

,,Sie hatte Nasenbluten und ich hab gehört, dass man den Kopf da nicht in den Nacken legen sollte, weil einem dann schlecht werden kann, wenn das Blut in den Magen läuft."

Herr Karlsen nickte. ,,Das ist richtig. Schön, dass ihr euch schon besser versteht und du dich so um sie sorgst."
Kalle ließ mich los und ich ballte unter dem Tisch die Faust.
Warum kam dieser Junge mit allem durch!?

Mit Hannes hatte ich gesprochen, aber ohne Erfolg. Ob das an meinen fehlenden Kommunikationsfähigkeiten lag oder an ihm wusste ich nicht.

Auch die anderen hatten gesprochen. Nana war unsicher.
Lotta wäre gerne auf unserer Seite dabei. Sie war wohl ziemlich enthusiastisch gewesen, als Katrin sie gefragt hatte, da ihre Noten immer weiter absanken.

Die beiden Geschichtefreaks Avery und Jonas hatten strikt abgelehnt. Mit Streitereien wollten sie nichts zu tun haben.

Am Mittwoch wollten wir uns bei Frederik treffen, um weiteres Vorgehen zu besprechen.
Das war Lenis Idee gewesen.
Sie hatte mir die Sache ziemlich aus der Hand genommen, worüber ich froh war.

Eigentlich hatte ich vor, nicht zu dem Treffen zu kommen, aber Lotta begegnete mir nach der Schule und schleifte mich wortwörtlich am Arm mit.

Ihr Enthusiasmus für alles war kaum auszuhalten.
Und wow, die Sonne schien.
Schau mal, die ersten Blumen blühen.
Oh Elizabeth, dieser Hund ist total süß.
Zum Kotzen.

Am liebsten hätte ich sie einfach stehen lassen, aber ihr Griff um meinen Arm war ziemlich stark.

Sie zog mich förmlich hinter sich her zu Frederiks Gartenhaus, in dem wir uns trafen und das glücklicherweise eine Heizung besaß.

Frederik, Leon, Leni und Katrin waren schon da. Sogar Nana war gekommen
Und neben ihr mit Gips saß Jonathan.

Ich verdrehte die Augen und wäre am liebsten gleich wieder gegangen.
,,Was willst du denn hier?", wollte ich wissen.

Jonathan lehnte sich auf dem Stuhl zurück und grinste.
,,Beistand leisten. Nana hat mir von dem Treffen erzählt. Da hab ich sie hergeschleppt."

Ich seufzte und setzte mich. Vor allem nach der peinlichen Begegnung am Freitag, wollte ich ihn am liebsten nie wieder sehen.
Was er nun von mir dachte, wollte ich gar nicht wissen.
Aber Jonathan schien wie immer.
Seine blauen Augen leuchteten lustig und er nippte an einer der Limodosen, die auf dem Tisch standen.

Lotta zog mich neben sich, gegenüber von Jonathan und Nana.
Einen Moment sahen sich alle an.

Dann legte Leni die Arme auf den Tisch, wobei sie fast eine Packung Kekse herunterwischte.
,,Also. Wir brauchen einen Plan, um den König zu stürzen!"
,,Nicht den Kaiser von Einundhalb..." Leni schlug zu. Sie hatte keine Miene verzogen und lächelte immernoch.

,,Von mir aus auch den", sagte Katrin.
Sie fing die Kekse auf, die Leni dieses Mal wirklich vom Tisch geworfen hatte.

,,Auf jeden Fall sollten wir vorplanen. Dazu bräuchten wir allerdings einen Informanten."
,,Wozu?", wollte ich wissen.
,,Kalle schleppt die ganze Klasse manchmal auf Schulevents, um ihren guten Ruf noch einmal unter Beweis zu stellen. Wenn wir wüssten, welches das nächste wäre, könnten wir vorplanen, wie wir es sabotieren können, um unseren Ruf so runterzuziehen. Das würde Kalle mächtig ärgern."

Jonathan kratzte sich am Kopf.
,,Ihr seid doch eigentlich recht lebhafte Schüler und wirkt als hättet ihr Ahnung von dem, was ihr da redet, warum habt ihr bisher noch nicht versucht, Kalle loszuwerden?"

Frederik wurde ernst. Er nahm sich einen Keks und biss ab.
,,Es ist ja nicht so, als hätten wir es gar nicht versucht.
Als Kalle in der siebten Klasse zu uns kam, hat er gleich am Anfang die Kontrolle übernommen. Er war cool, deswegen hat er schnell Freunde gefunden.
Anfangs dachten wir alle, dass er einfach nur die Leistungen der Klasse verbessern will. Es hat uns zwar nicht gepasst, dass er versuchte uns zu kontrollieren, aber wenn es um Schulnoten ging... mit besseren kann man abends auch mal länger weg bleiben und die Eltern lassen es einem durchgehen.

Seitdem hat er immer weiter gemacht und uns wurde natürlich irgendwann klar, dass es ihm weniger um Schulnoten und mehr um Macht ging.
Ab da haben wir versucht zu protestieren, aber da war es schon zu spät und er hatte zu viele auf seiner Seite.
Er hat es damals geschafft zwei unserer Freunde von der Schule werfen zu lassen, weil sie gegen ihn boykottiert haben.
Er hat ihnen unglaubliches Zeug angehängt und seine Freunde haben alles bezeugt."

Leni legte Frederik die Hand auf den Arm.
,,Aber dieses Mal schaffen wir es. Es ist Zeit für einen zweiten Versuch. Wir müssen ihn dieses Mal nur planen."

,,Woher willst du wissen, dass es dieses Mal klappt?"

Katrin stützte sich auf dem Tisch ab.
,,Ganz einfach. Wir sind mehr.
Seid der Zehnten wird der Schulstoff so schwierig, dass es viele nicht mehr schaffen, den von Kalle gesetzten Schnitt zu halten. Sie haben Angst vor ihm. Aber wenn wir alle zusammenstehen, dann kriegen wir das hin."

Lotta grinste breit.
,,Aber wer könnte als Informant infrage kommen?", wollte sie mit großen grünen Augen wissen.

Leni schnippte mit den Finger.
,,Tyler."
Tyler war einer der Kumpels von Kalle.
Seiten auf Null, vorne lang, dunkle Haare.
,,Tyler würde uns sicher alles liebend gerne erzählen, wenn wir es ihm ein wenig verpacken."

,,Was meinst du?", wollte Jonathan wissen.
,,Er ist...nicht die hellste Kerze auf der Torte. Die Arbeiten schafft er, weil Adrian neben ihm sitzt."
Erklärend wedelte Lotta mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht herum.

,,Ich ruf ihn mal an", sagte Leni spontan und zog ihr Handy aus der Tasche.
Moment, das ging jetzt doch etwas schnell.
Aber Leni war bekannt für ich hitziges und übermütiges Temperament.
,,Hallo Tyler. Möchtest du vielleicht vorbeikommen, wir sind bei Frederik ...wa...was!? Ich hau dir gleich..."

Leon nahm ihr das Handy aus der Hand. ,,So kannst du doch nicht mit ihm reden."
Er hielt es sich ans Ohr.
,,Joo, Brudi, was geht...alles fit im Schritt? Ja mann, wir machen kleine Party und chillaxen bisschen. Ey Digga komm Frederik, haben Chips und Kekse. Und Energydrinks. Ja Brudi, Ciao"

Er legte das Handy auf den Tisch, während ihn alle anstarrten.
,,Er kommt rüber."

1068 Wörter

Fünf im KopfWhere stories live. Discover now