Ich verzeihe dir.

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Severus pov:
War das der Tod? Es war alles weiß. Bis auf mich. Ich war, wie immer, in schwarz gekleidet, doch diesmal waren meine Kleider nicht zerrissen oder blutgetränkt. Ich konnte mich wieder bewegen, ich hatte keine Schmerzen mehr. Ich lächelte. Ich war eindeutig tot. Die Schmerzen waren vorbei, meine Pflichten als Doppelagent lasteten nicht mehr auf mir. Es war vorbei.
Doch irgendetwas war falsch. Ich fühlte ein bestimmtes Gefühl trotz allem nicht. Frieden.
Es hatte fest zu meinen Vorstellungen im Dasein eines Toten gehört, den Frieden zu fühlen.
Nun ja, es war sehr viel friedlicher und angenehmer hier, aber ich war trotzdem nicht überzeugt. Sollte ich jetzt für immer hier bleiben?
Langsam hatten sich meine Augen an das helle weiß gewöhnt. Ich konnte Bänke erkennen, Säulen und eine Art langen Steg, alles war weiß.

"Ich möchte mich herzlich bei dir bedanken, Severus."
Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Es war Albus Dumbledore, doch diesmal ohne seine hellblaue Mütze. Ebenso gepflegt und sauber, wie ich.
Mit leicht geöffnetem Mund starrte ich ihn an.
War das hier das Reich der Toten?! Wo waren dann alle anderen? Warum war es hier so still?
"Nein Severus. Hier existiert im Moment niemand außer du und ich.", sprach Dumbledore ruhig. Ich hatte erwartet, dass ich wütend auf ihn sein würde, würde ich ihn jemals wiedersehen. Ich war mir furchtbar vorgekommen, als ich ihn in seinem Portrait erwartet, aber nie gefunden hatte. Ich hatte gedacht, er ließe mich alles allein durchstehen.
Ich starrte ihn immer noch an. Er ging einen Schritt auf mich zu und sah mir in die Augen.
"Es tut mir leid, Severus.", sagte er. Gegen meinen Willen spürte ich, dass er es ernst meinte.
"Ich habe dir Furchtbares angetan und es ist nur lächerlich, aber ich bitte dich um Verzeihung."
Ich starrte ihn immer noch aus nun immer größer werdenden Augen an.
"Ich hatte ja keine Ahnung, wer du warst.", lächelte er nun, meine Augenbrauen zogen sich für einen kurzen Moment zusammen. "Ich habe dich leiden lassen, doch ich konnte es erst sehen, nachdem du mich getötet hattest."
Ich verstand ihn nicht. Wieder wusste ich nicht, auf was er hinaus wollte.
"Erst dann habe ich dich beobachten können, erst dann habe ich gesehen, was du seid Harry Potters fünftem Schuljahr durchmachen musstest.", erklärte er und schaute mich weiter aus seinen himmelblauen Augen heraus an. Albus ging einen Schritt auf mich zu.
"Was ich an jenem Abend, an dem ich von Astronomie Turm fiel, sah, erklärte mir so einiges.", sagte er mit einem gutmütigem Lächeln im Gesicht.
Mein Gehirn arbeitete. Was hatte ich an diesem Abend noch gemacht? Ich war bei den Todessern, bei einem angeordneten Treffen vom dunklen Lord und danach auf Jorvig in meinem Haus. An diesem Abend hatte ich meinen Spiegel zerschlagen und mich dann in einer der Scherben betrachtet. Und dann?
"Die Tränen, die du an diesem Abend vergossen hast, kamen nur teilweise auf dem Boden an.", versuchte Albus mich auf die Sprünge zu bringen. "Manche von ihnen wurden von einer schwarze Maske erstickt."

Ich schluckte. Er wusste es. Natürlich wusste er es, er war tot. Er konnte überall hingehen, jedem folgen und alles beobachten.
Albus lächelte.
Angst stieg in mir hoch. Nicht nur die Tatsache, dass ich der Nachtschatten war, sondern auch der Fakt, dass ich es Albus verheimlicht und er es nun erfahren hatte, ließen mich schneller atmen. Er musste unglaublich wütend auf mich sein. Er hatte mir vertraut und ich hatte ihm so vieles verschwiegen. Er hätte sich jemand anderes suchen sollen, diesen Job für ihn zu erledigen. Doch er hatte mich genommen, vermutlich, weil ich ihm gerade zugelaufen war.
Damals hatte ich große Last auf mich genommen, jetzt fühlte ich mich dieser Aufgabe nicht würdig gewesen zu sein. Meine Augen würden glasig. Ich hatte es vermasselt. Natürlich war meine Aufgabe getan, doch es hätte alles so viel einfacher für Albus sein können, wenn ich ihm nur erzählt hätte, wo ich wirklich all die Zeit war, die ich in Jorvig verbracht hatte.

"Du hast mir nicht genug dafür vertraut, Severus.", meinte Albus, doch anstatt Zorn in seiner Stimme zu hören, verwirrte mich seine Gutmütigkeit. "Und das völlig berechtigt. Du konntest mir nicht vertrauen, da du mir schon einmal vertraut hast."
Er schaute mir direkt in die Augen. Mein Körper wurde steif.
"Ich bitte noch einmal um Vergebung, doch es ist mir klar, dass du mir diese nicht geben wirst. Ich habe diejenigen sterben lassen, um dessen Wohlbefinden du mich angebettelt hast, also ist es meine Schuld."
Ich hatte immer noch kein Wort gesagt. Mein Gehirn war schwer damit beschäftigt, seine Worte zu verarbeiten.
"Angesichts der Tatsache, dass du Niemandem vertraut und in Hogwarts ausschließlich gehasst wurdest, sind deine Taten für mich mehr als nur nachvollziehbar.", endete er seine kleine Entschuldigungsrede und ging einen weiteren Schritt auf mich zu.
"Doch bevor ich dich ein weiteres Mal um Verzeihung bitten kann, musst du wissen, dass die Gefahr noch nicht vorbei ist. Genau in diesem Moment denkt Voldemort, dass er Harry Potter getötet hat, doch das hat er nicht."
Ich blickte auf. Was hatte das mich anzugehen? Ich war tot und ich würde niemandem auf Erden weiterhelfen können, selbst wenn ich das wollte. Dementsprechend verwirrt schauten meine Augen in die Dumbledores.
"Denn Harry wird gleich den Weg hier her finden und dann wieder zurück kehren können, um Voldemort zu besiegen.", meinte Dumbledore und mein Gesicht zeigte die reine Verwirrung. "Nein, Severus. Das hier ist nicht der Tod, denn du bist nicht gestorben."
Was?! Ich - was?!

𝙳𝚒𝚎 𝚣𝚠𝚎𝚒𝚝𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎Where stories live. Discover now