Hauch der Helligkeit

90 5 0
                                    

!In diesem Kapitel werden sexuelle Inhalte aufgegriffen/wiedergegeben (ungefähr ab dem zweiten Mal 'Y/N pov')!

Y/N pov:

Ein Regentropfen rann an dem gewellten Fensterglas herunter, während ich ihn beobachtete. Jedes Mal, dass ich zum Essen in die große Halle kam, war Severus nicht da. Er war auch sonst nicht da. Seine Privaträume waren ausnahmslos leer. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte, deshalb sperrte ich mich in meinen Gemächern ein und starrte aus dem Fenster. Es war dunkel. Seid Tagen gab es hier in diesem Schloss nichts anderes als Dunkelheit und Angst - und Severus musste sich dafür verantwortlich fühlen. Nur von Schülern hatte ich ab und zu mitbekommen, dass er sich in Hogwarts zeigte, jedoch nie für längere Zeit. Es musste schrecklich für ihn sein, durch dieses Gebäude zu laufen.
Ich hätte wissen müssen, wo er sich verstecken würde, doch ich wusste, dass es keine gute Idee war. Ich hatte schon oft versucht, mich aus der Schule zu schleichen und mit einem Besen nach Jorvig zu fliegen, doch das Gebäude wimmelte von Todessern und vor allem Dementoren.

