Phönixpferde

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Severus pov:
In dieser Woche würde, wenn überhaupt, nur besonderer Unterricht stattfinden, so hatte es Dumbledore gestern formuliert. Ich betete, dass für mich nicht viel dabei sein würde, doch da irrte ich mich leider zu tiefst.
Professor Hagrid wird euch mit ein wenig Beistand von Professor Snape die Phönix-Pferde näher bringen, um den Unterricht 'Magische Tierwesen' diese letzte Woche besonders interessant zu gestallten, bevor Rubeus sich nächstes Jahr eine kleine Auszeit verdient hat, hallten seine Worte in meinem Kopf wieder.

"Warum hast du es nicht einmal mit mir abgesprochen?!"
"Weil du 'Nein' gesagte hättest."

Warum ich? Warum unbedingt Phönixpferde? Warum? Zuerst hatte ich unsichtbare Panik bekommen, da ich dachte, er weiß etwas über Silentcry und hat extra irgendwas mit Pferden genommen, doch dann erinnerte ich mich an Isabellas Worte und den gestrigen Abend.
Ich wusste, wie man Phönixpferde zähmt, heraufbeschwört und sie nutzen kann, doch das alles nur von Isabella! Es gab zu wenige Bücher über diese Viecher, also konnte ich nicht sagen, dass ich in der Bibliothek war und dort nachgeforscht hatte oder so... Ich hoffte einfach, dass sich niemand Gedanken machte, warum ich damit vermutlich wenige Probleme haben werde. Im Grunde sind Phönixpferde nicht wirklich unterschiedlich zu Seelenpferden, außer ein paar anderen Charakterzügen und Aussehen.

Jetzt stand ich also da, neben Rubeus Hagrid und gefühlt der halben Schule dicht an dem verbotenen Wald. Weshalb dieser immer noch so genannt wurde, war mir allerdings ein Rätsel, denn eigentlich spazierten Schüler und Lehrer hier herum, als wäre der Wald ein gut besuchtes Caffè.

Ich will hier weg. Die unangenehmen Blicke der Schüler durchlöcherten mich, und auf einmal fragte ich mich, wo ich jetzt wohl wäre, wäre ich nicht zum Lehrerberuf gezwungen worden. Doch bevor ich noch tiefer in diesen Gedanken fallen konnte, riss mich Hagrid mit einer unschlüssigen Rede wieder heraus. Er hatte anscheinend schon angefangen, während ich immer noch Löcher in die Luft starrte. Na super! Konnte ich mich etwa nicht mehr zusammenreißen?
"-Um Phönixpferde nämlich erstmal sichtbar zu machen, muss man einen bestimmten Trank einnehmen, weswegen Professor Snape hier neben mir steht!", rief Hagrid etwas zu motiviert und schlug mir auf die Schulter, wobei ich fast eingeknickt wäre. Ich schaffte es nur, einmal kurz in die Runde zu nicken, um anschließend meine Zehnspitzen zu betrachten.
"Dieser Trank ist hochkompliziert zu Brauen, deshalb haben wir nur wenige Vorführungen parat!"
Warum musste er so motiviert sein? Neben ihm stand gerade die gefürchtetste Person der ganzen Schule und er redete fröhlich von Phönixpferden?!
"Sie wollen uns die Phönixpferde schon heute zeigen?", fragte ein aufgeregtes Mädchen in den hinteren Reihen piepsig.
"Natürlich!"
Mein Kopf zuckte zu ihm herauf.
"Damit es nicht uninteressant wird, werden wir während der Informationsweitergabe-", er zwinkerte mir zu. "- eine Vorstellung der Tiere machen."

Hör ich das richtig?! Man könnte ja meinen, er kennt Phönixpferde nicht einmal! Auf was habe ich mich hier nur eingelassen?!
Bevor ich irgendwie reagieren konnte, drückte er mir eine Viole mit einer himmelblau schimmernden Flüssigkeit in die Hand, welche ich offensichtlich trinken sollte. Erwartend stellte er sich in den Hintergrund, sodass nun alle Aufmerksamkeit auf mir lag. Ohne diesen unangenehmen Moment in die Länge zu zögern entkorkte ich die Viole und trank den gesamten Inhalt, was ich nur wenige Sekunden danach bereute. Auf der Zunge löste sich der Trank mit einem süßlichen Geschmack, hinterließ in der Kehle jedoch eine Hitze, dass man meinen könnte, man stehe in Flammen.
Ich verzog äußerlich keine Miene, wie ich es immer tat, doch innerlich verkrampfte sich alles in mir. In meiner Magengegend verbreitete sich ein flimmeriges Gefühl und für eine kurze Zeit konnte ich vor meinen Augen weiße Sterne beobachten, bis alles wieder etwas normaler wurde.

Ich drehte mich zu Hagrid um, der mich etwas besorgt betrachtete, dann jedoch wieder anfing, zu reden: "Phönixpferde sind normaler weise so scheu, dass sie sich niemandem offenbaren würden, doch dank dieses Trankes werden sie magisch angezogen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie auch gleich zahm sind! Ein Phönixpferd kann das Temperament des Feuers oder auch des Wassers haben, je nach dem welche Kräfte sie besitzen.", erklärte er. Seine Miene wurde zunehmend immer düsterer. Ich betrachtete ihn immer noch, bis sich in meinem Augenwinkel ein roter Funke bemerkbar machte. Mein Kopf zuckte herum und fixierte die Stelle im verbotenen Wald, wo sich eben noch ein großer Schatten befunden hatte. Nur wenige Schüler bemerkten meine Ablenkung, die anderen hörten dem weiter plappernden Hagrid zu.

𝙳𝚒𝚎 𝚣𝚠𝚎𝚒𝚝𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎Where stories live. Discover now