Hass und Schlangengift

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Y/N pov:
Jetzt war es raus. Es war raus, und jeder auf diesem Hof verstand es endlich. Ich hatte es aufgegeben, mich gegen die beiden Weasleys zu wehren, und saß nun mit den Knien auf dem kalten, dreckigen Boden. Es herrschte für einen Moment lang komplette Stille, die sich in meinen Ohren wie ein lautes Rauschen anhörte.
Killoran ließ sich kurz Zeit, um sich Eindruck zu verschaffen, dann ging er einen Schritt nach forn, um deutlich zu machen, dass dies nicht das Ende seiner Ansprache war. Das große, schwebende Bild hinter war verblasst. Nun waren es wieder nur wir und er.
Grimmig hob ich meinen Blick und sah ihm ins Gesicht, er jedoch erwiederte meinen Blick nicht. Stattdessen wandte er sich an die Menge, als er verkündete: "Jetzt, wo wir alle wissen, wer der Nachtschatten wirklich war, hat er beschlossen, uns zu verlassen. Er ist nicht mehr bei euch und kann es auch nie wieder sein." Ein böses Lächeln bildete sich schlagartig auf seinem Gesicht. "Jammerschade eigentlich, so war es viel zu leicht, zu gewinnen."

Es reichte mir. Ich wusste, dass Severus uns verlassen hatte, aber freiwillig hatte er es nicht getan. Er war im Kampf gestorben, unzwar für die gute Seite. Und wenn es wirklich so sein sollte, wie Killoran meinte - wenn er wirklich gewonnen und über uns gesiegt hatte, dann wollte ich mich damit niemals zufrieden geben. Selbst, wenn ich dadurch in einem Kampf untergehen würde, so würde ich trotzdem für etwas Richtiges gestorben sein, genauso wie Severus auch.
Meine Knie zitterten, doch ich konnte aufstehen. Finster und herausfordernd stierte ich in Killorans Richtung.
Soweit ich es sehen konnte, hatte keiner um mich herum die Intention, gegen Killoran anzukommen. Auf jedem Gesicht lag der blanke Schock über die Tatsache, dass der Nachtschatten all die Zeit unter uns gelebt hatte. Ich und Killoran waren die einzigen hier, die dies schon vorher gewusst hatten.
Es lag also zwischen ihm und mir. Ich fasste einen Entschluss.

So drängelte ich mich ohne Vorwahnung zwischen den Weasleys hindurch und zog währenddessen meinen Zauberstab. Ich blieb mitten vor dem Eingangstor des Schlosses stehen. Killoran und ich hatten ungefähr den gleichen Abstand zueinander, wie bei einem Duell, vielleicht sogar ein Bisschen mehr.
Die einzige Reaktion, die Killoran angesichts meiner bislang noch bescheidenen Handlung erbrachte, war seine rechte Augenbraue, welche sich siegessicher in die Höhe erstreckte. Kurz davor hatte ich mich noch panisch gefragt, was ich hier eigentlich tat, doch jetzt kam mir eine Idee.

"Du denkst, du hättest gewonnen.", wirgte ich erst schwächlich hervor. "Doch du hast dich geirrt."
Er lachte, doch ich redete weiter. Ich musste jetzt lauter sein, sonst würde mich keiner hören.
"Vor ein paar Stunden, als jeder hier dachte, Voldemort hätte seinen Krieg gewonnen und Harry Potter wäre ermordet worden, kämpften wir trotzdem. Und jetzt hat uns Severus verlassen, und mit ihm der Nachtschatten." Ich sah mich um. Ich war mir sicher, dass wir diesen Krieg noch gewinnen konnten. Jedoch einzig und allein dann, wenn jeder hier davon überzeugt war. Wenn wir alle gemeinsam kämpften.
Man konnte Unterschiedliches in den Gesichtern der anderen erkennen. Manche ließen sich durch meine Worte beeinflussen, andere zeigten Zweifel an mir.
Ich konnte sie verstehen, aber ich konnte nicht zulassen, diesen Krieg zu verlieren. Er war und würde mir immer wichtig sein. Der Tag, an dem ich Severus verloren hatte. Das Einzige, was mir in den Sinn kam, war unfassbar riskant. Je nach dem, wie Killoran reagieren könnte, würde ich entweder sofort tot oder aber auch sein neues Interessenobjekt sein. Doch ich hatte keine Zeit mehr, um mir etwas anderes zu überlegen.
"Ich wusste schon vorher, dass wer sich hinter dieser Maske verborgen hat."

Plötzlich wurde Killorans Gesicht ernst. Die Menschen um mich herum hatte offenbar ihre Sprache wiedergefunden und ein lautes Gemurmel trat ein. Killoran beendete dies mit nur einem Satz.
"Seid wann, Mädchen?!", fragte er finster und ließ mir damit einen Schauer über den Rücken laufen.
Ich würde jetzt schlau genug sein, um die Wahrheit zu sagen. Gerade jetzt, wo ich seine Aufmerksamkeit besaß und er so überrascht schien.
"Seid dem Spiel des Todes." Ich ließ eine kleine Pause und genoss für einen kurzen Moment seinen Gesichtsausdruck, den er augenscheinlich nur schwer unter Kontrolle halten konnte.
Er erwiderte nichts. Vielleicht dachte er an jenen Tag zurück, an dem der Nachtschatten ihm das erste Mal entwischt war.
"In dieser Nacht brach der Nachtschatten aus deiner Station aus, doch eingesperrt hattest du Severus Snape."

𝙳𝚒𝚎 𝚣𝚠𝚎𝚒𝚝𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt