Adonis

75 4 0
                                    

Severus pov:
Er war wütend. Alle anderen auf dem Hof hatten bei meinen letzten Worten große Augen gemacht, nur er schien jetzt endgültig die Geduld zu verlieren.
"Es reicht!", brüllte er und seine Arme schossen in beiden Seiten von seinem Körper weg. Ich kannte diese Bewegung mehr als nur gut. Meine Augen zuckten umher, auf der Suche nach irgendeinem Ausweg bis auf das Schloss, worin ich auf keinen Fall gejagt werden wollte. Wie erwartet züngelten blitzschnelle, leuchtende Hyacinthum Stränge aus Killorans Händen, die Augenblicklich auf mich zu rasten. Sie waren zu schnell. Ich war zu langsam.
Plötzlich spürte ich einen hartnäckigen Kopf zwischen meinen Beinen, dann rutschte mein Körper einen Pferdehals entlang und ich saß auf dem lila farbenen Fell von Aruna.
Neben uns hörte ich ein zusätzliches Wiehern und gleich darauf erblickte ich Silentcrys Kopf, der gefolgt von ihrem Körper wütend auf Killoran zu galoppierte, um ihn abzulenken. Aruna preschte zwischen den Menschen hindurch und rannte abermals in Richtung Brücke.
Mein Kopf drehte sich noch einmal herum, um zu sehen, ob es Silentcry gut ging, wobei ich erschrocken feststellte, dass Killoran sie mit einem Schild Hyacinthum so weit geschubst hatte, dass sie bis zu den Säulen von Hogwarts schlitterte, sich jedoch entschlossen und genauso wütend wie Killoran wieder blitzschnell aufrichtete. Mein Kopf musste sich erneut herum drehen, denn Aruna wurde merkwürdig schnell sehr langsam. Ich schaute nach vorne und sah ein weiteres Phönixpferd, welches mir neu vorkam. Es war marmorfarben braun gekennzeichnet und von seinem Fell bröckelten Erdklumpen ab, seine Augen sahen aus, als wären sie aus einem Felsen geschliffen wurden, welcher hier und da kleine Diamanten aufwies. Die Mähne sah aus wie die von Silentcry, wenn sie sich ordentlich im Schlamm gesuhlt hatte. Das Phönixpferd der Erde wieherte. Es klang tief und rauchig.

Aruna stellte sich genau parallel zu dem Pferd hin, als erwarte sie von mir, aufzusteigen. Erst konnte ich nur eine Hand auf das sogenannte Fell des Tieres legen, doch genau in diesem Moment hörte ich Killorans Stimme.
"Nein!", brüllte er. Ich wusste, dass es um Zeit ging. Ich sprang über auf das Phönixpferd der Erde, welches sich sogleich in Bewegung setzte. Sein Fell fühlte sich teilweise verkrustet an, an anderen Stellen war es wieder weich. Erst jetzt bemerkte ich, dass Killoran auf uns zu gerannt kam und neben sich eine lila-rosa farbene Wolke entstehen ließ. Kurz kniff ich meine Augen zusammen, doch ich konnte nicht mehr sehen, was dieses Ding einmal werden sollte, denn das Phönixpferd sprang plötzlich von der Brücke. Ich schrie auf. Wir beide stürzten nun in das komplette nichts. Mit immer größer werdenden Augen starrte ich auf die Ländereien von Hogwarts, denen wir auf beträchtlicher Höhe immer näher kamen. Ich sah mein Leben an mir vorbei ziehen. Ich war mir sicher, das Phönixpferd hätte uns beide in den Tot geführt.

Plötzlich schoss etwas aus den Ländereien hervor und bewegte sich geradewegs senkrecht auf uns zu. Es war eine riesige, bröckelige und unförmige Säule aus fester Erde, die an ihrem oberen Ende eine glatte Oberfläche bot. Mit einem heftigen Ruck kam das Phönixpferd mit den Hufen auf dieser Oberfläche auf, ich prallte nach vorn und lag schon fast liegend auf seinem Hals.
"Immer wieder lustig.", hörte ich auf einmal eine dunkle, rauchige Stimme in meinem Kopf, die sehr ruhig klang. "Nenn mich Adonis."
Ich konnte nicht antworten. Was zur Hölle war gerade passiert?! Adonis galoppierte weiter, über den Rand der Säule hinaus und sprang erneut ab. Gerade jetzt, wo ich dachte, wir wären gerettet, näherten wir uns mit einer beachtenswerten Geschwindigkeit unserem Tot zu. Diesmal war mein Mund zu trocken zum Schreien, sonst hätte mich vermutlich ganz Hogwarts gehört.
Das gleiche Spiel wiederholte sich, Adonis landete wieder mit einem Ruck auf der nächsten Säule, die er anscheinend heraufbeschwören konnte, wie es ihm gefiel. Er galoppierte weiter, sprang wieder ab und kam auf der nächsten Erdoberfläche wieder auf.
Mein Augenwinkel erhaschte etwas rosa-leuchtendes.
"Oh nein, bitte nicht", flüsterte ich betend, doch es hatte keinen Zweck. Killoran war uns mit seiner merkwürdigen Kreatur aus Hyacinthum gefolgt und flog nun auf ihr dicht an dem Gemäuer Hogwarts' entlang. So wie es aussah, verschwand sein kompletter, stehender Unterkörper in dieser riesigen, neon-leuchtenden und scheinbar sehr aggressiven Wolke. Wie es mir auffiel, rannte ich auf Adonis einen weiten Weg um Hogwarts herum, während er sich genau am Gebäude befand. Als er mit seinen suchenden Blicken mich fand, fixierte er sein Ziel genau.
"Er will dich. Er will dich töten", schallten Isabellas Worte in meinem Kopf wieder. Killoran nahm Augenkontakt auf. Es fühlte sich alles wie in Zeitlupe an, das galoppierende Pferd unter mir, Killorans Bewegungen, meine Bewegungen.
Ich sah zu, wie er mit entschlossener Miene einen Arm hob und ihn auf mich ausrichtete.

𝙳𝚒𝚎 𝚣𝚠𝚎𝚒𝚝𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora