Das Gespräch

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Y/N pov:
Kopfschüttelnd ging ich die Gänge von Hogwarts entlang. Verliebt? Ich? Nein. Minerva kommt sich wohl sehr schlau vor. Ich rollte mit den Augen und schnaubte verächtlich. Ich kannte ihn ja nicht einmal, abgesehen davon hatte ich miterlebt, wie er Sirius fast kalt gemacht hatte. Als ich an Minervas Büro vorbei huschte, hörte ich vertraute, aber dennoch aufgebrachte Stimmen. "Ich vertraue ihm", hörte ich Dumbledores Stimme. "Jeder kann Fehler machen, Albus! Bitte komm zur Vernunft und überprüfe deine Meinung!"
In Minervas Büro hatte sich offensichtlich der halbe Orden eingefunden, was mich misstrauisch machte. Ich blieb stehen und stellte mich neben die Tür, um zu lauschen.
"Was willst du da überprüfen? Ihn fragen, wieso er die letzten Wochen nicht da war? Es ist so offensichtlich!", äußerte sich Minerva. Jetzt erhob sich Sirius ironische Stimme: "Ich glaube er war bei seiner neuen Liebhaberin. Er hat's ja so mit Frauen."
Minerva räusperte sich, bevor die Rumtreiber in Gekicher ausbrechen konnten. "Albus, ich vertraue dir, deswegen vertraue ich Severus. Aber eine Sache können wir nie ausschließen... Er hat viel durchgemacht, die meisten würden das, was er auf seinen Schultern trägt, nicht aushalten... aber genau deswegen kann er auch gefährlich werden.", flüsterte sie unsicher. Kingsley leitete das Gespräch weiter. " Minerva behält kein Unrecht, Albus. Er öffnet sich niemandem und beherrscht Okklumentik. So können wir weder in seine Gedanken einbrechen, noch wissen, was eigentlich in ihm vorgeht." Er ließ eine kleine Pause, um die Worte ihre Wirkung haben zu lassen. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Es war klar, dass sie über Severus redeten, aber er wirkte in diesem Gespräch nicht selbst mit.
"Wir müssen wissen, welche Gefahren er für uns darstellen kann!", erklang Kingsleys Stimme noch einmal. "und welche Hilfen er bieten kann" endete Dumbledore.
Ich drehte meinen Kopf ein wenig zur Tür und hielt mir eine Hand vor den Mund, um nicht erschrocken auf zu quieken. Auf der anderen Seite der Tür stand Severus Snape und lauschte ebenfalls. Als er meine Reaktion bemerkt hatte, drehte er sich leise zu mir und hielt sich zur Warnung einen Finger vor den Mund. Ich nickte beklommen und starrte erneut die Wand vor mir an. Währenddessen erhob sich jemand im Raum von einem Stuhl und sagte: "Unser Fazit ist, dass wir uns eine Art Test überlegen müssen... Diesen besprechen wir dann im Hauptquartier - ohne Severus." "Der kommt mir sowieso nicht mehr ins Haus! Seine Todesserkräfte sind das gefährlichste, was ich jemals gesehen habe!", rief Sirius.
"Auch dessen bin ich mir nicht sicher", meinte Dumbledore nachdenklich, "Denn ich würde nicht unbedingt davon ausgehen, dass Tom etwas mit seinen Kräften zu tun hat. Riddle hätte es bestimmt nicht gern, wenn einer seiner Anhänger - egal welche Position - so mächtige Kräfte hätte. Außerdem wüsste ich nicht, wie man eine solche Kraft an Menschen weiterleiten könnte. Wenn mehrere Todesser diese Eigenschaft nutzen können würden, wäre es uns schon längst aufgefallen."
Nach ein paar Sekunden Bedenkzeit sprach Remus zum ersten mal: "Das heißt... du meinst... Er hat diesen mörderischen Rauch nicht in Verbindung von Voldemort bekommen."
Stille. Da wir nicht bei den anderen waren, konnten wir ihre Gesten und Bewegungen nur schätzen, was es um Einiges schwieriger machte, dass Gespräch genau zu verfolgen. Ich drehte mich erneut mit dem Kopf zu Severus, der jetzt kleine Schweißperlen auf der Stirn hervor brachte. Ich war schon immer neugierig, also musste ich irgendwann seine Quelle aus ihm herausquetschen können. Er schaute gequält auf die Wand vor ihm während er sich darauf konzentrierte, ruhig zu Atmen.
Wir hörten Schritte. Jemand in dem Raum musste aufgestanden sein. Dieser Jemand lief und lief, doch er kam nicht an. Irgendwann wurde es mir zu komisch und ich hörte genauer hin. Es waren Hackenschuhe, die auf dem Stein besonders laut klangen.
Moment mal - In Minervas Büro liegt ein Teppich, und kein Steinboden! Woher kamen die Schritte? Langsam wurde ich nervös, ich traute mich nicht, den Gang entlang zu gucken. Ich wartete nur auf eine Reaktion von Severus, die ich schlussendlich auch bekam. Als die Schritte den Endpunkt ihrer steigenden Lautstärke erreicht hatten, riss er die Augen auf und entgleiste einem entsetzten Gesichtsausdruck, was ich bei ihm noch nie gesehen hatte. "Oh scheiße", flüsterte er. Ich hatte jetzt erst recht keinen Mut mehr, mich umzudrehen, und da Severus nicht wegrannte, konnte dieser Jemand niemand gefährliches sein. Naja, zumindest im körperlichen Sinne. Als die Schritte verklungen waren, spürte ich einen aufdringlichen Atem in meinem Nacken. "Endschuldigen Sie, wissen sie vielleicht, wo Herr Dumbledore ist?", fragte eine hinterlistig süße Stimme. Ich drehte mich um und schaute zu einer großen, blonden Frau auf, die mir einfach direkt zu viel war. Da ich bei ihrem Anblick zunächst etwas überfordert war, sprang Severus für mich ein: "Wir wissen es leider nicht, Madam", meinte er ungewohnt freundlich. Er hoffte wohl, Rita Kimkorn würde uns dadurch in Ruhe lassen. Tja, falsch gedacht. "Dann können Sie beide mir ja beim Suchen helfen!", meinte sie auf einmal herrisch. Severus wollte gerade den Mund aufmachen, da ertönte ausgerechnet jetzt Dumbledores Stimme aus Minervas Büro. "Hast du weitere Gäste eingeladen, Minerva?"
Mist! Natürlich hatten wir nicht leise genug gesprochen. Rita richtete ihren Blick schlagartig auf die Tür. "Aha", meinte sie nur, griff uns an den Armen und zerrte uns in das Büro. Severus ließ bei der Berührung ein Keuchen los, bevor er sich wieder fasste und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seinen linken Unterarm, der gerade großzügig von Rita zusammengequetscht wurde, starrte.
Als sie uns los ließ, umfasste Severus als erstes seinen Unterarm, als könnte er befürchten, dieser würde ihm gleich von Körper getrennt. In Minervas Büro war es eigentlich sehr gemütlich, wäre da nicht diese bedrückte Stimmung.
Dumbledore, Remus, Sirius, Kingsley, Athur Weasley und Minerva selbst saßen auf den Sesseln und der Couch um den Kamin herum. Am anderen Ende des Raumes befand sich eine Tür, die wahrscheinlich in den Klassen Raum für Verwandlung führte. Das Büro war mit ein paar kleinen Bücherregalen und Portraits ausgestattet, die jedoch allesamt leer waren. Sie hatte mir erzählt, dass die ehemaligen Schulleiter in ihrem Büro verweilen würden, sollte Dumbledore verhindert sein und sie die Stelle als stellvertretende Schulleiterin antreten müssen. Ich sah mich in dem Büro um, bis mein Blick eine unschöne Ansicht bot. Rita Kimkorn hatte es sich in zwischen zur Aufgabe gemacht, Dumbledore alles mögliche zu fragen.
"Was wissen sie über den geheimnisvollen Reiter?" und "Wie konnte etwas so schreckliches in der Nähe von Hogwarts passieren?" waren nur Bruchstücke, die ich aufschnappen konnte. Dumbledores kühles Gesicht glich dem von Snape, nur war man es bei ihm nicht gewohnt.