Doch eine Sache störte mich ganz besonders. Ich war kein Mensch, der sich der Traurigkeit hingab. Ich musste handeln.
Geleitet von diesem Gedanken richtete ich mich ruckartig auf und stapfte durch meine Gemächer. Mit einem schwarzen Umhang über den Schultern stieg ich die Treppen zu den oberen Stockwerken hinauf und lief gerade Wegs auf das ehemalige Büro von Albus Dumbledore zu. Bei dem Gedanken, dass ich Snapes Passwort nicht kannte, stieg leichte Panik in mir auf.
Was jetzt?
Ich stand genau vor dem Wasserspeier. Ich schloss für einem kurzen Moment meine Augen.
Ich weiß, wer du bist. Ich habe keine Angst vor dir. dachte ich. Natürlich! Wie hatte ich nur so blöd sein können?! Ich wusste, wer er war. Der Nachtschatten. Und wer gehörte zu dem Nachtschatten?
"Silentcry.", flüsterte ich so leise, dass ich schon dachte, es wiederholen zu müssen. Doch der Wasserspeier gab mit lauten Geräuschen den Weg zu der kühlen Wendeltreppe frei, den ich dankbar betrat. Kaum war ich durch seine Tür geschlüpft, hörte ich wohl vertraute Stimme.
"Y/N, ich wusste, dass du irgendwann den Weg hier hinauf finden wirst.", lächelte mir Dumbledore aus seinem Portrait zu. Ich wusste nicht recht, ob ich wütend auf ihn sein sollte, wegen all dem, was er von Severus verlangte.
"Professor.", meinte ich nur und hoffte, dass dies als halbwegs höfliche Begrüßung reichen würde. "Wo ist denn Severus, Sir?"
Albus sah nachdenklich auf seine Hände hinab, als müsste er erst überlegen, was genau er mir jetzt erzählen würde.
"Nun.", begann er nach gefühlten Minuten. "Er ist hier. Gleich nebenan." Als ich Anstalten machte, die Tür zu öffnen, hinter der Sev vermutlich gerade war, hielt mich Dumbledore davon ab. "Ich muss dich um eine Sache bitten, Miss Y/L/N. Severus sollte nicht erfahren, dass ich in diesem Portrait war."
"Und warum nicht?", fragte ich ihn ungeduldig.
"Weil ich mich ihm nicht gezeigt habe, seid ich sein Geheimnis heraus gefunden habe."
"Sein Geheimnis?", fragte ich genauso ahnungslos wie vermutend.
"Ja, das Geheimnis, dass er mir und der ganzen restlichen Welt verschwieg, doch Sie haben es wohl schon herausgefunden.", meinte Dumbledore mit herunter gepresstem Vorwurf in der Stimme. "Auch dies, ich bitte Sie, soll von Severus' Kopf fern bleiben. Er soll nicht wissen, dass ich es weiß." Mit diesen Worten verließ Dumbledore sein Portrait und ließ einen gelblichen Hintergrund zurück. Auch, wenn die Information, dass Albus nun natürlich wusste, dass Snape der Nachtschatten war, nicht unwichtiger war, so war mir Severus' jetziger Aufenthaltsort wichtiger. Und so ließ ich die Portraits in dem massigen Schulleiterbüro allein und riss die Tür auf, hinter der sich Severus versteckte. Er saß an einem Fenster und schaute so konzentriert nach draußen, dass er mich gar nicht bemerkte. Zumindest dachte ich das, denn als ich ihn fragte, was er hier machte, zuckte er keinesfalls zusammen.
"Ich warte.", sagte er kalt. Das gefiel mir überhaupt nicht, doch ich kam nicht drum herum, seine Kälte zu ignorieren.
"Worauf denn?", fragte ich ihn so sanft wie möglich.
"Auf das Signal."
Ich stöhnte innerlich. Wenn das hier so weiter ging, kam ich nicht weiter. Er schien das auch bemerkt zu haben, denn er drehte seinen Kopf zu mir um und betrachtete mich endschuldigend.
"Potter ist irgendwo da draußen um Hokruxe zu finden, doch ich denke, dass sogar er verstanden hat, dass er sie auch zerstören muss. Ich warte jetzt auf den Moment, wo ich ihm das Schwert überreichen kann.", erklärte er mir.
"Das Schwert von Gryffindor? Du hast es?", fragte ich ihn mit hochgezogener Augenbraue und deutete auf ein Slytherin Symbol, das an der Wand hing.
"Ich weiß, ich weiß.", sagte er und richtete sich auf. "Ja, ich habe es. Beziehungsweise Dumbledore hat es, aber er war so nett, mir zu zeigen, wo es versteckt liegt, bevor er er sich für immer aus seinem Portrait flüchtet.", meinte Severus. Er war wütend auf Dumbledore, weil es für ihn so aussah, als würde er ihn in dieser Situation im Stich lassen, doch er wusste natürlich nicht, warum sich Albus so zurück gezogen hatte. Ich sah Severus noch eine Weile an, doch plötzlich unterbrach eine aufgeregte Stimme unseren Blickkontakt.
"Professor Snape, Schulleiter, Sir!", rief die Stimme und Severus schreckte auf. Ich meinte, die Stimme Phineas zuteilen zu können, doch ich hatte keine Zeit um darüber nachzudenken, denn schon rauschte Sev an mir vorbei und stürzte sich in sein Büro. Ich stolperte ihm hinterher, so gut es ging.
"Es ist soweit!", hörte ich Phineas aufgeregt weiter kreischen.
"Wo sind sie?", fragte Snape kurz und rauschte hinüber zu seinem Reisemantel, dann zu Dumbledores leerem Portrait.
"In einem Wald, dort, wo Voldemorts Greifer demnächst ihre Patrouille durchführen wollen.", rief das Portraits des ehemaligen Schulleiters.
"Sagen Sie seinen Namen nicht!", zischte Severus, schob Dumbledores Portrait zur Seite und griff in einen Spalt, der dahinter erschien. Als er das Schwert heraus holte, könnte ich schwören, dass ich Albus' Gesicht kurz in dem Portrait gesehen hätte, doch es war so schnell wieder weg, dass es sicher nur Einbildung war.
Als ich realisierte, dass Severus sich gerade ans Abhauen machte, rannte ich auf ihn zu und hielt ihn an der Schulter fest. Abrupt riss er sich los und brachte mich damit fast zum Hinfallen.
"Severus!", keuchte ich, er drehte sich zu mir hin. "Lass mich dir helfen!"
"Nein!", sagte er laut und ließ mich zusammen fahren. Er drehte sich zu mir um. Seine Augen funkelten mich an und ich trat ein paar Schritte zurück. Von ihm so eine Wut mir gegenüber zu sehen war mir fremd und ich hasste es.
"Du bleibst hier." war sein letzter Satz, bevor er ein Fenster öffnete, sich in einen schwarzen Fetzen verwandelte und hinaus flog. Mit leicht geöffnetem Mund starrte ich ihm nach.

𝙳𝚒𝚎 𝚣𝚠𝚎𝚒𝚝𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎Where stories live. Discover now