"Er ist tot"

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Severus pov:
Ich hatte geglaubt, erst nach ihr suchen zu müssen, doch Y/N stand direkt vor der Bürotür des Schulleiters und machte den Eindruck, schnell flüchten zu wollen, bevor sie Jemand bemerkte. Besser gesagt hatte ich mir schon gedacht, dass uns Irgendwer belauschen würde und war sogar erleichtert, dass es Y/N war. Jeder andere hätte jetzt nämlich einen Gedächnisszauber von mir abbekommen, doch ihr wollte ich sowieso alles erzählen. Nur, damit sie bescheid wusste, natürlich.
"Y/N!", rief ich. Auch sie hatte ich eine Woche nicht gesehen, doch im Gegensatz zu Dumbledore hatte ich sie vermisst.
"Severus!", flüsterte sie ungläubig, rannte auf mich zu und umarmte mich. All zu lang war diese Umarmung leider nicht, denn sie löste sich schnell wieder von mir und sah mich völlig außer sich an.
"Das, was ihr vorhin in seinem Büro besprochen habt.. Ist.. Ist es wahr?", fragte sie zittrig.
"Nicht hier.", beschloss ich und schaute mich um. "Gehen wir runter."

Ich zeigte ihr den Geheimweg, mit dem ich zu Dumbledores Büro gekommen war, dann schlossen wir uns den regulären Treppen an, die uns hinunter in die Kerker führten. Mit wild umher gleitenden Augen und dröhnenden Gedanken in meinem Kopf hielt ich nach Schülern Ausschau, doch alles wahr Menschenleer. Dabei stellte sich mir die Frage, welcher Tag heute war und wie spät es wohl sein musste.
Mein Orientierungssinn war mit diesen Fragen anscheinend überfordert. Jedenfalls konnte ich mir nicht erklären, wieso Hogwarts mir plötzlich so fremd vorkam. Ich wusste noch halbwegs, wo mein Büro war, mehr konnte ich mir nur erschließen.
"Sev?", fragte eine zarte Stimme neben mir und ließ mich aus meinen Gedanken fahren. Ich schaute sie an. "Du hast gerade so schockiert gewirkt. Alles okay bei dir?"
Perplex schaute ich sie an und lief plötzlich so langsam, dass ich fast stehen blieb.
"Ja", antwortete ich leise. Diese Frage wurde mir noch nie von einer anderen Person außer vielleicht Isabella gestellt, und wenn doch, dann nur zur Höflichkeit. Es gab so viel, was ich antworten wollte, doch heraus kam immer nur dieses eine Wort. Diese Lüge.

Nach einem misstrauischen Blick von ihr zog mich Y/N weiter den steinigen Korridor entlang bis zu einer Tür, von der ich nicht wusste, wann ich sie das letzte Mal geöffnet hatte. Es waren meine Privaträume, vor denen mein Körper jetzt ein paar Schritte zurück wich und auf dessen Tür mein Gesicht mit einem Ausdruck von Ekel und Angst starrte.
Y/N hatte meine Gesten genau beobachtet, dass konnte ich aus dem Augenwinkel heraus genau sehen. Das noch jemand anderes uns beobachtet hatte, wussten wir jedoch beide nicht.

Y/N nahm meine Hand und zog mich weiter, zu meiner Erleichterung an meinen Privaträumen vorbei. Nun zu einer Tür, hinter dessen Holz ich nie gekommen war.
Ihre Privaträume. Ich hielt den Atem an. Mit ihrer freien Hand griff sie die Türklinke und machte mir die Tür zu ihren Gemächern auf. Sie drehte sich zaghaft zu mir um.
"Du darfst hier atmen.", meinte sie noch schnell, als sie bemerkte, dass ich immer noch die Luft anhielt. Vorsichtig bewegte ich mich in ihre Wohnung und schaute mich um. Dabei zog ich eine Augenbraue in die Höhe, da ich mir nicht ganz sicher war, in welche Privaträume wir gegangen waren; meine oder ihre.
"Ehm, also.. Ich habe mich ein wenig von dir inspirieren lassen..", meinte sie zögerlich.
"Das sehe ich.", meinte ich leicht grinsend. Ihre Behausung sah genau so aus, wie meine. Dunkel und schlicht, in dunkelgrünen Tönen gehalten, was mir als Slytherin augenscheinlich gefiel.

Zaghaft drehte ich mich zu ihr um, nachdem ich die Wände und die Einrichtung genauestens unter die Lupe genommen hatte. Nun grinste ich sie an, doch sie wirkte immer noch verlegen. Nach einem kleinen Moment der Stille schien sie jedoch wieder Ernst zu sein.
"Das heißt jetzt, dass du in spätestens zwei Wochen der Schulleiter dieser Schule wirst?", fragte sie leise.
Angesichts dieser Frage brach ich den Augenkontakt ab und schien wieder brennend interessiert an den steinigen Wänden. Ich wusste, dass sie keine Antwort von mir nicht dulden würde, also dachte ich nur nach, was ich jetzt sagen könnte. Ich wollte ihr Sicherheit geben, keine Angst.
Aber alles, was mir einfiel, waren schlechte Dinge. Ich musste einen Todesser spielen. Ich und Y/N mussten für uns behalten, auf welcher Seite ich wirklich stand. Auch Y/N musste so tun, als würde sie von mir glauben, dass ich ein Todesser wäre. Das tat mir am Meisten weh. Es war meine Schuld.

𝙳𝚒𝚎 𝚣𝚠𝚎𝚒𝚝𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt