Kapitel 22

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Derek war wie gelähmt. Nun verstand er gar nichts mehr. Er ließ sich auf den Bauch fallen und drückte seinen Kopf ins Kissen „Was war das denn bitte?" dachte er resigniert. Als er realisierte das Stiles in diesem Zustand vor ihm geflüchtet war, sprang er aus dem Bett und zog schnell wieder seine Sachen an. Er hechtete die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Er schnappte sich seine Lederjacke, die Schlüssel vom Camaro und lief fünf Stockwerke im Sprint durchs Treppenhaus runter auf die Straße, als plötzlich eine Nachricht von Stiles eintraf.

„Derek, verzeih mir bitte das ich einfach abgehauen bin, aber ich kann und ich will das alles nicht mehr. Ich weiß wie schwer die Situation ist, aber vertrau mir so ist es für alle das Beste. Bitte verschwende deine Zeit nicht damit mich zu suchen. Ich beende unsere viel zu kurze Beziehung mit dieser Nachricht, da ich dir nicht in die Augen schauen will, wenn ich es dir sage. Auch wenn ich fort bin möchte ich das du mich und meine unendliche Liebe zu dir niemals vergisst. Weißt du, ich glaube, wenn ich nicht so kaputt wäre, dann hätten wir beide eine reelle Chance auf eine wunderschöne Beziehung gehabt. Doch so ist es für uns beide das Beste. Ich werde meine Selbstzweifel und den Hass auf mich nie abstellen können, ich bin kein guter Mensch und ich habe jemanden wie dich nicht verdient. Ich hoffe das du mich eines Tages verstehen kannst und dann bereit bist mir zu verzeihen. Ich wünsche dir von ganzem Herzen das du eine neue Liebe findest die dich glücklich machen wird. Ich bin leider nicht in der Lage dich glücklich zu machen, obwohl du meine Welt bist und ich dich mehr liebe als es Wörter beschreiben können.
Ich liebe dich mehr als mein Leben... dein Stiles xoxo"


Derek hielt den Atem an als er die Nachricht las. Er musste ihn finden, musste wissen das es ihm gut ging. Er befürchtete das schlimmste, denn Stiles hatte seinen Rucksack mitgenommen und Derek wusste das die Pillen darin waren. Er würde sich nie verzeihen, wenn er zu spät kommen würde. Aber zuerst musste er ihm antworten.

„Stiles, bitte tu nichts Leichtsinniges oder Unüberlegtes. Ich liebe dich und wir schaffen das gemeinsam. Sag mir wo du bist und dann komme ich dich abholen und wir reden, okay?"

Derek wartete einen Augenblick und starrte gebannt auf das Display. Die Nachricht an Stiles kam nicht an und so schloss er den Chat und rief ihn an. Es ging sofort die Mailbox ran was Derek sagte das er sein Handy ausgeschaltet hatte. Er musste ihn finden also folgte er Stiles Geruch, der so unverkennbar war, dass er ihn überall erkennen würde, ein paar Meter die Straße runter bis er plötzlich weg war. „So eine verdammte scheiße, er muss ins Auto eingestiegen sein" fluchte Derek. Aber klar war er das, er würde ja schließlich nicht zu Fuß flüchten. Er wusste das Derek viel schneller als er war, und er ging das Risiko nicht ein das er seine Fährte wittern konnte.
