26. Gescheitert.

17 1 0
                                    


Frederik und Leni wurden von den Lehrern aus dem Technikraum gezerrt.
Der Rest folgte unter Aufsicht weiterer Lehrkräfte widerwillig.

Alles war schiefgelaufen.

Leni, Frederik, Leon, Robin, Moni und Lotta wurden wieder auf ihre Plätze verwiesen.
Aber der Haltung des Direktors nach, würde das ein Nachspiel haben. Gegen üble Nachrede und Gerüchtverbreitung hatte er genau so viel wie gegen Gewalt. Für ihn galt es sogar als psychische Gewalt.

Das Spiel ging weiter.
Schweren Herzens ging ich wieder aufs Feld. Es war mir egal, ob wir gewannen oder nicht. Das Eigentliche hatten wir verloren.
Mir fiel kaum auf, dass mich das eigentlich nichts angehen sollte oder dass ich das zumindest gewollt hatte.

Das Spiel endete nach einem Treffer von der gegnerischen Mannschaft unentschieden.
Also wurde verlängert.
Wir gewannen.
Ich freute mich nicht.

Das Spiel war vorbei, unser Publikum jubelte uns zu, das der anderen Mannschaft war nicht so glücklich.
Der Applaus ging zu Ende, die Leute machten sich bereit zu gehen, ihren Kinderm zu gratulieren oder sie zu trösten und dann den Tag zu vergessen.

Doch plötzlich stürmte Crimson aufs Feld. Seine Sonnenbrille war verrutscht.
,,Elizabeth!", rief er.

Ich stand noch neben dem Tor und zuckte zusammen.
Er kam auf mich zu und wirkte irgendwie drohend.
,,Kalle will dich sehen", zischte er mir ins Ohr.
,,Ich ihn aber nicht", antwortete ich reserviert, obwohl ich mich von seiner Haltung bedroht fühlte.

Crimson machte einen Schritt näher auf mich zu. Seine linke Hand war zur Faust geballt. Es sah aus, als wolle er mich schlagen. Vor der ganzen Schule. So blöd konnte doch nicht einmal er sein. Oder doch?

Er kam noch näher, während ich rückwärts ging, aber bevor er zuschlagen konnte, stellte sich Cora vor mich.
Den Eishockeyschläger hatte sie drohend neben ihrem Kopf erhoben.
,,Lass sie in Ruhe."

Erstaunt sah ich von hinten ihren türkisenen Helm.
Warum tat sie das? Das konnte sie ihren Platz als Co-Captain kosten.
So hoch durfte man keinen Schläger halten. Und als Waffe verwenden schon gar nicht.

Der Schiedsrichter kam auch schon angelaufen.

,,Warum sollte ich auf ein Mädchen hören?", knurrte Crimson.

In diesem Moment stellten sich Juls und Mickey gleichzeitig auf die beiden Seiten neben mich.

Selbst Crimson konnte sich nun seine Chancen ausrechnen und verschwand nach einem warnenden Blick in meine Richtung noch bevor der Schiedsrichter da war.

Cora ließ den Schläger sinken und drehte sich um zu mir.
,,Alles klar bei dir?"
Ich nickte.
,,Warum hast du das gemacht?", wollte ich wissen.
,,Also ihr?"
Juls grinste schief. ,,Wir sind doch ein Team oder?"
Mickey nickte und Cora lächelte.
,,Danke", sagte ich leise.

,,Was wollte der Lackaffe von dir?", fragte Juls.
Ich seufzte.
,,Er wollte nur, dass ich zu seinem Freund komme."

Mickey zog die Stirn kraus.
,,Dann ist der aber echt aggressiv."
Ich nickte.

Zusammen liefen wir zurück in die Umkleidekabine, bis wir uns trennen mussten und Cora und ich zu Nana in die Mädchenumkleide gingen.

,,Das ist echt schief gelaufen", sagte Nana leise, während sie an ihren langen Haaren herumzupfte, die unordentlich vom Helm waren.
Cora und ich wussten beide, was sie meinte.

,,Glaubt ihr, sie bekommen viel Ärger?"
Ich zuckte die Schultern, Cora ebenfalls.
,,Aber das wars dann wohl mit einer Veränderung der Klasse", seufzte Nana traurig.

Cora stopfte ihr verschwitztes Trikot in ihren Sportbeutel und schwang ihn über den Rücken.

,,Na kommt, wir müssen noch die Sachen rüber in den Lagerraum bringen."

Sie packte einen Stapel Eishockeyschläger und gab Nana die Hälfte.
Ich nahm die Schlittschuhe der beiden und balancierte alle drei Paare zur Tür, die Mickey für uns öffnete.

Von hier aus mussten wir quer über den Hof und dann nach rechts zum Lagerraum, wo wir die Sachen abladen konnten.

,,Wo ist eigentlich Dean?", wollte Mickey wissen.
,,Der ist schon weg. Hat sich vorhin verabschiedet", seufzte Cora.
,,Komisch. Dabei haben wir doch gewonnen", wunderte Nana sich.

Vor der Tür wartete Jonathan auf uns vier, die aufräumen mussten. Neben ihm standen Robin und Moni und hinter ihnen die anderen.
Alle sahen geknickt aus, schienen aber auf uns gewartet zu haben.

Sie kamen auf uns zu, in aller Augen spiegelte sich der Gram über die erlittene Niederlage, aber bevor jemand ein Wort sagen konnte, krachte es und ein Stein landete knapp neben Nana. Sie sprang erschrocken zur Seite und alle Blicke wanderten nach oben zur ungefähr eineinhalb Meter hohen Mauer, die den Hof umgab.

Auf der Mauer standen Adrian, Hannes, Tyler, Crimson, Jeremy und ihnen voran Kalle.

Mit einem Sprung kamen sie herunter. Hannes, der ziemlich weit hinten stand, knickte beim Aufprall schmerzhaft um, aber es sah nicht so aus, als hätte es jemand außer mir bemerkt.

,,Was willst du, Kalle?", wollte Cora wissen.
Sie kannte Kalle?

Kalle lächelte. ,,Euch zum Sieg gratulieren."

Ich erinnerte mich daran, dass er noch mit mir sprechen wollte und mir drehte sich der Magen um.

Kalle und die anderen kamen näher.

,,Da habt ihr heute ja etwas Tolles veranstaltet", sagte Kalle.
Seine Augen ruhten auf Frederik, Jonathan, Leon, Robin, Moni, Katrin und Leni. Lotta versteckte sich hinter Leni, die die Fäuste ballte.
Kalles Grinsen war abfällig, seine Augen glitzerten gefährlich.

,,Das können wir leider nicht ungestraft lassen."
Er nickte Crimson und Jeremy zu, die ebenfalls grinsten.

,,Ich würde vorschlagen, dass der Rest des Eishockeyteams nun einfach seinen Weg geht und uns in Ruhe abrechnen lässt."

Coras Augen lagen wütend auf Kalle, als würde sie sich an etwas erinnern.

,,Das kannst du vergessen."
Ihre Stimme klang entschlossen.
Ich hörte, wie Nana neben mir zitterte. Die Schläger, die sie trug, klapperten. Doch Mickey schien ebenfalls bereit.

Die Sonne ging langsam hinter dem Hof unter und ihr rotes Licht flutete über die Mauer.

Kalle begann wieder zu sprechen.
,,Was unser Problem mit euch ist, müssen wir wohl nicht erklären."

Nein. Das wussten wir alle.

Nana, die neben Cora stand, zuckte zusammen, als Crimson einen Baseballschläger hinter dem Rücken hervorholte. Tyler tat es ihm gleich.

Was hatten die denn vor? Wollten sie jetzt alle hier verprügeln?
Dabei waren sie in der Unterzahl.

Kalle nickte Jeremy zu, der daraufhin pfiff.
Auf der Mauer erschienen noch weitere Gestalten.

Ich legte eine Hand über die Augen, da sie gegen die Sonne standen.
Mindestens zehn weitere Jungen standen dort oben. Manche mit, manche ohne Waffe.

Ich blickte mich um.
Aber außer uns waren wirklich schon alle gegangen.
Wir waren alleine hier. 


Fünf im KopfWhere stories live. Discover now