36. Sonnenuntergang

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,,Kaum zu fassen, wie schnell alles verheilt ist,", bemerkte Cora, als sie das bewachsene Tor öffnete.
Es war wunderschönes Wetter.
,,Schnell?", fragte Jonathan sarkastisch.
,,Es sind Sommerferien."
,,Und ein wunderbarer Tag zum Picknicken", jubelte Lotta.
,,Ich habe jede Menge Gurkensandwiches dabei", kündigte Frederik an.
,,Bleib mir damit ja vom Leib, du Schwachkopf."

,,Wen nennst du hier Schwachkopf!? Ich bin der Kaiser von Ein...auuu Lenii!!"
,,Das ist meine Keksbox", machte Katrin Leni auf die lilane Box in ihrer Hand aufmerksam, mit der sie gerade Frederik geschlagen hatte.
,,Genau, Babe! Diesen fettkrassen Keksen darf nix passieren, du Niveaulimbo."
Leni drehte sich zu Tyler, der sich an die genervte Katrin gehängt hatte.
,,Wer ist hier der Nivauelimbo?", wollte sie bedrohlich vor ihm aufgebaut wissen.

,,Ach Leute, heute ist doch so ein schöner Tag, bitte nicht streiten", versuchte Nana zu schlichten.
Adrian stimmte ihr zu.
Seit ein paar Monaten schienen die Zwillinge tatsächlich wie ausgewechselt und ein Herz und eine Seele geworden zu sein.
Mickey und Juls breiteten die Decke auf der grünen Wiese aus.

Jonathan stieß mich in die Seite und deutete auf Robin, der gerade heftig zusammengezuckt war, als Moni nach seiner Hand gegriffen hatte, während sie sich setzten.
Ich lächelte.

Auch Katrin hatte Tyler unfreiwillig als ,,Bodyguard" dabei.
Gerade rutschte sie wieder ein Stück von ihm weg. Tyler rutschte ihr sofort hinterher.
Katrin verzog keine Miene und schob ihm die Dose mit Keksen hin, auf die er sich sofort stürzte.
Lotta und Cora packten das restliche Essen aus.
Leni schnappte Frederik das Gurkensandwich weg, das er Leon unter die Nase halten wollte, und biss hinein.
Leon atmete erleichtert aus.
Aber nur, bis Frederik sich einfach ein anderes nahm.
Angewidert stieß er ihn weg.
Nana teilte sich mit Adrian ein Sandwich.
Die beiden hatten auf dem Weg her eine große Tüte Gummibärchen alleine gegessen. Kein Wunder, dass sie nicht besonders hungrig waren.

Juls und Mickey redeten über das letzte Eishockeyspiel, dass wir haushoch gewonnen hatten.
Ich hatte zwei der Tore geschossen. Dabei war Adrian sonst eigentlich der Torjäger, genau wie Jeremy.
Aber Jeremy, der zwar nicht von der Schule geflogen war, war freiwillig aus dem Eishockeyteam ausgetreten.
Dafür war Lotta dazu gekommen. Leni wollte ebenfalls, aber dank ihrer beeindruckenden Leistung, ein paar Menschen, unter anderem Jeremy, fast mit einem Eishockeyschläger erschlagen zu haben, hatte Dean zuerst Lotta aufgenommen.
Da er allerdings von allen wohl am meisten Verständnis für ihren Willen zur Gegenwehr hatte, war ich sicher, dass er sie auch bald aufnehmen würde.
Vermutlich, wenn sie ihre bald ihre letzte Sozialstunde für die Anzeige von Jeremy abgeleistet hatte.

Ich spürte Jonathans Hand auf meiner.
,,Hey!", protestierte ich.
,,Ich dachte, du wärst meine Freundin."
Jonathan lächelte spitzbübisch.
,,Ich hab dir doch hundertmal gesagt, dass dieser Arzt das erfunden hat."
,,Ach? Und wie ist er eigentlich darauf gekommen?"
Ich zuckte die Schultern. ,,Rege Fantasie?"

Der Junge kicherte, während seine blauen Augen in der Sonne blitzten.
,,Sicher, sicher."

Die Idee mit dem Picknick war von Lotta gekommen und tatsächlich saßen sie bis zum Abend dort und redeten, als das Essen alle war.
Mittlerweile hatten sie die Decke gemeinsam aus dem leichten Schatten in die letzten Strahlen der Abendsonne verschoben.

,,Wollte Dean nicht kommen?", wollte Mickey wissen.
Cora zuckte die Schultern.
,,Vermutlich besucht er heute Kalle bei seinen Sozialstunden."
Sie seufzte. ,,Dean war schon immer ein zu treuer Freund."
Ich lehnte mich zurück und sah sie an.
Nachdem, was Dean mir damals im Krankenhaus erzählt hatte, mochte das sogar stimmen.
Ich blickte alle nacheinander an.
,,Wer von euch hat ihn eigentlich schlussendlich angezeigt?"

Fünf im KopfWhere stories live. Discover now