das Treffen des Ordens

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Severus' pov:
Wieder saß ich hier, in der großen Halle am Lehrertisch. Mit einem düsteren Blick starrte ich auf die Menge an Schülern vor mir, die augenscheinlich fast alle in ein anregendes Gespräch vertieft waren. Dabei stellte ich mir die Frage, wie oft ich hier noch sitzen musste. Wie oft ich von irgendeinem Lehrer angequatscht werden musste, wie lange ich noch Lehrer sein musste.
Ich hatte nie Lust, mich einem Gespräch anzuschließen oder irgendetwas anderes zu machen, außer mich in meine Privaträume zu verkriechen. Das war so ziemlich der einzige Wunsch, der mich jeden Tag plagte und mir dermaßen schlechte Laune bereitete. Und damit waren meine Gedanken bei dem nächsten Orden Treffen angekommen, was mich meine Augen noch weiter zusammen kneifen ließ.
Ein Orden Treffen. In meinen Augen genauso widerlich wie nutzlos.
Der einzige Dank, den der Orden des Phönix mir entgegen brachte, waren Blacks Arroganz und seine Sticheleien, die einem mehr als nur auf den Keks gehen konnten, wenn er das richtige Thema erwischte.

Meine Augen huschten hinunter zu meinem leeren Teller, der jedoch nie voll gewesen war. Stattdessen trank ich einen Schluck aus meiner Kaffetasse und beschloss kurzerhand, die große Halle zu verlassen. Schon als ich nur kleinste Anzeichen angab, aufzustehen, spürte ich Dumbledores Blick auf mir. Das nervte.
Seid Potter fünftzen geworden war, was mittlerweile ein paar Wochen her war, hielt es Albus für besonders wichtig, mich unter Kontrolle zu haben - zumindest fühlte es sich so an, bei ihm weiß man ja nie.
Für einen kurzen Moment erwiderte ich seinen Blick, dann stand ich auf und verließ die große Halle, ohne weiterhin auf seinen stechenden Blick in meinem Rücken zu achten. Ich rauschte in meine Kerkerräume und schrieb, kaum war ich angekommen, die Anweisungen für einen blutbildenden Trank an die Tafel, nur um gleich darauf in meinen privaten Gemächern zu verschwinden. Mit etwas zum Trinken in der Hand saß ich auf meinem schwarzen Sofa und starrte auf die Uhr. Meine Augen bewegten sich mit jeder Bewegung, die einer der Zeiger machte, denn viel Zeit bis Unterrichtsbeginn blieb mir nicht mehr.
Ich hatte gleich mit Hufflepuffs und Rawenclaws gleichzeitig in einem Raum zu tun - eine Katastrophe. So wie ich das sah, würden die Hufflepuffs wieder versuchen, ständig zu den Rawenclaws zu rennen und sie irgendetwas zu dem Zaubertrank zu fragen, wobei mit einiger Sicherheit wieder einmal Violen oder Gläser auf den Schränken fallen und zerbrechen würden. Ich hatte keine Lust und vor allem keine Energie, wiedereinmal den wütenden Professor Snape zu spielen und Schüler zu tyrannisieren, aber meiner Sicht nach hatte ich keine Wahl.
Ich legte meinen Kopf schräg und dachte nach. Ich dachte nach, wie ich dem Orden die heutigen Informationen liefern sollte, ohne gleich angeschnauzt zu werden oder komische Blicke einzufangen. Warte - Seid wann interessierte ich mich dafür, was andere von mir dachten?!
Jedoch bekam ich keine Zeit, um mich weiter in meine Frage zu stürzen, denn ich hörte Schülergemurmel vor meinem Unterrichtsraum. Resigniert rollte ich gedehnt lang mit meinen Augen, dann erhob ich mich und legte mir meinen Umhang an.

Nach all den sinnlosen Unterrichtsstunden, die ich hinter mir hatte, war ein Orden Treffen das Letzte, was ich wollte. Dementsprechend schlecht gelaunt tauchte ich dort auf. Die meisten stöhnen leise, als sie mich sahen. Ich hatte nie besonders über diese Art und Weise nachgedacht, wie mich alle hier behandelten, aber irgendwie wurde mir klar, dass das nicht normal sein konnte. Der Orden sah mich wahrscheinlich nur als gefühlslosen Menschen, den sie benutzen können für was sie wollten. Nur weil ich keine Gefühle zeige, hieß es aber nicht, dass ich sie nicht besitze.

