27. K.O.

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Kalle grinste selbsgefällig, als die anderen Jungen auch zu ihnen heruntersprangen.
Ich kannte sie gar nicht. Von unserer Schule schienen sie nicht zu sein.

Auch ihnen nickte Kalle zu, dann kamen sie näher.
War Kalle jetzt völlig übergeschnappt?
Er konnte nicht ernsthaft planen, uns alle zusammen fertigzumachen und eine Massenschlägerei anzuzetteln.

Doch genau danach sah es aus, als sie immer näher kamen und uns einkesselten.

Die Erste, die reagierte, war Leni. Sie lief zu Cora und nahm ihr ein paar Eishockeyschläger aus den Armen.
Einen warf sie Lotta zu, den anderen Frederik und den dritten drückte sie Leon in die Hand.

Robin nahm einen Schläger von Nana und gab Moni sein Handy.
,,Ruf die Polizei", sagte er leise. Moni nickte.

Kalle schien nicht zu stören, dass nun auch Cora die übrigen Eishockeyschläger an die anderen verteilte.
Er hatte wohl noch nie einen abbekommen.

Es waren nicht genug Schläger für alle, deshalb verzichtete ich auf einen.

Eine Weile standen die beiden Gruppen sich nur gegenüber und taten nichts, doch dann gab Kalle ihnen ein Zeichen und Crimson griff als Erster an.

Katrin wich ihm mühelos aus und parierte Crimsons Schlag mit dem Griff des Eishockeyschlägers.

Dann gab es auch für die anderen kein Halten mehr.
In einem wilden Durcheinander stürzten sich Kalles Leute, die drei aus der 10a und die fünf aus der 11a aufeinander. Cora packte ihren eigenen Schläger, der gut getaped war.

Dann grinste sie Nana zu, die ängstlich ihren Schläger umklammerte und stürzte sich auch ins Gewimmel.

Ich stand eine Weile am Rand und beobachtete das Geschehen, unsicher, ob ich eingreifen sollte. Bis jetzt schien keiner verletzt worden zu sein, was ein Wunder war.

Nana stand zitternd neben mir. Allerdings war sie nicht lange unbehelligt.
Jeremy kam mit erhobenem Baseballschläger auf sie zu.
Anscheinend sah er in ihr leichte Beute.
Das war widerlich. Sie hatte nicht einmal etwas mit der Schlägerei zu tuen.

Jeremy rannte los und holte weit aus.
Bevor ich eingreifen konnte, musste Jeremy schmerzlich feststellen, dass er sich leider die falsche Gegnerin ausgesucht hatte. Alles ging so schnell, dass ich es nicht einmal nachvollziehen konnte.

Leni grätschte Jeremy, riss Nana mit sich und rutschte einfach unter seinem Schlag hindurch. Dann machte sie eine elegante Drehung und schlug mit Schwung mit dem Eishockeyschläger zu. Jeremy ging im gleichen Moment K.O. als der Griff des Carbonschlägers splitterte.

Ich riss die Augen auf, als auch direkt vor mir jemand zu Boden ging.
Aber es war niemand von unseren Leuten.

In diesem Moment packte mich jemand bei der Hand und zog mich durch die offene Tür nach innen.
Jonathan zog die Glastür zu und zog mich in Sicherheit, als ein Baseballschläger gegen sie krachte. Lange Risse zogen sich durch das Glas.
Ein weiterer Schlag und das Glas splitterte.
Den Angreifer kannte ich nicht.

Jonathan zog mich um die Ecke in den nächsten Raum, der die Mädchenumkleide war.
Das große Glasfenster lag zum Glück so hoch, wie es sich für eine Umkleide gehörte.

Einen Moment standen Jonathan und ich uns einfach gegenüber.
Jonathan ließ meinen Arm los und stützte sich an die Wand. Er hatte seine Krücken nicht dabei, fiel mir auf. Bestimmt lagen sie irgendwo draußen.

Nervös blickte ich um die Ecke, aber der Junge von vorher schien uns nicht nachgekommen zu sein. Hoffentlich kam die Polizei schnell.

Jonathan lenkte mit einem Seufzen meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
Ich blickte zuerst zu ihm, dann auf den Boden.
Auch er wusste genau, was mein Problem mit ihm war.

Fünf im KopfWhere stories live. Discover now