Er musste ihn finden bevor irgendwas passierte, aber wo sollte er suchen? Er konnte überall sein. Derek war verzweifelt und den Tränen näher als es in dieser Situation gut war. Wenn ihm was passieren würde dann würde er sich das nie im Leben verzeihen. Der Beta versuchte den Gedanken daran, dass Stiles irgendwas zustoßen könnte, in den Hintergrund zu drängen und versuchte sich zu fokussieren. Er atmete tief durch und ging in sich. Er überlegte Fieberhaft wo er hingefahren sein konnte. In das Haus seines Dad's wird er nicht gefahren sein, seit er da als Nogitsune ausgerastet ist und das Mobiliar kurz und klein geschlagen hat war er nicht mehr da. Zum Rudel wird er auch nicht fahren, seine Freunde sind alle in Derek's Haus. In der Bibliothek der Schule könnte er sein, nein... sein Dad hatte ihm gesagt, dass er die Schlüssel nicht ohne Erlaubnis nutzen darf. Vielleicht ist er an seinen Lieblingsplatz gefahren. Ein kleiner Aussichtspunkt im Wald von Beacon Hills. Da konnte man über die Stadt schauen und hatte nur den Himmel vor sich. Er wusste das Stiles diesen Ort über alles liebte, denn da hatte er ruhe und konnte nachdenken. Es könnte aber auch sein das er zu seiner Mom gefahren ist. Er redet viel mit ihr, wenn es ihm schlecht ging. Derek entschied sich dafür an seinem Lieblingsplatz zu fahren. Wenn er da nicht war konnte er immer noch zum Friedhof fahren, aber sein Gefühl sagte ihm das er Stiles über der Stadt finden würde. Er öffnete die Tür des Camaro's und raste im Eiltempo durch die Stadt. Er raste über rote Ampeln und überschritt die Geschwindigkeitsbegrenzung mit mindestens 30 m/s. Es war ihm egal ob er eine Strafe bekam, für ihn zählte nur das er Stiles fand und ihn wieder nach Hause holte. Zehn Minuten später kam Derek an der Auffahrt an und stellte den Wagen ab. Roscoe war nirgends zu sehen und er rechnete schon damit das Stiles doch nicht hier war. Vielleicht hatte er, den Wagen, auch mit nach oben genommen. Derek beschloss den Rest zu Fuß zu gehen damit man ihn nicht hörte. Er stieg die letzten Meter nach oben und auf dem Aussichtsplatz stand Roscoe. Derek stieß vor Erleichterung die Luft aus. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sie vor Anspannung angehalten hatte. Stiles lag auf der Motorhaube und schaute in den Sternenklaren Himmel. Er weinte bitterlich und Derek kam sich so hilflos vor. Er ging ein paar Schritte näher und überlegte ob er was sagen sollte. Er wollte ihn nicht erschrecken, hatte aber Angst das er wieder flüchten würde. Er beschloss einfach langsam und vorsichtig zu Stiles rüber zu gehen und ihn erst anzusprechen wenn er bei ihm stand. Er hörte das Stiles leise vor sich hin redete. Trotz seines Werwolf Gehörs musste er sich anstrengen die Worte zu verstehen.
>> Warum bin ich nur so feige? Es ist doch nur ein Schritt den ich über die Klippe machen muss und nicht mal das kann ich. Ich bin eine Enttäuschung, ein niemand. Ich weiß doch das es für alle das Beste ist und trotzdem kann ich es nicht. Was zur Hölle ist nur los mit mir? Ich werde noch verrückt, wenn das so weiter geht. Wenn es da oben wirklich einen Gott gibt, dann bitte... gib mir die Kraft zu springen. Und wenn du schon in Wunsch-Erfüll-Laune bist dann gib Derek ein Zeichen das ich ihn liebe. Er, mein geliebter Werwolf, ist schlau und wird es verstehen. Zeig ihm wie sehr ich ihn liebe und gib ihm die Kraft das alles zu verarbeiten. Ich will das es ihm gut geht wenn ich nicht mehr da bin und ich will das er die kraft hat mir zu verzeihen. Bitte, kannst du das für mich tun? <<
Derek machte einen weiteren Schritt auf ihn zu und unter ihm knackte ein vertrockneter Ast. Stiles schreckte hoch und sprang von der Motorhaube.
