14. Der Plan

18 1 1
                                    

Die Tür flog nur wenige Minuten später auf und Tyler kam herein.
,,Joo! Leon, my man! Was geeeeht?"
,,Alles chillig, setz dich Brudi."

Immernoch sahen alle Leon an, als würde er als Dolmetscher arbeiten.
Tyler quetschte sich zwischen Lotta und mich und griff als erstes nach den Energydrinks.

,,Können wir was fragen?", setzte Leni ohne Umschweife an.
,,Ja Mann, was willste wissen?"
Tyler schob sich einen Keks nach dem anderen in den Mund.

Leni, die die Kekse sehr gerne mochte, schien etwas aggressiv zu werden, weshalb Frederik das Fragen übernahm.
,,Wir wollten wissen, wann das nächste Schulevent ist. Du weißt schon. Leni will ein Spezialrezept ausprobieren, das mehr als die zwei Tage Zeit braucht, die Kalle uns vorher Bescheid sagt. Das will sie dann zum Wohle der Klassenkasse verkaufen."

Was Geschichten erfinden anging, war Frederik wohl ebenso schnell wie Leni.

Tyler nickte. ,,Klar Mann, wer immer diese fettkrassen Kekse gemacht hat, soll auch verkaufen. Dann können wir Freizeitpark gehen von Geld."

Katrin wechselte ihren Stützarm. ,,Die hab ich gemacht."
Tyler lehnte sich über den Tisch. ,,Babee, heirate mich."
,,Nein."
Katrins Miene blieb steinkalt wie immer.

Ich wunderte mich immernoch, wie Tyler es schaffte anscheinend sämtliche je im Trend gewesenen Wörter zu verwenden.

,,Also, was ist mit dem nächsten Event?", wollte ich wissen.

Tyler kratzte sich am Kopf.
,,Glaub das war...Eishockeyspiel in zwei Monaten.
Das wird cringe mit Kalle und Dean. Weiß gar nicht, warum die sich so fett nicht abkönnen. Beide voll korrekt. Ehrenmänner."

Ich sah zu Nana. ,,Kalle und Dean kennen sich?"
Jonathan antwortete stattdessen leise. ,,Die waren mal beste Kumpel, aber was dann passiert ist, weiß ich nicht."

Erstaunt sah ich die Leute am Tisch an, die das alle gewusst zu haben schienen.

,,Boah, gibts noch mehr von den Keksen?"
Katrin sah Tyler teilnahmslos an.
,,Stehen direkt vor deiner Nase."

,,Korreeekt, danke..."
,,Ich bin kein Brudi. Oder Digga."
,,...Sis."

Damit gab Katrin sich zufrieden.

Jetzt wo wir die Infos hatten, wollten alle Tyler am liebsten wieder loswerden, doch er ließ sich nicht abwimmeln.
Katrin nahm in einem unbeobachteten Moment die restlichen Kekse vom Tisch.

Und tatsächlich stand Tyler nach einer Weile auf und verabschiedete sich.
,,Muss Bildschirmbräune holen gehen, see you later, alligator."

In der Tür drehte er sich nochmal um und zeigte auf Frederik.
,,By the way, du hast da n Arschfax."

Frederik drehte sich um. ,,Was?"
,,Der Zettel deiner Unterhose hängt aus der Hose."

Ich wusste gar nicht, dass Katrin sich mit Jugendwörtern auskannte. Aber sie sah nur gelangweilt zu, wie Tyler das Gartenhaus verließ und Frederik sich währenddessen das Etikett in die Hose stopfte.

Kaum war die Tür zu, beugten sich Leni und Lotta nach vorne auf den Tisch.
,,Was machen wir mit dieser Info?"
,,Weiß jemand, wann das Spiel genau ist?"

,,Am 16. Mai", sagte Nana schüchtern.
Lotta grinste sie an. ,,Das ist ein Mittwoch. Perfekt!"

,,Was ist daran perfekt?", wollte ich wissen.
Lotta zuckte grinsend die Schultern.
,,Keine Ahnung. Aber wenn man Pläne schmiedet, dann kommt der Satz immer vor."

Ich verdrehte die Augen.

Jonathan nahm sich die dritte Limodose und ich fragte mich, ob man an einer Überdosis Limo sterben konnte.
Hoffentlich.