"Im Moment müssen Sie ihre Feder noch gedulden - Zumindest was Hogwarts angeht.", meinte er nur kühl und ließ damit eine enttäuschte Miss Kimkorn zurück. Dann wandte er sich an Severus und mich. Mein Kopf glühte. Dumbledore wusste spätestens jetzt, dass wir vor der Tür waren und gelauscht hatten. Ich konnte seinem Blick nicht länger standhalten und blickte verlegen zu Severus auf, dessen Wangen beim Anblick Dumbledores leicht erröteten. Das konnte auch nur Albus schaffen. Severus Snape und verlegen? Das passte einfach nicht zusammen! Ich ließ meinen Blick wieder abschweifen und betrachtete Minervas Couch, als wäre sie gerade besonders interessant. Doch zu meinem Erstaunen schien er es nicht auf mich abgesehen zu haben. "Severus, auf ein Wort", meinte er ruhig, was Snape nur noch nervöser machte. Doch bevor dieser eine Reaktion zeigen konnte, kam ihm Rita Kimkorn schon zuvor. "Ah, Sie heißen Severus. Schön sie kennen zu lernen!", grinste sie. Man sah die Hoffnung in ihrem Blick und die Entschlossenheit, kein 'Nein' durchgehen zu lassen. Der Tränke Meister schien dies ebenfalls zu bemerken, denn er macht einen kleinen Schritt nach hinten. Rita machte unbeirrt weiter. "Es stört Sie ja nicht, Mister Dumbledore, wenn ich mir ihren kleinen Gefährten mal kurz ausleihe, oder?"
Severus'  Gesicht zog bei der Bemerkung, das er ein kleiner Gefährte sei, eine verwirrte Grimasse, schaute dann aber flehend zu Albus herüber. Ich stand einfach nur neben ihm und wusste nicht, was ich hier noch sollte. Kimkorn kam immer näher auf uns zu, dass man sie locker mit einem Raubtier hätte verwechseln können. Dumbledore kam uns mit dem Satz, "Er wird bestimmt eine Minute für Sie übrig haben" auch nicht gerade zur Hilfe. Ein erneutes "Aha" von der Journalistin, und sie schnappte sich Severus am Arm. Dieser warf Albus noch einen letzten hasserfüllten Blick zu, dann verschwand er mit der Verrückten in dem Klassenzimmer neben dem Büro. Angesichts dieser Szene hatte ich die Anderen total vergessen, und so stolzierte ich einfach zur Klassenzimmertür und lehnte mich dagegen, um etwas zu hören.
"Das würde ich gar nicht erst probieren", sagte Remus bestimmt, "Diese Schreckschraube benutzt stets einen Blockierungszauber, damit niemand sonst die Worte des Interviews verstehen kann." Ich zuckte von der Tür weg, als ich Remus'  Stimme hörte, und meine Wangen färbten sich erneut rot. Ich ging ohne ein Wort zum Kamin und setzte mich dazu.

Severus pov:
Als sich Rita königlich auf einem Schülertisch niedergelassen hatte, deutete sie mir, das gleiche zu tun. Still setzte ich mich gegenüber von ihr und musterte sie durchgehend mit zusammengekniffenen Augen.
"Na na. Um uns besser verständigen zu können, werde ich zuerst etwas über sie herausfinden müssen. Wie steht es um ihre Frau?"
Na das fing ja toll an. Meine Frau. Pff...
"Meine Frau?", fragte ich sarkastisch, "Im Grab." Ich hoffte, ihr jetzt klar gemacht zu haben, dass wir beide niemals Freunde sein könnten, doch da lag ich falsch. "Achso.", meinte sie nur, als wäre meine Antwort das Normalste der Welt. "Sie haben bestimmt eine reizende Vergangenheit! Lassen Sie mich raten. Sie wurden oft verletzt und ungerecht behandelt, dass wäre für den Tagespropheten eine unentdeckte Quelle des schmerzhaften Lebens.", quakte sie aufgeregt. Empathie gehörte offensichtlich nicht gerade zu ihren Stärken." Ich habe bisher nur eine Person kennengelernt, in deren Augen der Geist dessen Vergangenheit wandelte.", meinte sie träumerisch. Beide meiner Augenbrauen wanderten automatisch in die Höhe. Der Geist meiner Vergangenheit? 