>> Keinen Schritt weiter... bitte Derek tu uns beide einen Gefallen und verschwinde von hier. Du solltest nicht hier sein << sagte Stiles und konnte nur spekulieren das es Derek war. Er konnte durch seinen Tränenverhangenen Blick nämlich nichts erkennen. Derek blieb wie angewurzelt stehen, er wollte jetzt nichts riskieren. Stiles war in einer Verfassung in der er nicht wusste was er als nächstes tun würde.
>> Stiles bitte... du solltest auch nicht hier sein. Wir sollten beide in meinem Loft sein << sagte er und seine Stimme klang flehentlich. Er wusste nicht was er sagen oder tun sollte, er wollte doch nur das Stiles mit ihm nach Hause kam. Derek versuchte noch einen Schritt auf ihn zu zu machen.
>> Derek ich meine es ernst, wenn du noch einen verdammten Schritt näher kommst werde ich springen << sagte er und trat ganz dich an die Kante der Klippe. Derek riss die Augen auf und blieb regungslos stehen. Er durfte jetzt keinen Fehler machen.
>> Stiles tu mir das nicht an. Wir schaffen das gemeinsam. Ich habe dir doch versprochen das wir dich wieder hinbekomme <<
>> Ach ja?!? << sagte er abfällig
>> Natürlich << Stiles sah in die Ferne und Derek wagte sich einen weiteren Schritt nach vorne bedacht darauf auf keinen weiteren Ast zu treten.
>> Wir werden das Problem aus dem Weg schaffen << sprach er weiter als Stiles nichts erwiderte.
>> Das versuche ich doch gerade. ICH bin das Problem und ich werde mich jetzt aus dem Weg schaffen << Derek's Körper fühlte sich an wie ein Trümmerfeld aus Liebe und Schmerz und er wusste nicht wie lange er es noch aushalten konnte Stiles so zu sehen. Er war so machtlos und er wollte Stiles doch helfen.
>> Warte... erklär es mir. Ich will es doch nur verstehen und wenn ich das habe dann gehe ich und lasse dich tun was auch immer du tun möchtest. Du weißt das ich dir nichts abschlagen kann, und ich werde dir nicht im Weg stehen. Es ist dein gutes Recht so zu handeln wie du dich am wohlsten fühlst, aber denkst du nicht das ich eine Erklärung verdient habe? << Derek setzte jetzt alles auf eine Karte und das wusste er auch. Er wollte das Stiles sich in Sicherheit glaubte und dass er glaubte das Derek tut was er will, wenn er es ihm erzählt hatte. Doch Derek interessierte es nicht was Stiles in diesem Augenblick dachte. Es war nicht rational und hatte keinerlei Gewicht. Er versuchte bloß mehr Zeit zu bekommen um ihn aus dieser Lage zu holen.
>> Du willst es echt schon wieder hören? Macht es dich an, wenn ich dir meine Fehler immer und immer wieder sage? Geilt es dich auf zu hören wie schwach und nutzlos ich bin? Aber gut, du sollst deinen kleinen Kick das letzte Mal haben und dann verschwindest du von hier. Ich habe mich von dir getrennt und ich weiß nicht was du jetzt hier von mir willst. Ich werde nicht zu dir zurückkommen, die Mühe kannst du dir sparen << schlug Derek die ganze Wut von Stiles entgegen. Derek holte gerade Luft und wollte ihm antworten als Stiles weitersprach.