,,Es ist zwar ein Freitag und kein Mittwoch, aber etwas ist trotzdem perfekt."
Lotta schnappte nach Luft.
,,Woher willst du wissen, dass das ein Freitag ist!?"
,,Weil die Eishockeyspiele immer freitagnachmittags sind. Ich bin...war...bin, ach keine Ahnung. Ich weiß es halt."
Nana nickte. ,,Er hat recht."

,,Warum ist es perfekt?", fragte ich.
,,Weil es ein wichtiges Spiel ist. Viele Lehrer und Schüler werden kommen. Wir haben viele Zeugen."

,,Zeugen für was?"
,,Das müssen wir jetzt planen."

Frederik überlegte.
,,Das Leni einen Kuchen backt, ist vielleicht gar nicht das Abwegigste."
Leni starrte ihn an, als wäre er verrückt geworden.
,,Aber ich kann nicht backen. Du weißt, dass ich eine Katastrophe in der Küche bin!"

Frederik nickte.
,,Genau deswegen."
Leni brauchte drei Sekunden, bis sie verstand. Dann schlug sie mit einer leeren Vesperdose zu.
,,Hey! Glaubst du ich bin so schlecht, dass ich alle mit meinem Kuchen vergraule oder was!?"
,,Das hast du doch selbst gesagt!"

,,Aber um unserer Klasse einen schlechten Ruf zu bescheren, braucht es mehr als Lenis Kuchen."
Leon kratzte sich am Kopf.
,,Wir müssen Kalle vor allen richtig eins reinwürgen."

Auf einmal funkelten Lenis Augen und sie schlug auf den Tisch. Jonathan verschluckte sich vor Schreck.
,,Ich habs! Wir lassen ihn hochgehen. Komplett. Vor allen und mit Beweisen! Dann kann ihn selbst Herr Karlsen nicht retten!"

,,Wie willst du das machen?", fragte Nana leise.

,,Wir filmen ihn bei den Sachen, die er tut! Bei den Spielen gibt es doch diese große Leinwand, auf der das Spiel in groß übertragen wird, weil der Direx so schlecht sieht! Wir müssten es schaffen, das Filmmaterial darauf zu projezieren. Kennt irgendjemand wen, der sich mit Technik auskennt?"

Jonathan nickte. ,,Moni aus meiner Klasse."
Erstaunt blickte ich zu ihm. Das wusste ich gar nicht.

Frederik nickte. ,,Wenn wir uns das nächste Mal treffen, kannst du sie gerne mitbringen. Je mehr Unterstützung wir haben, desto besser."

,,Dann fangen wir ab morgen an, Filmmaterial zu sammeln. Wir haben zwei Monate. Am Ende können wir alles zusammenschneiden."
Katrin drehte ihre Limodose gelangweilt in ihrer Hand.
,,Das nächste Treffen können wir in zwei Wochen machen und sehen, was wir schon haben. Ansonsten sehen wir uns ja in der Schule, falls etwas sein sollte."

Wir verabschiedeten uns und jeder ging getrennte Wege nach Hause. Frederik hatte es nicht besonders weit.

Ich war froh, dass Lotta zu ihrer Oma in die andere Richtung musste und wollte gerade den Hof verlassen, als Jonathan hinter mir her gehumpelt kam.
,,Hey Liz", grüßte er.
,,Ich heiße Elizabeth."
,,Letztes Mal hat es dir auch nichts ausgemacht, dass ich dich Liz genannt habe."

Ich sah kontinuierlich auf den Boden. ,,Ich erinnere mich an nichts."
,,So so", murmelte Jonathan.
,,Auch nicht an Kalle."

Ich ignorierte ihn und lief weiter, während er neben mir her hinkte.
,,Na dann. Ich begleite dich. Heute muss ich laufen, meine Mutter arbeitet und weiß nichts von dem Treffen."

Meine arbeitete immer.
Aber deswegen musste er einem doch nicht seine Gesellschaft aufzwingen.
,,Du wärst mir doch nur eine Last."
Jonathan zog die Brauen hoch.
,,Wer ist schuld, dass ich diese Last bin?"
,,Du."

Ich lief schneller, doch Jonathan war hartnäckig.
,,Schön, wenn du das so siehst."

1048 Wörter

Fünf im KopfWhere stories live. Discover now