Jetzt schaute sie mich wartend an. Die Journalistin wollte eine Antwort oder eine Reaktion abseits meiner Augenbrauen. Schließlich gab ich nach und fragte mürrisch: "Was für einen Geist sehen Sie in meinen Augen?"
"Ach kommen sie schon! Sie sind in ihren besten Jahren, gutaussehend und haben sicherlich eine großartige Zukunft.-" wollte sie mich motivieren.
"Und Sie sind blind.", erwiderte ich trocken.
Sie ging nicht auf mich ein und erweiterte unser eintöniges Gespräch auf ein neues Thema. "So, da wir uns nun ausgiebig kennengelernt haben, würde ich vorschlagen, dass wir mit dem eigentlichen Grund vortfahren können... Also, was, oder besser, wie viel Wissen sie über den atemberaubenden Vorfall des pandorischen Risses vor dem Schloss?", fragte sie begierig und beugte sich zu mir vor.
"Selbst wenn ich etwas wüsste, würden sie mir die Worte im Mund herum drehen, habe ich Recht?", fragte ich. Was genau in mir vorging wusste ich nicht, aber bei einer Sache war ich mir ganz sicher; Ich wollte die Fragen hinauszögern und keine bedeutende Antworten geben, um nichts zu verraten. Das würde mir gelingen, da ich Erfahrung im Vertuschen habe. Mir konnte quasi nichts mehr passieren. Einen entsprechend sicheren Gesichtsausdruck setzte ich nach meiner Gegenfrage auf.
"Streich das Letzte.", meinte Kimkorn zu ihrer kratzenden Feder, die mit einem weiteren Kratzen meine letzten Worte durchstrichen. Dann wendete sie sich etwas enttäuscht an mich. Gut so. Hoffentlich würde sie das Interview beenden, sobald sie meine Sturheit eingesehen hatte. Sie blickte mir in die Augen, ich in ihre. So saßen wir ein paar Sekunden da, bis sich ihr Gesichtsdruck nach und nach zu einem breiten Grinsen formte. Währenddessen nahm mein Gesicht eher an Farbe ab. Sie grinste. Warum grinste sie? Ich wurde vorsichtig und ließ mir noch einmal alle Fluchtwege durch den Kopf laufen, bis es mir auffiel - Es gab keine! Sie hatte den gesamten Raum mit einem Blockierungszauber belegt, sodass niemand ihn betreten oder hinausgehen konnte. Ich redete mir ein ruhig zu bleiben, sie konnte mir nichts tun. Doch ich wusste ganz genau, wie falsch ich damit lag. Sie war eine verrückte Journalistin, sie kannte sich damit aus, Geheimnisse aus Menschen heraus zu locken. Wenn ich auch nur einen Funken der Wahrheit über meine Spionagearbeit verlor, konnte ich mich eben so gut selbst ins Grab befördern. Rita grinste immer noch, schaute sich mittlerweile jedoch im Zimmer um. Sie suchte die Wände nach Gemälden ab. Warum?
"Nun ja, wir werden so sicherlich nicht weiter kommen.", meinte sie gespielt nachdenklich. "Aber ich habe eine gute Neuigkeit! Sie brauchen nur einen kleinen Muntermacher!", rief sie mit einem so breiten Grinsen, dass man meinen könnte, ihr Mund würde bald über ihren Kopf hinaus wachsen. Mittlerweile hatte ich Angst vor ihrer Idee, und ich sollte Recht behalten.
Sie griff in eine ihrer kleinen Umhängetaschen und holte eine Viole mit einer durchsichtigen Flüssigkeit heraus. Veritaserum.

𝙳𝚒𝚎 𝚣𝚠𝚎𝚒𝚝𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎Where stories live. Discover now