>> Ich bin ein kaputter, nutzloser, schwacher Idiot und ich bin eine Enttäuschung für jeden. Ich bin der Schwachpunkt des Rudels und mache euch so angreifbar. Ich bin feige und ängstlich. Ich habe Angst vor Träumen, habe Angst vor der Dunkelheit und habe Angst es zuzugeben. Obwohl das stimmt nicht ganz, jetzt habe ich keine Angst mehr denn jetzt hat es gleich ein Ende und da tut es sogar gut es laut auszusprechen. Weißt du ich habe noch nie in meinem Leben etwas Gutes oder Hilfreiches getan. Ich war in der Schule der beste und was hat es mir gebracht? Ich hatte keine Freunde und bin ständig verprügelt worden. Ich vermute, dass ich bei Kate nicht gejammert habe hängt damit zusammen, dass ich es schließlich gewohnt war. Ich war der schwule dumme Nerd der immer komisch war und mit dem keiner was zu tun haben wollte. Die Menschen von denen ich wusste das sie meine Freunde sind, habe ich mit meinen unüberlegten Handlungen ständig in Gefahr gebracht. Ich bin keine Hilfe für euch, ich bin einzig und alleine Ballast den ihr nicht gebrauchen könnt, aber hey... das hat gleich ein Ende. Ich werde euch nie wieder in die Situation bringen das ihr in Gefahr seid, nie wieder << sagte er und die verschiedensten Emotionen kochten in ihm hoch. Wut, Verzweiflung, Liebe, Hass, Glück, Sehnsucht und Schmerz brodeln an der Oberfläche und drohen überzukochen. Wütend schluckte er seinen Tränen runter und blickte Derek direkt und fest in die Augen. Derek erwiderte den Blick und versuchte kurz seine Gedanken zu ordnen. Es tat ihm weh, wenn er hörte wie Stiles über sich selber dachte und es tat auch weh zu sehen was er fühlte.
>> Okay, und jetzt sage ich dir was ich sehe. Du bist stark und mutig, du bist intelligent und hast die Gabe für jedes noch so schwere Problem eine Lösung zu finden. Ja es stimmt du handelst manchmal vorschnell und unbedacht und bringst vor allem dich in große Gefahr, aber das ist nicht schlimm sowas passiert nun mal. Wir sind eine Familie, wir passen aufeinander auf und helfen uns gegenseitig. Du sagst du hast Angst? Komm Stiles du weißt das das nicht stimmt. Egal wer von uns in Schwierigkeiten ist, du bist der erste der ihm helfen will. Du ziehst mit uns in jeden Kampf und das obwohl du keine Fähigkeiten besitzt. Stiles du bist sterblich, du heilst nicht und ich habe jedes Mal eine scheiß Angst das dir was passiert, aber du kämpfst dich an jede Front für uns durch. Es ist okay Angst zu haben, ich habe auch Angst das ist vollkommen normal. Du darfst nur nicht anfangen, die Menschen die dir helfen wollen, von dir zu stoßen. Du musst dir schon was Besseres einfallen lassen, wenn du mich überzeugen willst << Diese Lügen von Derek waren der Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte.
>> Ich muss gar nichts Derek, du wolltest das ich es dir erkläre und das habe ich getan, wenn du es nicht verstehen kannst oder willst dann ist das dein Problem. Mir ist scheiß egal wie du mich siehst und wie viele Lügen du dir noch ausdenken willst. Im Übrigen danke ich dir das du mich mal wieder daran erinnert hast das ich zum einen zu schwach war gegen den Nogitsune anzukämpfen, und zum anderen das ich mit meiner Fähigkeit nicht umgehen kann << Stiles platzte vor Wut und seine Emotionen kochten jetzt unkontrolliert über.
>> Was denn für Lügen? Ich denke mir keine Lügen aus, ich sage dir wie es ist. Es war keine Anspielung auf irgendwas und das du deine Fähigkeit nicht beherrscht ist nicht schlimm. Man kann es trainieren, das weißt du. Wir alle mussten unsere Fähigkeiten trainieren, keiner konnte sie sofort beherrschen. Aber da ist doch noch mehr was du mir nicht erzählen willst. Denn der Stiles den ich kenne würde nicht so reagieren. Der Stiles war immer ehrlich und hat alles gesagt was ihm auf der Seele lag. Das haben alle an ihm geschätzt <<
>> Tja Derek, dann kennst du mich wohl nicht richtig. Denn das bin ich, Live und in Farbe << sagte er und merkte wie verblüfft ihn Derek anstarrte.

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