Gryffindors eben... Die können nicht mit besser mit einem Spion, der jeden Tag sein Leben für sie aufs Spiel setzt. Bei diesem Gedanken spüre ich einen kleinen Stich im Herzen. Es kann doch nicht sein, dass niemand mitbekommt, wie es mir wirklich geht?!
Ich selbst werde ganz bestimmt nicht den ersten Schritt machen, ich vertraue keiner Person genug dafür und.. mir fehlt der Mut.
So in Gedanken versunken merkte ich nicht einmal, wie mich Dumbledore ansah.
"Severus? Hast du mich verstanden?"
Als er mich an der Schulter berühren wollte, zuckte mein Körper gefährlich, meine Hand schnellte nach oben und umwickelte sein Handgelenk. Er guckt mich verwirrt an und ich realisiere, was gerade passiert ist. "Eh 'Tschuldigung..." kommt es leise von mir.
"Schon okay Severus, an was hast du gerade gedacht?", fügte er noch leiser hinzu.
"Nichts" flüstere ich zurück und guckte mich kurz um.
Sofort ertönte Sirius' Stimme: "Das waren wohl die Todesserreflexe, nicht wahr Schniffelus?", fragte er und grinste spöttisch, genau wie Lupin und ein paar andere auch. "Halt dich lieber von ihm fern Albus, vielleicht beißt er dich noch", lachte er und viele andere brachen in Gekicher aus. Diesmal gab ich mir nicht einmal die Mühe, ihn mit einem Todesblick zu anzusehen. Ich schaute nur auf den Tisch vor mir und gucke etwas niedergeschlagen auf das lackierte Holz. Mir ging in diesem Moment nur ein Gedanke durch den Kopf.
Er hat recht. Das war nicht nur irgendein Reflex. Solche Reflexe wurden uns bei einem Todessertreffen bei gebracht..
Ich besinne mich wieder und schaue ausdrucklos zu Dumbledore, welcher anfängt zu sprechen. "Als erstes möchte ich eine kleine Nebeninformation über Hogwarts loslassen."
Ich wurde hellhörig, lasse mir jedoch nichts anmerken.
"Wir werden eine neue Kollegin bei uns begrüßen, sie heißt Y/N Y/L/N und wird sich in Hogwarts den Freizeitaktivitäten der Schüler widmen. Ich gliedere sie ebenfalls in den Orden ein. Das war's aber auch schon über Hogwarts, lasst uns also fortfahren mit dem Orden. ..."

Er redete und redete und redete, über neue Techniken der Selbstverteidigung, sollte ein Todesser einen im Alleingang ohne Zauberstab erwischen. So ein Mumpitz. Wer läuft denn heutzutage noch ohne Zauberstab draußen herum?!


Nach dem Meeting gingen alle gemächlich ins Wohnzimmer, um sich gelegendlich zu unterhalten oder Karten zu spielen. Ich wollte eigentlich gehen, um nicht weiter gedemütigt zu werden, doch Dumbledore hielt mein Vorhaben auf.
"Wir essen heute hier", flüsterte er mir zu und bevor ich etwas darauf erwidern konnte, war er schon im Wohnzimmer verschwunden und ließ mich zurück.
Idiot, dachte ich mir und ging langsam zum Türrahmen des Wohnzimmers, um zu hören, was sie dort redeten.
Als sie mich jedoch sahen, standen alle abrupt auf und verließen den Raum, rauschten an mir vorbei und ließen mich dort stehen.
Ich hörte ein paar abschätzige Kommentare, die sie sich alle zuflürsterten, doch ich bemühmte mich, diese zu ignorieren. Nur Albus stand noch vor mir und schien meine Augen zu durchbohren.
"Was?!", fauchte ich ihn an.
"Es ist nur, weil du in letzter Zeit sozusagen Toms Liebling geworden bist und so viel mit ihm in Kontakt stehst.". meinte er.
"Ich habe nicht gefragt-"
"doch hast du", schnitt er mir das Wort ab und ging an mir vorbei zu den anderen. Ich wollte ihm nicht nachgehen, warum sollte ich auch? Es würde sicherlich nichts anders laufen.
Also schloss ich die Tür leise, sprach einen Zauber aus, der die anderen nichts aus diesem Zimmer hören ließ und setzte mich an den prachtvollen, dunklen Flügel um zu spielen.


Nachdem meine Finger nur noch ein paar Töne zustande brachten, gab ich es auf und glitt durch den Raum auf das bettähnliche Sofa zu.
Ich starrte an die Decke. Ich wusste, was jetzt mit mir passieren würde. Ich war allein, es war still, nichts hinderte mich nachzudenken. Zu viel nachzudenken.
Ich will nicht. Ich will nicht! Ich will nicht - aber ich muss.
Ich war nicht die Art Mensch, die rumheulte ohne eine Lösung zu suchen. Bisher war eine Lösung für mich hoffnungslos, aber jetzt kam mir ein Gedanke.
Ich brauche doch nur Jemanden.. Nur jemanden, dem ich vertrauen kann..

𝙳𝚒𝚎 𝚣𝚠𝚎𝚒𝚝𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎Where stories live. Discover now